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Putin verschärft Angriffe auf die Ukraine – sein Krieg läuft nicht nach Plan


Russischer Angriff auf die Ukraine
Putin verschärft den Krieg

Von dpa, pdi

Aktualisiert am 17.07.2022Lesedauer: 4 Min.
Charkiw: Ukrainische Soldaten feuern eine von den USA gelieferte M777-Haubitze auf russische Stellungen ab.Vergrößern des Bildes
Charkiw: Ukrainische Soldaten feuern eine von den USA gelieferte M777-Haubitze auf russische Stellungen ab. (Quelle: Evgeniy Maloletka/AP/dpa)

Russland will die Kämpfe in der Ukraine weiter verschärfen. Mit der Ankündigung könnte Wladimir Putin auf die neuen Waffen aus dem Westen reagieren.

In der Ostukraine zeichnet sich eine Verstärkung der russischen Angriffe ab. Darauf deuteten am Samstag sowohl Äußerungen von Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hin als auch Angaben von ukrainischer Seite und unabhängiger Militärexperten. Moskau bestätigte unterdessen einen russischen Raketenangriff auf die ukrainische Millionenstadt Dnipro in der Nacht zum Samstag, bei dem laut der ukrainischen Behörden drei Menschen getötet und 15 verletzt wurden. Ziel soll russischen Angaben zufolge ein Rüstungskonzern gewesen sein.

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Der russische Präsident Wladimir Putin lässt die Kämpfe in der Ostukraine verschärfen. Das ist zunächst ein Zeichen dafür, dass der Krieg für Russland aktuell nicht nach Plan läuft. Zwar konnte die russische Armee in den vergangenen Monaten im Osten Gelände gewinnen, aber der Einsatz von modernen westlichen Raketenwerfern gegen russische Munitionslager ist schmerzhaft für Moskau. Darauf reagiert der Kreml nun.

Moskau befiehlt Ausweitung von Angriffen

Nach Angaben seines Ministeriums in Moskau vom Samstag hat Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu bei einer Inspektion der am Ukraine-Krieg beteiligten Truppenteile eine Ausweitung der Angriffe auf das Nachbarland befohlen.

Der Generalstab in Kiew teilte am Samstag mit, die Ukraine habe in den vergangenen 24 Stunden russische Sturmversuche in Richtung Bachmut und vor Donezk abgewehrt. "Nach einer Umgruppierung hat der Feind den Angriff auf das Wärmekraftwerk Wuhlehirsk wieder aufgenommen, die Kampfhandlungen halten an", heißt es zudem.

Hinweise für eine Verstärkung der Kämpfe sahen auch die Militärexperten des in den USA angesiedelten Institute for the Study of the War (ISW). Es gebe Anzeichen, dass die russischen Truppen die Verschnaufpause beendeten, die sie nach der Einnahme des Ballungsraums Sjewjerodonezk/Lyssytschansk eingelegt haben, heißt es in der Analyse des ISW am Samstag. Derzeit handle es sich noch um kleinere Gefechte. "Wenn die operative Pause tatsächlich zu Ende ist, werden die Russen wahrscheinlich in den nächsten 72 Stunden ihre Angriffe fortsetzen und verstärken", so die Experten weiter.

Seit knapp fünf Monaten führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Nach anfänglichen Misserfolgen im Norden des Landes konnten die russischen Truppen später durch massiven Artillerieeinsatz im Donbass Geländegewinne erzielen und die für Moskau symbolisch wichtige Eroberung des Gebiets Luhansk vermelden.

Durch den Einsatz der Himars-Raketenwerfer auf ukrainischer Seite musste das russische Militär in den vergangenen zwei Wochen allerdings empfindliche Rückschläge einstecken, weil hochrangige Kommandopunkte sowie Munitions- und Waffendepots im besetzten Hinterland zerstört wurden. Großbritannien hatte M270-Raketenwerfer geliefert, die bereits in der Ukraine im Einsatz sind. Dieses System gilt als großer Bruder der Himars, weil es in 60 Sekunden doppelt so viele Raketen abschießen kann. Klar ist: Putins Nachschublinien sind in Gefahr.

London: Russland macht Falschangaben zu angeblichen Erfolgen

Angaben über russische Erfolge sind nach Ansicht britischer Geheimdienstexperten mit Vorsicht zu genießen. Russland habe zum wiederholten Mal falsche Angaben zu angeblichen Erfolgen bei seiner Invasion in die Ukraine gemacht, hieß es in dem täglichen Geheimdienst-Update zum Ukraine-Krieg des Verteidigungsministeriums in London am Samstag. Umfang und Ausmaß russischer Vorstöße seien weiterhin begrenzt. Die Behauptung der Russen vor einigen Tagen, sie seien in die Stadt Siwersk vorgestoßen, seien nicht wahr gewesen.

"Russland hat auch zuvor voreilige und falsche Behauptungen über Erfolge gemacht", hieß es in der Mitteilung weiter. Grund dafür sei wohl zumindest teilweise der Wunsch, der Bevölkerung zuhause Erfolge vorzuweisen und die Kampfmoral der eigenen Truppen zu stärken.

Die Ukrainer hätten hingegen seit dem Rückzug aus der Stadt Lyssytschansk erfolgreich russische Angriffe zurückgeschlagen, so die Angaben der britischen Experten. Die Verteidigungslinie sei seitdem verkürzt und gestärkt worden, was sich als wesentlich erwiesen habe, um der russischen Offensive den Schwung zu nehmen.

Moskau bestätigt Raketenangriff auf Dnipro

Das russische Verteidigungsministerium bestätigte den zuvor von der Ukraine gemeldeten Raketenangriff auf die Industriestadt Dnipro im Osten der Ukraine. Moskau sprach von einem militärischen Ziel des nächtlichen Beschusses, bei dem nach ukrainischen Angaben drei Menschen getötet und 15 verletzt wurden.

Auf dem Gelände des Rüstungsindustriekonzerns "Juschmasch" seien Fabrikhallen für die Ersatzteilproduktion und Reparatur ballistischer Raketen vom Typ Totschka-U vernichtet worden, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Samstag. Laut der Militärverwaltung von Dnipro soll außer dem Industriegebiet aber auch eine belebte Straße in der Umgebung getroffen worden sein. Unabhängig lassen sich die Angaben der Kriegsparteien derzeit nicht überprüfen.

USA: Moskau weiter an iranischen Drohnen interessiert

Die US-Regierung geht unterdessen weiterhin davon aus, dass Russland iranische Kampfdrohnen erwerben will. Die USA hätten Informationen, wonach eine russische Regierungsdelegation einen iranischen Flughafen für eine Vorführung angriffsfähiger Drohnen besucht habe, sagte ein hochrangiger US-Regierungsvertreter am Samstag am Rande des Besuchs von US-Präsident Joe Biden in Saudi-Arabien.

Russland wolle die Drohnen "offensichtlich für den Einsatz im Krieg in der Ukraine". Er fügte hinzu, Russland setze im Nahen Osten auf den Iran. Die USA setzten dagegen auf eine stärker integrierte, stabilere, friedlichere und wohlhabendere Region.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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