"Schulungen" für Beamte Russland nutzt Weidel-Rede als Propaganda
Keine Sanktionen gegen Russland, keine Solidarität mit der Ukraine: Die Positionen der AfD zum Krieg in Europa kommen dem Kreml gelegen. Eine Rede von Alice Weidel wurde sogar ins Russische übersetzt.
Die AfD hat sich auch durch den russischen Überfall auf die Ukraine nicht von ihren kremlfreundlichen Positionen abbringen lassen. Im Bundestag forderten die Rechtspopulisten erst in der vergangenen Woche ein Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine und einen Waffenstillstand mit Putins Truppen, ohne dass diese sich aus den besetzten Gebieten zurückziehen. Kein Wunder also, dass eine Rede von AfD-Fraktionschefin Alice Weidel in Moskau als gute Propaganda gilt.
So berichtet das unabhängige russische Portal "Mediazona" jetzt, dass das russische Innenministerium Polizisten in internen "Schulungen" eine Weidel-Rede hören und analysieren lässt. Dazu wird den Beamten offenbar ein mit russischer Übersetzung versehener Auftritt Weidels im Bundestag vorgespielt. Auf YouTube ist der bearbeitete Beitrag abrufbar:
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"Bei manchen Themen habe ich nur gelacht"
In der Sequenz warnt Weidel davor, die Ukraine in Nato und EU aufzunehmen und Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Laut "Mediazona" ist die Rede Teil einer "Informations- und Aufklärungskampagne", die das russische Innenministerium im Februar ausgerufen hat.
Einmal in der Woche müssten Polizisten in Russland jetzt an den anderthalbstündigen "politischen Schulungen" teilnehmen und offenbar auch eigene Gedanken äußern. "Eine halbe Stunde lang mussten wir irgendeinen Unsinn über die internationale Lage reden", zitiert "Mediazona" einen Beamten. "Bei manchen Themen habe ich nur gelacht, aber es half nicht."
Im März hätten sich die Inhalte der Schulungen dann stark verändert, so "Mediazona". Seither würden die Beamten vor allem Geschichten über Nazis und Biowaffenlabore in der Ukraine hören, auch ein Film über die Verbrechen der Nazis und ein Vortrag über "Voraussetzungen für den Beginn einer Spezialoperation in der Ukraine" habe es gegeben. Wer sich den "Schulungen" entziehen wolle, müsse mit Nachteilen rechnen: Ohne entsprechende Einträge in ihren Dienstheften sei es unmöglich, in Urlaub zu fahren, berichtet ein Polizist aus Sankt Petersburg.