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Mexiko will Entschuldigung für Eroberung – kein Verständnis aus Spanien


Madrid reagiert erbost
Muss sich Spanien für die Eroberung Mexikos entschuldigen?

dpa, Emilio Rappold

26.03.2019Lesedauer: 3 Min.
Eine Gravur zeigt die Eroberung der Azteken-Hauptstadt Technotitlan durch den Conquistador Hernan Cortez: Der spanische Eroberer ließ die Stadt im Jahr 1521 völlig zerstören.Vergrößern des Bildes
Eine Gravur zeigt die Eroberung der Azteken-Hauptstadt Technotitlan durch den Conquistador Hernan Cortez: Der spanische Eroberer ließ die Stadt im Jahr 1521 völlig zerstören. (Quelle: getty-images-bilder)

Mexikos Präsident López Obrador wendete sich nach Madrid und an den Papst: Er sei Zeit, sich für Verbrechen gegen indigene Völker zu entschuldigen. Damit sorgt er auf der anderen Seite des Atlantiks für Empörung.

Mexikos Präsident hat den König Spaniens und den Papst in Briefen dazu aufgefordert, sich für die spanische Eroberung und Unterwerfung indigener Völker im 16. Jahrhundert zu entschuldigen. Es habe sich um eine Invasion gehandelt, während der willkürlich die Völker unterworfen worden seien, sagte Andrés Manuel López Obrador in einer Video-Botschaft, die am Montag (Ortszeit) in den sozialen Netzwerken veröffentlicht wurde.

Es dauerte nicht lange, bis die Briefe an König Felipe VI. und an Papst Franziskus in Spanien auf Ablehnung und auch Entrüstung stießen. Die Regierung von Sozialist Pedro Sánchez lehnte eine Entschuldigung schnell und energisch ab. Der Inhalt des Briefs werde "mit aller Bestimmtheit zurückgewiesen", hieß es in einer am Dienstag verbreiteten Mitteilung des Palacio de la Moncloa. Die Ankunft der Spanier vor fünf Jahrhunderten im heutigen Mexiko könne "aus zeitgenössischer Sicht nicht beurteilt werden".

Weniger diplomatisch äußerten sich Politiker der konservativen Opposition, Journalisten und Zeitungsleser. Der Spitzenkandidat der liberalen Ciudadanos bei der Parlamentswahl vom 28. April, Albert Rivera, bezeichnete López Obrador als Linkspopulisten, "der die Geschichte fälscht und die Konfrontation sucht". Seine Forderung sei eine unerträgliche Beleidigung aller Spanier.

Politiker und Medien werfen Mexiko Gewalttaten vor

Rafael Hernando, einer der wichtigsten Vertreter der Volkspartei (PP), schrieb unterdessen auf Twitter: "Man muss diesen Herrn (López Obrador) daran erinnern, dass wir Spanier dorthin gegangen sind und der Macht jener Stämme ein Ende gesetzt haben, die ihre Nachbarn grausam ermordet haben." In den morgendlichen TV-Talk-Sendungen regten sich auch viele Journalisten auf. "Mexiko soll sich erstmal für den Mord an Kaiser Maximilian I. entschuldigen", rief zum Beispiel einer. Der Österreicher wurde im Juni 1867 auf dem "Campo de las Campañas" von Querétaro erschossen.

Auf der Homepage der Zeitung "El País" hatte der Bericht über die Forderung Mexikos bis Dienstagmittag bereits knapp 5.000 Leser zu Kommentaren veranlasst. Die meisten beschimpften den mexikanischen Präsidenten. López Obrador solle sich lieber um Korruption, Drogenhandel und Mordwelle in seinem Land kümmern, so der Tenor.

In Mexiko wurden die Äußerungen wiederum als rassistisch bezeichnet. Eine Reihe von Autoren, Historikern und Intellektuellen stellten sich in einem Bericht der Zeitung "La Jornada" hinter die Forderung López Obradors. Die indigenen Völker verdienten eine Entschuldigung aller, die sie jemals unterdrückt haben, hieß es.

Spanier wollten vor 500 Jahren Bodenschätze und Einfluss gewinnen

Die Konquistadoren gingen im Gebiet des heutigen Mexikos während ihrer Eroberung und der Kolonialisierung äußerst brutal gegen die angesiedelten Völker vor. Modernere Waffen machten sie im Kampf gegen die Azteken nahezu unbesiegbar, eingeschleppte Krankheiten wie Masern und Pocken rafften dazu Hunderttausende der Einwohner dahin. Bei der Eroberung ging es den Spaniern dabei vor allem um Bodenschätze wie Gold und Machteinfluss in der Neuen Welt. Mit Hilfe der katholischen Kirche wurde nach der Eroberung auch die präkolumbische Kultur unterdrückt – Tempel mussten so zum Beispiel Kirchen weichen.

López Obrador sagte, die spanische Eroberung sei mit Schwert und Kreuz erfolgt. Er habe die Briefe geschickt, damit die Missstände beachtet würden und die betroffenen Völker eine Entschuldigung für die Verletzung der Menschenrechte erhielten. Er hoffe, dass 2021 ein Jahr der "historischen Aussöhnung" werde. Dass er mit der Forderung auf Konfrontationskurs gehe, wies López Obrador am Dienstag zurück. Er schlug die Gründung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe für eine historische Aufarbeitung vor.

2021 jähren sich gleich drei für die Geschichte Mexikos wichtige Ereignisse. Vor 500 Jahren,1521, fiel die damalige Azteken-Hauptstadt Tenochtitlán an die Spanier, 1321 war diese gegründet worden. 1821 erlangte Mexiko dann die Unabhängigkeit. Dies sei die Zeit, sich zu versöhnen, sagte der Präsident. "Aber zuerst bitten wir um eine Entschuldigung." Er werde sich ebenfalls für Verbrechen an indigenen Völkern und anderen Minderheiten nach der Unabhängigkeit Mexikos von Spanien entschuldigen.


Die Regierung in Madrid bedauerte unter anderem auch, dass der Inhalt des Briefs von López Obrador selbst öffentlich gemacht worden sei. Das Schreiben war nach Angaben aus Madrid bereits am 1. März bei der spanischen Regierung eingegangen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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