Bürgerkrieg in Syrien 600 Menschen aus Homs befreit
Die Waffenruhe ist brüchig, dennoch konnten mehr als 600 Zivilisten die von syrischen Soldaten belagerte Stadt Homs verlassen; gleichzeitig erreichten Hilfslieferungen der Vereinten Nationen die zurückgebliebenen Menschen. Nun richten sich neue Hoffnungen auf die zweite Runde der Friedensgespräche in Genf.
Die Zahl von nannte der Gouverneur der Provinz Homs, Talal Barrasi, nachdem Helfer des syrischen Roten Halbmondes ihre Arbeit beendet hatten.
Bei Explosionen und Schusswechseln nahe der vereinbarten Abholorte soll es jedoch Tote und Verletzte gegeben haben. Das der Opposition nahestehende Beobachtungszentrum für Menschenrechte berichtete von fünf getöteten Männern und Jungen, ohne weitere Einzelheiten zu geben.
Von den geschätzt 2500 eingeschlossenen Menschen in der Altstadt von Homs, die Rebellen kontrollieren und Regierungssoldaten belagern, befänden sich nun immer noch mehr als 1000 dort, berichtete ein abgemagerter Mann.
Löchrige Waffenruhe
Der Leiter des Einsatzteams des Roten Halbmondes, Chaled Erksussi, erklärte, dass seine Organisation versuchen wolle, noch so viele Zivilisten wie möglich aus Homs zu holen, bevor die Waffenruhe endet. Für die Rettung der seit mehr als einem Jahr eingeschlossenen Zivilisten - zumeist Kinder, Frauen und ältere Männer - hatten beide Bürgerkriegsparteien unter UN-Vermittlung am Donnerstag eine dreitägige Waffenruhe vereinbart.
Dennoch schossen am frühen Sonntagmorgen unbekannte Bewaffnete auf Zivilisten, die am vereinbarten Treffpunkt in dem von Rebellen kontrollierten Stadtteil Al-Karabis auf ihre Abfahrt warteten. Trotz der Schüsse seien Hunderte Frauen, Kinder und ältere Männer auf eine Gruppe von Helfern des Roten Halbmondes zugelaufen, die knapp einen Kilometer entfernt wartete, berichteten Aktivisten.
Auch Lastwagen des syrischen Roten Halbmondes mit Hilfsgütern für die eingeschlossenen Menschen gerieten am Samstag unter Beschuss. Zwei Trucks wurden dabei beschädigt, ein Mitarbeiter erlitt Verletzungen. Trotzdem konnten den Angaben der Organisation zufolge im Bezirk Hamidije 250 Pakete mit Lebensmitteln und 190 mit Reinigungsmitteln sowie Medizin verteilt werden.
Gegenseitige Schuldzuweisung
Seit mehr als einem Jahr belagern Regierungssoldaten die von Rebellen gehaltenen Stadtteile und ließen bis vor kurzem keine humanitäre Hilfe hinein. Die eingeschlossene Bevölkerung litt unter Hunger und fehlender medizinischer Versorgung. Für den Bruch der Waffenruhe gaben sich beide Seiten gegenseitig die Schuld.
UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos äußerte sich enttäuscht über die Verstöße gegen die Waffenruhe. Der Beschuss mit Hilfsgütern beladener Lastwagen sei "eine krasse Erinnerung an die Gefahren, denen Zivilisten und Hilfskräfte tagtäglich in Syrien ausgesetzt" seien. Sämtliche Konfliktparteien seien aufgerufen, die humanitäre Pause zu achten, den Schutz von Zivilisten zu gewährleisten und die sichere Lieferung von Hilfsgütern zu ermöglichen.
Zweite Runde in Genf
Am Montag beginnt in Genf die zweite Runde der Friedensgespräche zwischen den Konfliktparteien über ein Ende des Bürgerkriegs, der nun schon fast drei Jahre andauert. Die syrische Delegation mit Vertretern der Regierung von Präsident Baschar al-Assad kam am Sonntagabend in der Schweiz an.
Unterdessen warfen auch am Sonntag Regierungstruppen Fassbomben auf zwei von Rebellen gehaltene Viertel in der nordsyrischen Stadt Aleppo ab, wie das Syrische Beobachtungszentrum für Menschenrechte berichtete. Dabei seien elf Menschen getötet worden. Am Samstag kamen den Angaben zufolge bei ähnlichen Angriffen 15 Menschen ums Leben.