Festnahme in der Türkei Mann drei Wochen inhaftiert, weil er "schwul aussah"
Kein Freund, kein Helfer: Als ein Tourist die Polizei in Istanbul nach dem Weg fragte, wurde er verhaftet. Grund dafür war sein vermeintlich "schwules" Aussehen.
In der Türkei wurde ein Portugiese verhaftet, als er sich mit einem Freund zum Mittagessen treffen wollte. Miguel A. war am 25. Juni allein in Istanbul im Urlaub und fragte die Polizei nach dem Weg. Aufgrund seiner Kleidung – er trug ein Crop Top, ein bauchfreies T-Shirt, das aktuell bei vielen jungen Leuten weltweit im Trend ist – sei er auf brutale Weise verhaftet worden. Dies berichtet der britische Sender "LBC". Als A. versucht habe, sich zu wehren, habe ihn einer der Polizisten "in die Rippen" geschlagen, bis er "zu bluten begann".
Wie A. nach eigener Aussage nach fünf Stunden in Gewahrsam in einem Polizeiwagen erfuhr, fand grad eine nicht genehmigte LGBTQI+ Demonstration statt, als er sich Hilfe suchend an die Polizisten gewandt hatte. Da der Protestmarsch ganz in der Nähe vorbeigelaufen sei, wären die Beamten wohl davon ausgegangen, dass der junge Mann ein Teilnehmer gewesen sein könnte. Statt freigelassen zu werden, habe er daraufhin schwere Wochen in mehreren türkischen Gefängnissen verbringen müssen.
Von Gefängnis zu Gefängnis
Laut Miguel A. hatte die Polizei Anweisung, eine Festnahmequote im Rahmen des Protests zu erfüllen. Er sei zunächst insgesamt 13 Stunden in einem Polizeifahrzeug festgehalten worden, um am nächsten Morgen auf einer Polizeistation verhört zu werden. Anschließend sei er in ein Einwanderungsgefängnis überführt worden, in dem schlimme hygienische Umstände geherrscht hätten. Beispielsweise hätten dort Maden in den Betten gelebt.
Kurz darauf sei er dann zusammen mit anderen Insassen an die syrische Grenze in ein anderes Gefängnis gebracht worden. Während der 17-stündigen Fahrt sei er von einigen der Passagiere bedroht worden, andere hätten ihn jedoch verteidigt, gibt A. an.
Kaum Wasser, wenig Schlaf
Aus Angst, angegriffen zu werden, habe er kaum geschlafen, außerdem bekam er nur wenig Wasser. Erst Anfang Juli, knapp eine Woche nach seiner Festnahme, habe er dann die Chance erhalten, zu telefonieren. Sofort habe er seinen Vater angerufen, der wiederum die portugiesische Botschaft verständigte. A.s Freilassung und seine Rückkehr nach Portugal erfolgten schließlich am 12. Juli – fast drei Wochen, nachdem die Polizei ihn aufgegriffen hatte.
Auf Instagram warnt A. nun vor Reisen in die Türkei, vor allem wenn man schwul sei. Aufgrund der Geschehnisse befinde er sich "in einem schrecklichen psychologischen Zustand" und hoffe auf Gerechtigkeit.
In der Türkei ist Homosexualität zwar offiziell legal, allerdings erfahren LGBTQI+ Menschen häufig Diskriminierung. So ist beispielsweise der Istanbuler Pride-Marsch seit 2015 wegen angeblicher Sicherheitsbedenken verboten.
- lbc.co.uk: "Man arrested in Turkey and locked up for 20 days 'because he looked gay and was wearing a crop top'"