Demos in zahlreichen Städten Mehr als 1.700 Festnahmen bei Protesten in Russland
Auch in Russland stößt die Invasion in der Ukraine auf Widerstand. In mehr als 50 Städten gingen Menschen gegen den Krieg auf die Straße – trotz eines offiziellen Verbots. Viele Hunderte Menschen wurden festgenommen.
In Russland regt sich nach dem Angriff auf die Ukraine Widerstand. Bei Antikriegs-Demonstrationen in zahlreichen russischen Städten gegen den Einmarsch ins Nachbarland Ukraine sind nach Angaben von Bürgerrechtlern mehr als 1.700 Menschen festgenommen worden.
Das Bürgerrechtsportal Owd-Info registrierte bis zum Donnerstagabend Proteste in etwa 44 russischen Städten – trotz eines verhängten Demonstrationsverbots und angedrohten harten Strafen. Bei den Festnahmen sollen demnach auch Demonstranten geschlagen worden sein. Auf dem Moskauer Puschkin-Platz beobachten AFP-Journalisten dutzende Festnahmen.
Größte Proteste seit Nawalnys Rückkehr
In der russischen Hauptstadt Moskau riefen etwa 1.000 Menschen auf dem zentralen Puschkin-Platz "Nein zum Krieg!" Viele Russen fühlen sich den Ukrainern eng verbunden, oft bestehen familiäre Beziehungen. Protestierende hatten Tränen in den Augen. Es waren die größten Proteste seit Anfang vergangenen Jahres, als der Kremlgegner Alexej Nawalny nach seiner Rückkehr aus Deutschland in Moskau festgenommen wurde. Nawalny hatte in Russland knapp einen Anschlag mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok überlebt und war dann in Deutschland behandelt worden. Er macht Putin für das Attentat verantwortlich.
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Auch Nawalny hatte sich zu Wort gemeldet: "Ich bin gegen Krieg", sagte der im Straflager inhaftiere Putin-Gegner, dem in einem neuen umstrittenen Prozess 15 Jahre Haft drohen. Der Angriff auf die Ukraine sei ein Brudermord und verbrecherisch. "Die Kremlbande hat ihn losgetreten, damit sie weiter stehlen kann. Sie töten, um zu klauen", betonte er vor Gericht am Donnerstag.
Kundgebungen in Moskau aufgelöst
Die russischen Behörden hatten Proteste gegen den russischen Einmarsch in die Ukraine untersagt und Teilnehmern mit harten Strafen gedroht. In den Online-Netzwerken wurde dennoch zu Demonstrationen aufgerufen. Die größten Proteste fanden in Moskau und St. Petersburg statt. Die Polizei, die in Moskau mit einem Großaufgebot im Einsatz war, löste die Kundgebungen auf.
Dort war auch die Oppositionelle Marina Litwinowitsch festgenommen worden, wie sie der Nachrichtenagentur Reuters bestätigte. "Ich bin auf dem Weg nach Hause festgenommen worden", schrieb sie auf dem Messengerdienst Telegram.
Die in Moskau lebende Litwinowitsch hatte ihre Landsleute zuvor zu Protesten gegen den Angriff aufgerufen. "Heute um 19 Uhr in die Zentren unserer Städte. Russen sind gegen Krieg!", schrieb sie in einem Facebook-Eintrag. "Wir werden dieses Chaos in den kommenden Jahren beseitigen. Nicht nur wir. Sondern auch unsere Kinder und Enkelkinder."
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"Krieg wird Krisen nur verschlimmern"
Kritik an dem von Präsident Wladimir Putin angeordneten Angriff kommt auch von der Bewegung "Fridays for Future" in Russland. "In einer Situation, in der die Welt unter Klima-, Umwelt- und anderen Krisen leidet, wird ein Krieg diese Krisen nur verschlimmern, aber nicht zu ihrer Lösung beitragen", schrieben die Aktivistinnen und Aktivisten auf Twitter.
"In unserer Zeit müssen alle Konflikte durch Diplomatie gelöst werden und nicht durch das Blut von Zivilisten in anderen Ländern." Sie sicherten den ukrainischen Mitstreitern "unsere Solidarität und Unterstützung" zu.
- Nachrichtenagenturen Reuters, dpa, AFP