Tausende Briten noch vor Ort Bürger kritisieren Regierung wegen Sudan-Evakuierung
Drei Evakuierungsflieger der Bundeswehr sind bereits aus dem Sudan gestartet. Britische Bürger warten hingegen weiterhin darauf, gerettet zu werden.
Nach der Evakuierung britischer Diplomaten aus dem Sudan steht die Regierung in London in der Kritik. Mehrere britische Staatsbürger beschwerten sich in Medien, sie fühlten sich allein gelassen.
Die Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Parlament, Alicia Kearns, sagte dem Sender BBC Radio 4, vermutlich wollten mehr als 1.000 Britinnen und Briten in Sicherheit gebracht werden. "Das sind manchmal große Familien. Ich vermute, dass es sich um 3.000, 4.000 oder mehr Leute handelt", sagte die konservative Politikerin.
Premierminister Rishi Sunak hatte zuvor mitgeteilt, das britische Militär habe britische Diplomaten und ihre Familien evakuiert. Hier lesen Sie mehr über die Evakuierungsaktionen verschiedener Länder im Sudan.
"Die Situation ist völlig verzweifelt"
Außen-Staatssekretär Andrew Mitchell verteidigte den Einsatz. Die Rettung des Botschaftspersonals habe Priorität gehabt, da es eine "sehr konkrete Drohung gegen die diplomatische Gemeinde" in der Hauptstadt Khartum gegeben habe, sagte Mitchell dem Sender Sky News. Er versicherte, die Regierung tue, was möglich sei.
Vor einem Waffenstillstand gebe es aber wenig Chancen auf Hilfe, auch weil die Flugplätze umkämpft seien. "Die Situation ist völlig verzweifelt, und eine Waffenruhe notwendig. Und der einzige Rat, den Großbritannien den Leuten geben kann, ist, in geschlossenen Räumen zu bleiben, denn das ist die sichere Option", sagte der konservative Politiker.
Evakuierungsplan für Briten gefordert
"Falls es keine Evakuierung geben wird, weil es zu gefährlich ist, haben wir eine moralische Verpflichtung, britischen Staatsbürgern diese Entscheidung so schnell wie möglich mitzuteilen, damit sie eigene Entscheidungen treffen können", sagte Kearns. Der ebenfalls konservative Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Tobias Ellwood, forderte einen klaren Evakuierungsplan für Briten.
Ein Brite namens William sagte der BBC, er habe Khartum in einem Bus seines sudanesischen Arbeitgebers verlassen, weil "wir nichts als Unsinn von der Regierung gehört haben". Die Britin Iman Abugarga sagte der Zeitung "Telegraph": "Es ist eine Schande, wie schlecht sie diese Situation handhaben."
In Medien wurden erste Vergleiche zum chaotischen Abzug britischer Truppen aus Afghanistan im vergangenen Sommer gezogen, bei dem viele Briten oder Hilfskräfte zurückblieben.
Die Bundeswehr startete inzwischen drei Evakuierungsflieger aus dem Krisenland. Hier lesen Sie mehr zur deutschen Rettungsaktion im Sudan.
- Nachrichtenagentur dpa