Adel Abdel Mahdi Iraks Ministerpräsident kündigt nach Protesten Rücktritt an
Adel Abdel Mahdi reagiert – nach wochenlangen Protesten. Iraks Ministerpräsident will zurücktreten. Die Demonstranten jubeln.
Nach den wochenlangen Protesten gegen die Regierung im Irak will Ministerpräsident Adel Abdel Mahdi seinen Rücktritt einreichen. Damit wolle er verhindern, dass das Land in weitere Gewalt und Chaos abgleite, teilte Abdel Mahdi mit.
Zuvor hatte der einflussreiche schiitische Geistliche Ali al-Sistani das Parlament dazu aufgerufen, eine neue Regierung einzusetzen. Unter den Demonstranten auf dem Tahrir-Platz in Bagdad brach angesichts der Rücktrittsankündigung Jubel aus.
Großayatollah forderte Absetzung der Regierung
Zuvor hatte der irakische Großayatollah al-Sistani die Absetzung der Regierung gefordert. Der einflussreiche schiitische Geistliche appellierte in seiner Freitagspredigt an die Abgeordneten, ihre Entscheidung zur Einsetzung der Regierung von Ministerpräsident Adel Abdel Mahdi zu revidieren. Er reagierte damit auf die Eskalation der Gewalt bei den Protesten am Donnerstag, als mehr als 40 Demonstranten getötet worden waren.
Der Irak erlebt seit Wochen die größte Protestbewegung seit dem Sturz von Machthaber Saddam Hussein im Jahr 2003. Bei den seit Oktober andauernden Protesten gegen Korruption, Klientelpolitik und Misswirtschaft wurden in der Hauptstadt Bagdad und dem schiitischen Süden des Landes bereits knapp 400 Menschen getötet und mehr als 15.000 verletzt. Trotz der Gewalt ist es der Regierung nicht gelungen, wieder Herr der Lage zu werden.
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In einer weiteren Eskalation zündeten Demonstranten in der Nacht zu Donnerstag in der Pilgerstadt Nadschaf das Konsulat des Iran an, der ein wichtiger Unterstützer der Regierung ist. In der Folge wurden in Nadschaf zahlreiche Menschen getötet. Bei der Räumung von zwei besetzten Brücken in Nassirija erschossen die Sicherheitskräfte zudem mindestens 26 Demonstranten. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach von einem "Blutbad".
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP