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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Wird in die Geschichte Israels eingehen" Junge Israelin verhindert Hamas-Sturm auf ihren Kibbuz
Mehrere israelische Gemeinden nahe Gaza wurden zu Zielen der Hamas-Terroristen, die dort Massaker verübten. In einem Kibbuz verteidigten sich die Bewohner erfolgreich – dank einer jungen Frau.
Am Samstag attackierte die Terrororganisation Hamas vom Gazastreifen ausgehend mit beispielloser Gewalt mehrere Orte in Israel. Die Islamisten durchbrachen unter anderem mit Bulldozern die Grenzmauer zu Israel und infiltrierten in kleinen Gruppen schnell nahegelegene Gemeinden, sogenannte Kibbuze. In mehreren dieser Orte wurden Massaker verübt.
Nicht jedoch im Kibbuz Nir Am, der weniger als einen Kilometer von der Grenzmauer entfernt nordöstlich des Gazastreifens liegt: Hier spielte sich eine Episode ab, die Beobachtern zufolge in die Geschichte Israels eingehen wird. Die 25-jährige Inbal Lieberman, Sicherheitsbeauftragte von Nir Am, wehrte gemeinsam mit ihrem Team den Angriff von Hamas-Terroristen ab. Während in nahegelegenen Siedlungen viele Menschen getötet wurden, verteidigte Lieberman ihren Kibbuz erfolgreich und verhinderte damit möglicherweise Gräueltaten.
Verteidiger von Nir Am töteten 25 Hamas-Terroristen
Lieberman wurde laut Medienberichten erst im Dezember 2022 zur Sicherheitsbeauftragten von Nir Am ernannt, setzte den Verteidigungsplan der Gemeinde jedoch mit Bravour um. Dem israelischen Portal "Walla News" zufolge hat die 25-Jährige direkt gehandelt, als sie von den Angriffen der Hamas-Terroristen erfuhr: Sie öffnete die Waffenlager und verteilte Pistolen sowie Gewehre an ihr zwölfköpfiges Team. Anschließend nahmen die Verteidiger strategische Positionen ein und stellten Hinterhalte für die Angreifer auf.
Gemeinsam sollen die Verteidiger von Nir Am 25 Terroristen getötet haben, Lieberman allein erschoss den Berichten zufolge fünf Angreifer. Die Attacke der Hamas auf den Kibbuz soll insgesamt vier Stunden gedauert haben, doch die Verteidigung hielt stand.
Die Kulturbeauftragte von Nir Am, Ilit Paz, gab dem Portal "Israel Hayom" weitere Einblicke in die Arbeit der Verteidiger. "Es war erstaunlich. Mein Mann war Teil der Bereitschaftseinheit, die daran arbeitete, weitere Opfer zu verhindern. Sie hörten die Schüsse und nahmen auf eigene Faust Kontakt zu den anderen Mitgliedern und Inbal auf." Man habe dem Sicherheitsteam zu verstehen gegeben, dass sie in Bereitschaft bleiben sollten.
"Doch Inbal traf die Entscheidung, nicht zu warten und sich stattdessen sofort einsatzbereit zu machen", erzählte Paz weiter. "Tatsächlich konnten sie durch diesen Umstand, sich frühzeitig bereitzumachen, Dutzende von Opfern verhindern."
Massaker in israelischen Gemeinden
Den Menschen in anderen Gemeinden hingegen widerfuhr Schreckliches: Der Kibbuz Kfar Aza steht sinnbildlich dafür. Die Siedlung liegt weniger als zehn Kilometer südlich von Nir Am. Hier dauerte die Attacke der Hamas-Terroristen zwei Tage lang. Sie richteten ein Blutbad an. Die Ausmaße dessen wurden sichtbar, als die israelische Armee am Dienstag damit begann, die Toten zu bergen. Bis zu 150 Zivilisten sollen ermordet worden sein, darunter auch Kinder. Einem jungen Paar gelang es jedoch, seine Zwillinge zu verstecken. Mehr dazu lesen Sie hier.
Die Geschichte von Inbal Lieberman und der erfolgreichen Verteidigung Nir Ams scheint nun wie ein Lichtblick für viele Menschen in Israel zu sein. "Inbal ist der Grund dafür, dass es einen Kibbuz in der Gegend gibt, der unversehrt geblieben ist", zitiert das israelische Portal "Maariv Daily" aus einem Beitrag in sozialen Netzwerken. "Wenn alles vorbei ist, wird diese Frau den Israel-Preis erhalten. Die Geschichte ihres Heldentums wird über Generationen hinweg in die Geschichte Israels eingehen."
Ähnliches soll sich im Moschav Ein Habesor abgespielt haben, wie die israelische Zeitung "The Times of Israel" berichtet. Als Moschav werden landwirtschaftliche Siedlungen bezeichnet. Der Ort nahe dem Gazastreifen soll ebenfalls zum Ziel schwerbewaffneter Hamas-Terroristen geworden sein, angeblich in noch größerer Zahl als beim Angriff auf Nir Am. Die Angreifer wurden von den Bewohnern abgewehrt, wie einer von ihnen der Zeitung sagte. "Was uns passiert ist, war teils Aufmerksamkeit, teils ein Wunder."
In Israel wurden bis Mittwoch mindestens 1.200 Todesopfer gezählt. Das teilte der Sprecher der israelischen Armee, Jonathan Conricus, mit. Die "überwältigende Mehrheit" der Todesopfer seien Zivilisten. Rund 3.000 Menschen seien verletzt worden. Durch die andauernden Gegenschläge der israelischen Luftwaffe starben im Gazastreifen nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums bisher mindestens 1.050 Menschen. Mindestens 5.200 weitere Menschen wurden nach neuen Angaben vom Mittwoch verletzt.
- dailymail.co.uk: "Israeli woman Inbar Lieberman, 25, is hailed a hero for saving kibbutz Nir Am from invading Hamas" (englisch)
- nypost.com: "Israeli woman, 25, hailed as a hero for killing terrorists, leading team that saved kibbutz from Hamas" (englisch)
- maariv.co.il: "בזמן מתקפת המחבלים: הסיפור הבלתי יאומן של הצעירה שהצילה קיבוץ שלם" (hebräisch)
- israelhayom.co.il: "הגיבורה של ניר עם: הרבש"צית שהצילה קיבוץ שלם ממחבלי החמאס" (hebräisch)
- timesofisrael.com: "Defenders of Kibbutz Nir Am say they killed 2 terrorists Saturday, preventing takeover" (englisch)
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa