Nach Taliban-Drohungen Mehrere blutige Anschläge bei Wahl in Afghanistan
Mehr als 9,6 Millionen Menschen in Afghanistan sind zur Wahl aufgerufen. Die Präsidentschaftswahl wird bereits von Anschlägen überschattet. Mehrere Menschen starben.
Bei der Präsidentenwahl in Afghanistan sind mindestens zwei Menschen getötet worden. Weitere mindestens 17 seien verletzt worden, teilten lokale Behördenvertreter mit.
Dutzende Sprengsätze bereits am Vorabend entschärft
Bei der Explosion einer Mine in einem Wahllokal in der östlichen Provinz Nangarhar im Bezirk Surchrod seien mindestens eine Person getötet und drei verletzt worden, sagte der Provinzrat Sohrab Kaderi am Samstag.
Ein Wahlbeobachter wurde bei dem Einschlag einer Rakete in der Nähe eines Wahllokals in der nördlichen Provinzhauptstadt Kundus getötet. Das berichtete der Provinzrat Maulawi Abdullah.
Zudem wurden mindestens 13 Zivilisten und ein Polizist in der südlichen Stadt Kandarhar verletzt, als eine in einem Lautsprecher einer Moschee versteckte Bombe detonierte. Die Moschee sei als Wahllokal genutzt worden, sagte ein Polizeibeamter. In Kandahar wurden Behördenangaben zufolge seit Freitagabend mindestens 31 Sprengsätze von den Sicherheitsbehörden entschärft oder kontrolliert gesprengt.
Auch aus der Hauptstadt Kabul gab es Berichte über kleinere Explosionen und Verwundete. Behördenvertreter sagten, sie wollten diese erst später kommentieren, man sammle noch Informationen.
Schwierigkeiten mit Wählerlisten
In Afghanistan sind mehr als 9,6 Millionen Menschen aufgerufen, einen Präsidenten zu wählen. Die Abstimmung findet unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Die islamistisch-militanten Taliban hatten angekündigt, den Wahlgang anzugreifen. Fast ein Drittel der Wahllokale bleibt geschlossen, weil die Gebiete von den Taliban kontrolliert oder beeinflusst werden und Anschläge befürchtet werden.
Hinzu kommen Organisationsmängel die nach Berichten örtlicher Medien und Wahlbeobachter die Präsidentenwahl in Afghanistan behindern. Die größten Schwierigkeiten gebe es mit Wählerlisten, sagte der Chef der unabhängigen Wahlbeobachtungsorganisation Freies und Faires Wahlforum (FEFA), Jusuf Raschid. Wähler, die sich zur Wahl registriert hätten, könnten ihre Namen nicht in den Listen ihres Wahlbüros finden.
Probleme mit biometrischen Geräten aus Deutschland
Andere Namen würden nicht in den biometrischen Geräten erscheinen. Die Unabhängige Wahlkommission (IEC) hatte vor der Wahl erklärt, Wählerstimmen ohne biometrische Erfassung seien ungültig. Damit soll Wahlfälschung verhindert werden. Vor der Wahl waren die Wählerlisten der Stimmbüros daher auf biometrische Geräte gespielt worden. Sie erfassen unter anderem zwei Fingerabdrücke und Fotos der Wähler, bevor diese ihre Stimme abgeben.
Nach jeder Erfassung eines Wählers wird ein Aufkleber mit QR-Code gedruckt und auf den Stimmzettel geklebt. Auch die Wahlbeobachtungsorganisation TEFA, die eigenen Angaben zufolge Beobachter in allen 34 Provinzen hat, nannte als größtes Problem das Fehlen von Wählernamen in den biometrischen Geräten.
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Raschid berichtete auch von Problemen mit den aus Deutschland angeschafften biometrischen Geräten. Mancherorts könnten keine Fotos von Männern mit Bärten gemacht werden oder die Geräte könnten keine Verbindung zu den Druckern aufrechterhalten. Insgesamt würden diese technischen Probleme jedoch die Glaubwürdigkeit des Wahlprozesses nicht beeinträchtigen.
- Nachrichtenagentur dpa