Taliban bekennen sich Anschlag in Kabul – viele Zivilisten getötet
1.500 getötete Zivilisten, allein im Monat Juli. Afghanistan erlebt eine der schlimmsten Gewaltwellen seit Jahren. Nun explodierte in Kabul erneut ein schwerer Sprengsatz – und wieder gibt es viele Opfer.
Bei einem erneuten schweren Anschlag in Afghanistan sind mindestens 14 Menschen getötet und 145 weitere verletzt worden. Bei den Opfern des Bombenangriffs am Mittwoch auf eine Polizeiwache in Kabul handelt es sich überwiegend um Zivilisten, wie das afghanische Innenministerium mitteilte. Zu der Bluttat bekannten sich die radikalislamischen Taliban.
Nach den Angaben der Islamistengruppe wurde der Anschlag von einem Selbstmordattentäter verübt. Der Sprengsatz war laut Innenministerium in einem Auto platziert. Dagegen war nach Angaben der Taliban der Sprengsatz in einem Lkw installiert, also von noch größerer Wucht als eine Autobombe.
Die Bombe detonierte nahe des Eingangs der Polizeistation im Westen von Kabul. Die Explosion sandte eine gewaltige Rauchwolke in den Himmel über der Hauptstadt. Die Detonation ließ bis in weite Entfernung die Fenster von Geschäften bersten, wie Augenzeugen berichteten. Im Anschluss an die Explosion waren laut Zeugen und Webvideos Schüsse zu hören.
Überwiegend Zivilisten unter Opfern
Bei den Todesopfern handle es sich um zehn Zivilisten und vier Polizisten, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Unter den Verletzten seien 92 Zivilisten. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid erklärte indessen, es seien "Dutzende von Soldaten und Polizisten getötet worden". Der Angriff habe sich gegen ein "feindliches Rekrutierungszentrum" gerichtet.
Die Taliban führen derzeit Friedensgespräche mit der US-Regierung. Zugleich haben sie aber die Bevölkerung zu einem Boykott der für Ende September angesetzten Präsidentenwahlen aufgerufen. Auch riefen sie in einer Erklärung am Dienstag zu Gewaltakten gegen den geplanten Urnengang auf.
1.500 Zivilisten allein im Juli getötet
Afghanistan wird bereits seit Wochen von einer Welle der politischen Gewalt getroffen, durch die Dutzende von Menschen getötet wurden. Insgesamt wurden im politischen Konflikt in Afghanistan im Juli nach UN-Angaben mehr als 1.500 Zivilisten getötet oder verletzt. Es handelt sich um die schlimmste Monatsbilanz der politischen Gewalt in dem Land seit Mai 2017.
In der Nacht zum Mittwoch stürmten afghanische Sicherheitskräfte ein mutmaßliches Versteck von Mitgliedern der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) nahe des Flughafens von Kabul. Über diese Operation waren zunächst noch keine Einzelheiten bekannt.
Zudem verhinderten die afghanischen Sicherheitskräfte in der nördlichen Provinz Baghlan in letzter Minute einen Angriff auf einen ihrer Konvois. Ein mit Sprengsätzen gefülltes Fahrzeug, das sich dem Konvoi näherte, konnte nach Angaben der Behörden durch eine Granate gestoppt werden. Dabei seien drei der Angreifer getötet worden.
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Erst am Dienstag waren bei einem Bombenanschlag auf ein Fahrzeug mit Mitarbeitern der afghanischen Anti-Drogen-Einheit in Kabul laut Innenministerium mindestens fünf Menschen getötet und sieben weitere verletzt worden.
- Nachrichtenagentur AFP