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Hamas: So finanziert die Terrororganisation ihre Waffen


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Die Geldquellen der Terroristen
So bezahlt die Hamas ihre Waffen


Aktualisiert am 28.10.2023Lesedauer: 4 Min.
Hamas-Chef Ismail Hanija zu Besuch beim iranischen Präsidenten Ibrahim Raisi in Teheran (Archivbild): Der Iran ist einer der größten Geldgeber der Terrororganisation.Vergrößern des Bildes
Hamas-Chef Ismail Hanija zu Besuch beim iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi in Teheran (Archivbild): Der Iran ist einer der größten Geldgeber der Terrororganisation. (Quelle: Iranian Presidency Office/apaimages/imago-images-bilder)

Experten zufolge ist die Hamas im Gazastreifen eine der am besten finanzierten Terrororganisationen der Welt. Woher kommt das ganze Geld?

Rund 300 Millionen US-Dollar soll das Jahresbudget der Terrororganisation Hamas umfassen – so viel wie der Haushalt von Minden. Doch anders als die deutsche Kleinstadt verwendet die Organisation ihr Geld kaum für den Bau von Straßenlaternen und Kindergärten, sondern wie zuletzt für teils große militärische Operationen.

Mit Tausenden Raketen und Hunderten bewaffneten Mitgliedern griffen die Terroristen vor nunmehr drei Wochen Israel zu Wasser, zu Land und in der Luft an. Das erforderte nicht nur lange Planungen, sondern auch viel Geld. Doch wie viel Vermögen besitzt die Hamas eigentlich? Und woher kommt das frische Geld?

Die Suche nach den Finanziers führt über verschiedene Pfade. "Die Hamas hat zwei Flügel: einen sozialen und einen militärischen. Der soziale Flügel ist sehr aktiv bei der Beschaffung von Geldern, aber das Geld geht definitiv an den kämpfenden Arm", sagte der Politikwissenschaftler Victor Asal dem Wirtschaftsmagazin "Business Insider".

Auch deutsche Vereine spenden für den Terror

Der Hamas nahestehende angebliche Wohltätigkeitsorganisationen hätten unter dem Vorwand, den Gazastreifen mit Lebensmitteln und Medizin zu versorgen, Gelder in den militärischen Flügel der Hamas fließen lassen. Auch wenn ein Teil der Gelder letztendlich die vorgesehenen Empfänger erreiche, seien die "Wohltätigkeitsorganisationen", die ihren Sitz außerhalb des Gazastreifens hätten und manchmal in westlichen Ländern ansässig seien, oft Vorwände, um den Terror der Hamas zu finanzieren.

Recherchen von t-online legen zudem Beziehungen deutscher Terror-Lobbyisten in ein weit gefächertes internationales Netzwerk der Hamas offen. Unscheinbare Vereine organisieren in Deutschland Unterstützung für den Terror der Hamas. Sicherheitsbehörden schauen seit Jahren zu. Die ganze Recherche lesen Sie hier.

Außerdem spiele das traditionelle Hawala-System zum Geldtransfer eine wichtige Rolle, sagte der Islamwissenschaftler Guido Steinberg dem Radiosender Deutschlandfunk Nova. Dafür zahle jemand irgendwo auf der Welt Geld an einen bekannten Hamas-Unterstützer mit Kontakten in den Gazastreifen. "Dessen Kollegen im Gazastreifen zahlen das Geld dann wieder aus", erklärt Steinberg.

Für Geld ist der Hamas jedes Mittel recht

Das zeigt: Die Quellen sind sehr divers. Und die Geldströme sind so groß, dass die Hamas sich über die Jahre ein üppiges Vermögen aufbauen konnte – das die Terroristen zum Teil sogar anlegen und investieren. Das US-Finanzministerium schätzt es auf mindestens 500 Millionen US-Dollar in Firmenbeteiligungen.

Die Hamas nutzt ihre Finanzen allerdings nicht nur für Gewalttaten, sondern greift auch zu Gewalt, um ihre Finanzen verbessern, sagte Politologe Asal "Business Insider". So wie viele terroristische Organisationen, die Landstriche oder Handelswege kontrollieren, finanziere sich die Hamas auch durch Erpressung, Entführungen und Raubüberfälle.

Hinzu kämen Steuern und Schmuggel, erklärte der Terrorexperte Mathew Levitt dem "Business Insider". So besteuere die Hamas etwa die Schmugglertunnel nach Ägypten. "Jedes Geschäft, jegliche Hilfe, humanitäre Hilfe, ein Lastwagen nach dem anderen, der täglich aus Israel in den Gazastreifen kam, konnte besteuert und erpresst werden", sagte Levitt. Der palästinensische Wirtschaftsjournalist Abu Dschahab schätzt die monatlichen Zolleinnahmen am Grenzübergang zu Ägypten in Rafah auf bis zu 15 Millionen US-Dollar.

In Geldkoffern kommen Milliarden US-Dollar

Das aber reicht bei Weitem nicht, um auf die eingangs erwähnten Summen von mehreren Hundert Millionen Dollar zu kommen, zusätzlich braucht es Großspender. Im Falle der Hamas sind das der Iran und Katar.

Der Nahost-Experte Ali Fathollah-Nejad sagte im Interview mit t-online, dass der Iran den Terroristen im Gazastreifen jährlich schätzungsweise 150 Millionen US-Dollar zukommen lasse – und das seit 30 Jahren. Das Interview können Sie hier nachlesen. Verschiedenen Medienberichten zufolge soll der Iran Hamas-Mitglieder auch für den Angriff auf Israel trainiert haben. Mehr dazu lesen Sie hier.

Von Katar sind laut Berichten bisher mehr als 2,1 Milliarden US-Dollar an die Hamas geflossen – teilweise in Geldkoffern durch die Tunnel unter dem Gazastreifen. Israel duldete dies mit der Begründung, dass das Geld die humanitäre Krise im Gazastreifen mildern solle und sichergestellt sei, dass das Geld nicht für andere Zwecke missbraucht werde.

Krieg als Business

Dem Politikwissenschaftler Herfried Münkler zufolge agierten Terroristen wie die der Hamas als "Kriegsunternehmer, die den Krieg auf eigene Rechnung führen und sich die dazu benötigten Einnahmen auf unterschiedliche Art und Weise beschaffen. (...) Durchweg profitieren sie von den Hilfslieferungen internationaler Organisationen, da sie die Flüchtlingslager oder zumindest deren Zugänge kontrollieren", schreibt Münkler in seinem Buch "Die neuen Kriege".

Dabei sei es ein fast unvermeidbares Dilemma, dass Terrorgruppen Hilfslieferungen an Bedürftige abgreifen und auch medizinische Versorgung und neue Mitglieder aus Flüchtlingscamps beziehen. Auch die häufig beobachteten Toyota-Pick-ups, die viele Terrororganisationen aufgrund ihrer Langlebigkeit und Flexibilität als Kampffahrzeuge nutzten, kämen häufig erst mit Hilfsorganisationen ins Land, sagt Münkler. Auf diese Weise könnten Terroristen bereits mit geringem Ressourcenaufwand in einen asymmetrischen Guerillakrieg mit klassischen Militärmächten ziehen.

UN-Hilfswerk im Gazastreifen umstritten

Der Umfang an Hilfsgeldern der EU betrage rund 300 Millionen Euro, 200 Millionen davon gingen an die Palästinensische Autonomiebehörde und etwa 100 Millionen an das UN-Palästina-Hilfswerk UNRWA, welches im Nahen Osten Schulen und Krankenhäuser unterhält, schreibt das ZDF.

Die UNRWA ist dabei in zweifacher Hinsicht ein schwieriger Adressat für Hilfsgelder. Zum einen ist die Hilfsorganisation umstritten. Es gibt regelmäßig Kritik daran, dass sie kein neutraler, humanitärer Akteur sei, sondern mit Konfliktgruppen sympathisiere oder sich für deren Zwecke instrumentalisieren lasse. Auch habe sie in ihren Schulen teilweise islamistische Lehren verbreitet.

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Zum anderen scheint sie vor Übergriffen der Hamas nicht sicher zu sein. Auf der Plattform X (vormals Twitter) teilte sie für kurze Zeit mit, dass ihr Treibstoff und Medikamente gestohlen worden seien, löschte den Post kurz darauf aber wieder. Es bleibt unklar, ob es sich um eine Falschmeldung handelte oder die UNRWA unter Druck gesetzt wurde.

Verwendete Quellen
  • Herfried Münkler: Die neuen Kriege (2014)
  • deutschlandfunknova.de: Wie sich die Hamas finanziert
  • businessinsider.de: Geld für Terror: So finanziert sich die Hamas laut Experten
  • zdf.de: Reiche Terroristen: So kommt Hamas an Geld
  • al-monitor.com: Despite Egyptian campaign, Gaza border tunnels resume smuggling activity (englisch)
  • home.treasury.gov: Treasury Targets Covert Hamas Investment Network and Finance Official (englisch, Stand 27.10.2023)
  • twitter.com: Beitrag von @BarakRavid
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