Konflikt in Nahost Das Terrornetzwerk Teherans
In Nahost hat der Iran verschiedene Verbündete und Unterstützer. Wer sind diese Länder und welche Ziele verfolgen sie?
Inhaltsverzeichnis
Ajatollah Ali Chamenei hat einen seiner wichtigsten Verbündeten verloren: Nach dem Tod des Hisbollahchefs Hassan Nasrallah im Libanon geht der Blick Richtung Teheran. Wie wird das Mullah-Regime um das Staatsoberhaupt auf die israelischen Attacken reagieren?
Der Iran könnte bei einem Vergeltungsschlag auch auf ein Netzwerk von Verbündeten zurückgreifen, das das Mullah-Regime in mehreren arabischen Staaten aufgebaut hat. In der Islamischen Republik wird der Zusammenschluss dieser Gruppen als "Achse des Widerstands" bezeichnet. Der Iran bestreitet, Angriffe dieser Gruppen zu steuern, und behauptet, dass diese auf eigene Initiative handeln. Nachweisliche bewaffnet und bildet Iran aber Gruppen aus, die in den folgenden Regionen aktiv sind:
Gazastreifen
Der Iran unterstützt die palästinensischen islamistischen Terrororganisationen Hamas und Islamischer Dschihad. Die Hamas, die im Gazastreifen regiert, griff am 7. Oktober 2023 überraschend Israel an, das mit einem massiven Vergeltungsangriff reagiert und sich zum Ziel gesetzt hat, die Hamas zu beseitigen. Der Iran positioniert sich als Verfechter des palästinensischen Widerstands gegen Israel. Nachdem Hamas-Chef Ismail Hanija im Juli in Teheran bei einem mutmaßlich israelischen Anschlag getötet wurde, ist der wichtigste iranische Verbündete im Gazastreifen weiter geschwächt.
Irak
Die Führung in Teheran unterstützte schiitische Militante im Irak während der US-Besatzung und hat diese Verbindungen aufrechterhalten. Die 150.000 Mann starken Volksmobilisierungskräfte (PMF), eine staatlich sanktionierte Gruppierung irakischer Paramilitärs, werden von schwer bewaffneten und kampferprobten Gruppen dominiert, die dem Iran gegenüber loyal sind und enge Verbindungen zu dessen Revolutionsgarden haben. PMF-Gruppen haben bei Dutzenden Angriffen im Irak und in Syrien US-Stützpunkte mit Raketen beschossen. Die USA reagierten mit Luftangriffen, darunter einem Angriff, bei dem ein Kommandant in Bagdad getötet wurde.
Syrien
Syrien ist eine wichtige Transitroute für iranische Stellvertreter zwischen dem Irak und dem Libanon. Nach Beginn des syrischen Bürgerkriegs im Jahr 2011 intervenierte der Iran, um Machthaber Baschar al-Assad zu stützen, und entsandte Gardeberater und Kämpfer aus dem Irak, Pakistan und Afghanistan. Die libanesische Hisbollah kämpfte an der Seite dieser Gruppen und unterstützte Assad. Sie sind weiterhin in ganz Syrien im Einsatz.
Libanon
Die Hisbollah ist Teherans treuester militärischer Verbündeter. Die Terrororganisation wurde in den 1980er-Jahren gegründet, um israelische Truppen im Libanon zu bekämpfen. Sie verfügt über ein Arsenal von Zehntausenden Raketen und hoch qualifizierte Kämpfer, die jahrelang in Syrien gegen sunnitische Islamisten gekämpft haben. Am Wochenende hatten Israel und die Terrorgruppe den Tod ihres Anführers Hassan Nasrallah verkündet. Mehr dazu lesen Sie hier.
Jemen
Die Huthi-Miliz im Jemen eroberte 2014 weite Teile des Landes und kämpfte gegen die von Saudi-Arabien unterstützten Regierungstruppen. Der Iran unterstützte zunächst die Huthi im Kampf gegen seinen Erzrivalen Saudi-Arabien. Die Huthi – oder Ansar Allah, so der offizielle Name der Gruppe – feuern jetzt Raketen auf Israel sowie auf Handelsschiffe und Öltanker im Roten Meer, die sie in Verbindung mit Israel bringen. Die USA und Großbritannien haben Huthi-Ziele im Jemen angegriffen.
Die Huthi haben sich solidarisch mit der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen erklärt. Sie, die Hisbollah und andere Gruppen haben angedeutet, dass ihre Angriffe erst dann eingestellt werden, wenn Israel den Krieg gegen die Hamas beendet.
Welche Ziele verfolgen sie?
Der Iran und seine Verbündeten haben das gemeinsame Ziel, Israel zu vernichten und die US-Truppen aus der Region zu vertreiben. Immer wieder betont Teheran, dass Israel kein Recht auf Existenz habe.
Die verschiedenen Gruppen haben dabei auch eigene lokale Interessen. Die Hisbollah ist die mächtigste Gruppe im Libanon, dessen Wirtschaft sich im freien Fall befindet. Die Huthi versuchen Analysten zufolge, die Kontrolle im Jemen zu behalten und haben den jüngsten Krieg als Mittel genutzt, um ihre militärische Stärke und regionale Bedeutung zu behaupten. Das genaue Ausmaß der Kontrolle des Irans über die Aktionen ist unklar.
Die PMF im Irak haben sich dadurch bereichert, dass sie weite Teile des Staates und der Wirtschaft beherrschen. Gruppen, die dem Iran gegenüber loyaler sind, befolgen die Befehle Teherans, andere streben nach Geld und Macht und gehen davon aus, dass ein regionaler Flächenbrand ihre Dominanz im Irak zunichtemachen könnte, sagen einige Beamte.
- Nachrichtenagentur Reuters