Nach Machtwechsel in Syrien Hisbollah-Chef macht überraschendes Eingeständnis
Nach dem Machtwechsel in Syrien hat die Hisbollah-Terrororganisation einen Nachschubweg verloren. Anführer Naim Kassem musste dies einräumen.
Die libanesische Hisbollah-Terrorgruppe hat eigenen Angaben zufolge durch den Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad ihre "militärische Versorgungsroute" verloren. "Die Hisbollah hat aktuell eine militärische Versorgungsroute über Syrien verloren", sagte Hisbollah-Chef Naim Kassem am Samstag in einer Fernsehansprache. Dies sei im "Widerstandskampf" der Hisbollah jedoch nur ein Detail, fügte er hinzu. "Der Widerstand muss sich den Gegebenheiten anpassen", sagte der Milizenführer.
Es war das erste Mal, dass sich Kassem seit dem Sturz Assads vom vergangenen Sonntag öffentlich äußerte. Der syrische Machthaber war wie der Iran ein Verbündeter der Hisbollah.
Anführer warnt Syrien vor Israel
In seiner Ansprache forderte Kassem zudem die syrische Übergangsregierung dazu auf, die Beziehungen zu Israel "nicht zu normalisieren". "Wir hoffen, dass diese neuen Machthaber Israel als Feind ansehen werden", sagte er.
Assad war nach dem Vorrücken der islamistischen HTS-Miliz und ihrer Verbündeten auf Damaskus nach Russland geflohen. Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und weitere Milizen-Gruppen hatten Ende November überraschend eine Großoffensive gegen die Regierungstruppen begonnen. Das Assad-Regime hatte in Syrien jahrzehntelang durch brutale Unterdrückung geherrscht.
Die Hisbollah gehört wie die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas und Assad zur "Achse des Widerstands" des Iran gegen den Erzfeind Israel. Im Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah gilt seit dem 27. November eine Waffenruhe, trotzdem greifen beide Seiten immer wieder an.
Ausgelöst worden waren die heftigen Gefechte zwischen der Hisbollah und der israelischen Armee durch ständige Raketenangriffe der Hisbollah auf Israel, die einen Tag nach dem Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 begonnen hatten.
Israel hatte bereits vor dem Assad-Sturz Ziele in Syrien angegriffen, um erklärtermaßen Versorgungsrouten der Hisbollah zu zerstören. Seit vergangenem Sonntag führte die israelische Armee hunderte Angriffe gegen Militäreinrichtungen in Syrien aus und besetzte die Pufferzone auf den syrischen Golanhöhen.
- Nachrichtenagentur dpa