Feuerpause nicht eingehalten Selenskyj: Russland ist schuld an gescheiterten Evakuierungen
Der ukrainische Präsident will trotz der Kämpfe die Hauptstadt nicht verlassen. "Ich bleibe in Kiew", sagt er in einer neuen Videobotschaft. Moskau warf er vor, die vereinbarte Feuerpause gebrochen zu haben.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland für die gescheiterte Evakuierung umkämpfter Städte verantwortlich gemacht. "Es gab eine Vereinbarung über humanitäre Korridore", sagte Selenskyj am Montag in einem auf Telegram veröffentlichten Video. "Hat es funktioniert? Die russischen Panzer haben stattdessen funktioniert, die russischen 'Grad' (Raketenwerfer), die russischen Minen."
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Der ukrainische Präsident beschuldigte die russischen Truppen, die vereinbarte Route, über die Lebensmittel und Medikamente in die belagerte Stadt Mariupol im Süden der Ukraine gebracht werden sollten, "vermint" zu haben. Zudem hätten russische Soldaten die Busse zerstört, mit denen die Zivilisten aus den umkämpften Gebieten gebracht werden sollten. Selenskyj warf Russland "Zynismus" vor.
Selenskyj: "Ich bleibe hier, ich bleibe in Kiew"
Die Ukraine werde aber weiter Friedensverhandlungen mit Russland führen. "Ich bleibe hier, ich bleibe in Kiew (...). Ich habe keine Angst", betonte der ukrainische Staatschef.
Moskau hatte am Montagmorgen die Öffnung mehrerer "humanitärer Korridore" angekündigt, über die Menschen aus den Städten Kiew, Charkiw, Mariupol und Sumy in Sicherheit gebracht werden sollten.
Zivilisten können nach Russland oder Belarus fliehen
Allerdings sollten die meisten Korridore nach Russland oder Belarus führen, von wo aus die russische Armee am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert war. Die Ukraine lehnte dies ab.
Auch Frankreichs Präsident übte scharfe Kritik an Russland und warf Kreml-Chef Wladimir Putin "moralischen und politischen Zynismus vor". Moskaus Versprechen, Zivilisten zu schützen, nur damit sie nach Russland fliehen können, seien "heuchlerisch", sagte Macron dem Fernsehsender LCI. "Ich kenne nicht viele Ukrainer, die nach Russland fliehen wollen", fügte er hinzu.
Nach einer neuen Verhandlungsrunde am Montagnachmittag kündigte Russland für den nächsten Tag die Einrichtung mehrerer neuer "humanitärer Korridore" an. In den Städten Kiew, Charkiw, Mariupol, Tschernihiw und Sumy sollen demnach am Dienstagmorgen lokale Waffenruhen gelten, um Zivilisten die Flucht zu ermöglichen.
- Nachrichtenagentur afp