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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Palästinenser drängen nach Ägypten "Niemand hier will sterben"
Ihre Hoffnung liegt auf dem Grenzübergang bei Rafah: Zahlreiche Palästinenser warten im Süden des Gazastreifens auf eine mögliche Öffnung. Die Lage spitzt sich zu.
Ägyptischen Sicherheitskreisen zufolge hätte der Grenzübergang im Süden des Gazastreifens am Montag geöffnet werden sollen. Doch bis zum frühen Abend warteten zahlreiche Palästinenser, die ihre Häuser verlassen haben, vergebens vor dem Zaun.
Für die Menschen in Gaza wird die Lage immer kritischer. Seit Tagen hätten sie kein Wasser, keinen Strom, keine Internetverbindung, berichtet eine Frau im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. Hilfsmaßnahmen gibt es bisher keine. Die Vereinten Nationen hatten am Montag angekündigt, in Rafah Hilfen nach Gaza bringen zu wollen.
Rafah ist der einzige Grenzübergang, der nicht von Israel kontrolliert wird. Israel hatte die Palästinenser aufgerufen, den Norden Gazas zu verlassen. Rund eine Million Menschen sind den Vereinten Nationen zufolge daraufhin in den Süden des Küstenstreifens geflohen.
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Die Lage ist verheerend: Der Grenzübergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten könnte für Millionen Palästinenser der einzig verbliebene Weg sein, vor der Offensive Israels zu fliehen. Doch der Übergang ist seit Tagen geschlossen – und die Situation vor Ort spitzt sich zu. Videos zeigen, wie Bewohner die Lage erleben.
Der 13-jährige Omran Abu Assi ist erst vor einem Jahr aus dem Vereinigten Königreich in seine Heimatstadt Gaza zurückgekehrt – und hat die Realität des Krieges bereits zu spüren bekommen. Die Familie harrt derzeit an der Grenze zu Ägypten aus.
"Ich bin in diese Stadt gekommen, weil mein Haus zu gefährlich ist, um darin zu leben. Ich sehe, wie Raketen am Himmel fliegen, ich werde aufgefordert, mein Haus zu verlassen und in die Krankenhäuser zu gehen. Das war wirklich sehr stressig für alle, für Familien, für meine Familie, nicht nur für meine Familie, für alle, für alle im Land."
"Vielleicht könnte ich den Gazastreifen verlassen, wenn Rafah geöffnet wird, dann könnte ich wegen der Bomben fliehen. Natürlich will niemand sterben."
"Wenn Rafah nicht geöffnet wird, könnten wir in ernsthaften Schwierigkeiten stecken. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich bin jetzt seit fünf, sechs Tagen in diesem Krieg. Ich habe das Gefühl für die Wochen verloren. Es war wirklich sehr anstrengend."
Nach Angaben der Behörden in Gaza seien bei den Vergeltungsschlägen bisher mehr als 2.500 Menschen getötet und knapp 10.000 verwundet worden. Weitere Tausend Menschen würden vermisst und könnten unter Trümmern begraben liegen.
Und die Zahl der Todesopfer durch Luftangriffe steigt weiter. Hinzu kommt: In den engen und überfüllten Straßen des Gazastreifens verschlechtern sich für die Menschen die Lebensbedingungen.
Auch Hadeel Abu Dahoud hat sich zur Grenze bei Rafah aufgemacht.
"Es gibt keine Sicherheit, selbst wenn man am Grenzübergang ist, hat man Angst. Den Weg zum Übergang haben sie beschossen und wir fingen an zu schreien. Wir kamen zum Grenzübergang und dachten, dort sei es sicher. In Gaza ist es nirgendwo sicher. Wo immer wir hingehen, gibt es Beschuss, Weinen, Schreie und Blut. Wir wissen nicht, was wir tun sollen. Wir kommen zum Übergang und wissen, dass sie ih n nicht öffnen werden. Es gibt auch keine Hilfe. Acht Tage lang, kein Strom, Wasser, Internet, wir können nicht kommunizieren und wissen nicht, was los ist. Das ist kein Leben."
Ägyptischen Sicherheitskreisen zufolge hätte der Grenzübergang am Montag geöffnet werden sollen.
Laut dem ägyptischen Außenminister Samih Schukri habe Israel die Öffnung aber verhindert. Bis zum frühen Abend blieb der Übergang weiter geschlossen. Zudem gab es Berichte von weiteren israelischen Angriffen auf die Gegend.
Wie die Lage an der Grenze zu Ägypten derzeit ist, weshalb der Übergang wohl geschlossen blieb und was die Palästinenser dazu sagen, sehen Sie hier oder im Video oben.
- Mit Videomaterial und Informationen der Nachrichtenagentur Reuters