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Iren fürchten unterirdische Spionagebasis mitten in Dublin


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Geheimdienst alarmiert
Iren fürchten unterirdische Spionagebasis mitten in Dublin


Aktualisiert am 15.02.2021Lesedauer: 3 Min.
Luftansicht der russischen Botschaft in Dublin: Deutlich zu erkennen, sind die Bauarbeiten auf dem Gelände. Sie wecken das Misstrauen der irischen Spionageabwehr.Vergrößern des Bildes
Luftansicht der russischen Botschaft in Dublin: Deutlich zu erkennen sind die Bauarbeiten auf dem Gelände. Sie wecken das Misstrauen der irischen Spionageabwehr. (Quelle: GoogleEarth/Screenshot: t-online)

Es klingt wie die Handlung eines Romans aus dem Kalten Krieg: Der russische Geheimdienst soll eine Basis in der irischen Hauptstadt errichtet haben. Von militärisch abgeschirmten Untergrundstrukturen ist die Rede.

So recht war den Iren die russische Botschaft in der Hauptstadt Dublin wohl nie. Seit ihrem Bestehen gilt sie als Nest für Spione, als Ausgangsbasis für Operationen in Großbritannien und Europa. Immer wieder ist sie in Spionagefälle im In- und Ausland verwickelt. Experten vermuten sogar ein umfangreiches Abhörprogramm hinter ihren Zäunen und Mauern.

Verdächtige Arbeiten an der Orwell Road

Doch was sich derzeit in Irland abspielt, sucht seit den Zeiten des Kalten Krieges seinesgleichen. Mit einer Notgesetzgebung hat die irische Regierung bereits laufende Erweiterungen des Gelände an der Orwell Road verhindern wollen – und befürchtet nun, dass die Arbeiten im Geheimen fortgesetzt wurden und werden. Ein Bericht der "Times" schreckt Irland und Großbritannien auf.

Demnach habe die irische Nationalpolizei innerhalb der Botschaft ein Gebäude ausgemacht, "dessen Design militärische Sicherheitsfunktionen zu integrieren" scheine. Zusätzliche Besorgnis löst eine angebliche Tiefgarage aus, deren Zweckmäßigkeit sich den Behörden nicht erschließen mag. Schließlich stehen überirdische Parkmöglichkeiten für das zahlenmäßig überschaubare Botschaftspersonal zur Verfügung.

"Der Sicherheit des Staates abträglich"

Welche Ziele verfolgt Russland wirklich mit den Plänen, die den 2.100 Quadratmetern bebauter Fläche ursprünglich weitere 8.600 Quadratmeter hinzufügen sollten?

Unbestritten ist, dass die irische Regierung in einem außergewöhnlichen Schritt die Genehmigung der örtlichen Behörden für die Arbeiten vor Monaten außer Kraft gesetzt hat. Die Pläne seien "der Sicherheit und Verteidigung des Staates sowie der Beziehungen zu anderen Staaten abträglich", heißt es in der Verordnung des Bauministers, die t-online vorliegt. Er sei von Verteidigungs-, Justiz- und Außenministerium um die Verordnung ersucht worden. Dem Dokument beigefügt sind die Baupläne.

Nicht nur, dass auf ihnen umfangreiche unterirdische Räume skizziert sind. Auch die Firma, die die Pläne zu verantworten hat, gibt aus Sicht von Sicherheitsbehörden möglicherweise Grund für Bedenken. Freimütig räumt "Zarubegproekt" auf seinem Web-Auftritt ein, über alle notwendigen Lizenzen des Auslandsnachrichtendiensts SWR und des Inlandsgeheimdiensts FSB zu verfügen, um Arbeiten an russischen Auslandsvertretungen verantworten zu können.

Spionageabwehr durchleuchtet Projekt

Trotz des offiziellen Stopps befürchten irische Behörden nun laut der "Times", dass es den russischen Diensten trotz der Beschränkungen gelungen sein könnte, den Ausbau der mutmaßlichen Spionagebasis voranzutreiben. Derzeit werde das Projekt deswegen vom Militärgeheimdienst und der Nationalpolizei neu durchleuchtet, um in Kürze den zuständigen Geheimausschuss "F" der Regierung zu unterrichten.

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Das russische Außenministerium hat die Berichte über den Ausbau stets als "paranoide Fantasie" und "russophobe Hysterie" zurückgewiesen. Tatsächlich ist die Botschaft allerdings seit Jahrzehnten als Operationsbasis für Spionage bekannt. Schon vor der Eröffnung im Jahr 1974 gingen irische Behörden davon aus, dass drei von vier Mitarbeitern getarnte Spione sein würden. Da Irland nicht der Nato angehört, galt es als leichtes Ziel und Einfallstor für Missionen in Westeuropa, vor allem in Großbritannien.

Gefälschte Pässe und eine Spionagering

In den letzten Jahren flogen immer wieder Operationen mit einem Bezug zur Botschaft an der Orwell Road auf. Als 2010 ein Ring russischer Schläfer in den USA enttarnt wurde, stellte sich heraus, dass sechs von ihnen über irische Pässe verfügten – mit gestohlenen Identitäten irischer Bürger, die in der Botschaft ein Visum beantragt hatten. Unter anderem verfügte die bekannt gewordene Spionin Anna Chapman über ein solches Dokument. Ein angeblicher russischer Diplomat wurde daraufhin aus Irland ausgewiesen. Vermutlich arbeitete er eigentlich für den SWR.

Noch besorgniserregender waren im vergangenen Jahr allerdings Berichte über das Interesse russischer Dienste an den Datenkabeln am Boden des Atlantiks, die Westeuropa mit Nordamerika verbinden. Demnach seien Spione des Militärnachrichtendienstes GRU nach Irland gereist, um die genaue Lage der Kabel auszukundschaften – möglicherweise, um sie im Ernstfall sabotieren und ganze Staaten vom Internet trennen zu können. Seit Jahren werden auch immer wieder Spezialschiffe der russischen Marine in auffallender Nähe zu den Kabeln gesichtet.

Doch nicht nur die Kabel machen Irland und Dublin offenbar attraktiv für die russischen Geheimdienste. Der "Times" zufolge sind es auch die großen Internet- und Technologiefirmen, die Irland als Standort ausgesucht haben, die zum Ziel von Aufklärungsoperationen werden. Der GRU werde von der irischen Spionageabwehr deswegen mittlerweile als nationales Sicherheitsproblem erachtet. Eine mutmaßliche Spionagebasis in der irischen Hauptstadt wird kaum zur Beruhigung der Lage beitragen.

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