Aktivist droht lebenslange Haft Erstmals Mann in Hongkong nach Sicherheitsgesetz verurteilt
Zum ersten Mal ist ein Mann in Hongkong auf Grundlage des umstrittenen Sicherheitsgesetzes verurteilt worden. Der 24-jährige Aktivist wurde des Terrorismus schuldig gesprochen. Ihm droht lebenslange Haft.
Erstmals hat ein Gericht in Hongkong ein Urteil nach dem umstrittenen Sicherheitsgesetz verhängt. Ein 24-Jähriger wurde am Dienstag in der chinesischen Millionenmetropole wegen Terrorismus und Anstiftung zum Separatismus verurteilt. Er war nur wenige Stunden nach Inkrafttreten des Gesetzes am 1. Juli vergangenen Jahres bei Protesten mit seinem Motorrad in eine Polizeisperre gefahren. Er hatte eine Flagge mit dem Slogan der Protestbewegung "Befreit Hongkong – Revolution unserer Zeit" dabei.
Verurteiltem droht lebenslange Haft
Mit dem Schuldspruch wurde zunächst noch kein Strafmaß verkündet. Dem 24-Jährigen droht jedoch lebenslange Haft, wie der Hongkonger Sender RTHK berichtete. Der Richter fand demnach, dass der Spruch über die Befreiung Hongkongs separatistische Bedeutung habe und andere anstiften könnte, eine Abspaltung der ehemaligen britischen Kolonie von der Volksrepublik China zu verfolgen.
Die Terrorismusanklage erfolgte, weil der 24-Jährige mit seinem Motorrad an der Absperrung nicht gehalten hatte, sondern in drei Polizisten gefahren war und diese auch verletzt hatte. Der Richter sah eine vorsätzliche Gewalttat und ernste Gefährdung der öffentlichen Sicherheit. Die Verteidigung sprach hingegen von einem Unfall und argumentierte, der Slogan auf der Fahne sei mehrdeutig.
Bereits über 100 Festnahmen unter Berufung auf Gesetz
Das Urteil gibt Aufschluss darüber, wie die Justiz das weitreichende Sicherheitsgesetz anwenden dürfte. Mehr als 100 Menschen sind unter Berufung auf das Gesetz schon festgenommen worden. Peking hatte das Gesetz nach anhaltenden Protesten in der chinesischen Sonderverwaltungsregion und Rufen nach mehr Demokratie erlassen. Es richtet sich vage gegen Aktivitäten, die als umstürzlerisch, separatistisch, terroristisch oder verschwörerisch angesehen werden.
Seither dient es den Behörden, zunehmend gegen die Demokratiebewegung in der früheren Kronkolonie vorzugehen. Nach den Vereinbarungen für die Rückgabe Hongkongs 1997 an China sollen die sieben Millionen Hongkonger eigentlich weitgehende Autonomie und politische Freiheitsrechte genießen.
- Nachrichtenagentur dpa