"Zeichen der Schwäche der Invasoren" Russen entführen Bürgermeister – Selenskyj spricht von Terror
Russische Soldaten sollen den Bürgermeister der Stadt Melitopol entführt haben. Der ukrainische Präsident Selenskyj wirft Russland vor, Methoden wie der "Islamische Staat" anzuwenden.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskj hat die Entführung des Bürgermeisters von Melitopol als Akt des Terrors bezeichnet. "Dies ist offensichtlich ein Zeichen der Schwäche der Invasoren. Sie haben keine Kollaborateure gefunden, die den Besatzern die Städte und die Macht überlassen. Deshalb sind sie in eine neue Phase des Terrors eingetreten, in der sie versuchen, Vertreter lokaler ukrainischer Behörden zu beseitigen", kritisierte das Staatsoberhaupt in seiner abendlichen Fernsehansprache.
"Vielleicht hat sich Russland an solche Maßnahmen nach Jahren einer autokratischen Regierung gewöhnt", sagte Selenskj. Die Entführung des Bürgermeisters Iwan Fedorow sei nicht nur ein Verbrechen gegen eine bestimmte Person, und nicht nur gegen die Ukraine, sondern gegen Demokratie insgesamt. Er verglich die Methoden Russland mit denen der Terrororganisation IS. "Wenn Ihr wie die IS sein wollt, warum sollen wir mit Euch noch über irgendetwas reden?"
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Ukrainisches Parlament bestätigt Vorfall
Der Bürgermeister Iwan Fedorow wurde offenbar am Freitag entführt. In einem Videofragment war zu sehen, wie Vermummte einen Mann aus einem zentralen Gebäude mitnehmen. Iwan Fedorow sei bei einem Besuch des Krisenzentrums von Melitopol von einer Gruppe von "zehn Besatzern" verschleppt worden, als er sich um Versorgungsfragen kümmern wollte, teilte das ukrainische Parlament auf Twitter mit. "Er weigerte sich, mit dem Feind zu kooperieren", hieß es in der Twitter-Nachricht.
"Der Widerstand in der Ukraine wird nicht durch die Entführung eines Bürgermeisters gebrochen. Wir verlangen die sofortige Freilassung des Bürgermeisters von Melitopol und eine Sicherheitsgarantie für alle Verwaltungschefs in der Ukraine", forderte Selenskyj.
Angeblich Tausende russische Kriegsgefangene
Trotz der russischen Behinderungen seien am Freitag 7.144 Menschen über humanitäre Korridore gerettet worden. Er kündigte weitere Evakuierungen aus ukrainischen Städte an. Mariupol sei weiterhin eingekesselt, man bemühe sich aber um Hilfslieferungen.
Nach Angaben von Selenskyj seien seit Beginn des Ukraine-Kriegs 12.000 russische Soldaten getötet worden. Man habe mittlerweile so viele Kriegsgefangene, dass man eine neue Abteilung für die Behandlung eingerichtet habe. Tausend russische Soldaten wurden entsprechend der internationalen Kriegskonventionen behandelt. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. An russische Mütter gewandt, sagte er: "Schicken Sie nicht ihre Kinder in den Krieg."
- Fernsehansprache des Präsidenten