Steigende Infektionszahlen Nach schlechten Umfragewerten: Trump wirbt für Mundschutz
Washington (dpa) - Vor dem Hintergrund wachsender Kritik an seinem Krisenmanagement hat US-Präsident Donald Trump in der Corona-Pandemie für das Tragen von Masken in bestimmten Situationen geworben. "Wir sind vereint in unseren Bemühungen, das unsichtbare China-Virus zu besiegen", schrieb Trump auf Twitter.
"Und viele Menschen sagen, dass es patriotisch ist, eine Gesichtsmaske zu tragen, wenn man keine soziale Distanz wahren kann. Niemand ist patriotischer als ich, Euer Lieblings-Präsident!" Dazu twitterte Trump ein Foto, wie er eine Maske mit dem Präsidenten-Siegel trägt.
Bei den allermeisten öffentlichen Auftritten lehnt Trump das Tragen einer Maske für sich selber ab. Ihm wird vorgeworfen, durch seinen Maskenverzicht ein schlechtes Vorbild in der Pandemie abzugeben. Bei einem Krankenhausbesuch am vorvergangenen Samstag hatte Trump dann eine Mund-Nasen-Schutz getragen.
In einer am Freitag veröffentlichten Umfrage der "Washington Post" und des Senders ABC gaben 79 Prozent an, sie würden in Gegenwart anderer Menschen außerhalb ihres Zuhauses immer oder meistens eine Schutzmaske tragen. 15 Prozent sagten, sie würden nie oder selten eine Maske anziehen. Der Umfrage zufolge hat auch die Kritik an Trumps Krisenmanagement zugenommen. 60 Prozent bewerteten Trumps Vorgehen in der Pandemie als negativ, nur noch 38 Prozent befürworteten es. Im März hatte eine knappe Mehrheit (51 Prozent) Trumps Vorgehen noch gutgeheißen, 45 Prozent hatten es abgelehnt.
Trump hatte im April Richtlinien der Gesundheitsbehörde CDC verkündet, nach denen das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes empfohlen wird. Er hatte aber umgehend deutlich gemacht, dass er selber keine Maske tragen werde. Trump und das Weiße Haus begründen das damit, dass der Präsident regelmäßig auf das Coronavirus getestet werde.
In den USA werden weiterhin jeden Tag Zehntausende Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet. Der bisherige Rekord wurde am vergangenen Donnerstag erreicht, als Forscher der Johns-Hopkins-Universität (JHU) mit mehr als 77 000 Neuansteckungen registrierten. Seit Beginn der Pandemie verzeichnete die JHU-Statistik insgesamt mehr als 3,8 Millionen Fälle, mehr als 140 000 Menschen kamen infolge einer Infektion ums Leben.
Trump teilte am Dienstag auf Twitter mit Blick auf die Pandemie dennoch mit: "Im Vergleich zu den meisten anderen Ländern, die sehr leiden, geht es uns sehr gut." Er warf den "Fake-News"-Medien vor, das nicht zu berichten. In einem weiteren Tweet schrieb er, bei der Suche nach einem Impfstoff und nach Medikamenten zur Behandlung einer Covid-19-Erkrankung würden große Fortschritte gemacht.
Vor dem Hintergrund sinkender Umfragewerte will Trump nach knapp drei Monaten seine Pressekonferenzen in der Corona-Krise wieder aufnehmen. Nach Angaben des Weißen Hauses wollte er am Dienstag (17.00 Uhr Ortszeit/23.00 Uhr MESZ) wieder vor die Medien treten. "Wir hatten sehr erfolgreiche Briefings", sagte Trump am Montag. Rekordzahlen an Zuschauern hätten seine Auftritte im Fernsehen verfolgt.
Die Rückkehr zu den Briefings hatte sich bereits angedeutet: Trump-Beraterin Kellyanne Conway hatte schlechte Umfragewerte darauf zurückgeführt, dass der Präsident nicht mehr bei Briefings der Corona-Arbeitsgruppe im Weißen Haus auftritt. Es sei kein Zufall, dass die Werte besser gewesen seien, als Trump selber die Coronavirus-Problematik angesprochen habe, hatte Conway am Freitag vor Reportern gesagt. "Die Menschen wollen vom Präsidenten der Vereinigten Staaten hören. Es muss nicht täglich sein, es muss nicht für zwei Stunden sein, aber aus meiner Sicht muss es sein."
Bis Ende April war Trump über Wochen hinweg fast täglich bei den Pressekonferenzen der Coronavirus-Arbeitsgruppe des Weißen Hauses aufgetreten. Teilweise dauerten die Briefings mehr als zwei Stunden und drehten sich nicht nur um die Pandemie. Manche Aussagen brachten dem Präsidenten Kritik ein - etwa eine Überlegung im April, ob es im Kampf gegen das Virus helfen könnte, Menschen Desinfektionsmittel zu spritzen. Offensichtlich verärgert über den Gegenwind erklärte Trump kurz darauf, dass sich der Aufwand der Pressekonferenzen aus seiner Sicht nicht mehr lohne.
Zuletzt fanden Corona-Briefings des Weißen Hauses nur noch selten und ohne Trump statt. Nun soll es laut Trump um Fortschritte bei der Suche nach einem Impfstoff, um Medikamente zur Behandlung von Covid-19-Erkrankungen und um "das China-Virus" gehen. Außerdem sollten sich führende Vertreter der Pharma-Industrie dort äußern.