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Mutter von Osama bin Laden: "Er war ein sehr gutes Kind"


17 Jahre nach Terroranschlag
Mutter über bin Laden: "Er war ein sehr gutes Kind"

Von dpa
Aktualisiert am 04.08.2018Lesedauer: 2 Min.
Osama bin Laden bei einer Fernsehübertragung des Senders Al-Jazeera im November 2011: Seit den Anschlägen vom 11. September war bin Laden untergetaucht.Vergrößern des Bildes
Osama bin Laden bei einer Fernsehübertragung des Senders Al-Jazeera im November 2011: Seit den Anschlägen vom 11. September war bin Laden untergetaucht. (Quelle: UPI Photo/imago-images-bilder)

Zum ersten Mal nach den Terroranschlägen vom 11. September äußert sich die Mutter des ehemaligen Al-Kaida-Chefs Osama bin Laden. Im Interview mit "The Guardian" spricht sie über ihren Sohn.

"Er war ein sehr gutes Kind, und er liebte mich so sehr", sagte Alia Ghanem über ihren Sohn. Bin Laden gilt als Drahtzieher der Anschläge auf die beiden Türme des World Trade Centers in New York mit fast 3000 Toten sowie zweier weiterer Terrorakte am selben Tag.

Das am Freitag veröffentlichte Interview gab die Frau im Beisein zweier Söhne und ihres zweiten Ehemannes der britischen Zeitung "The Guardian" in ihrem Haus im saudi-arabischen Dschidda.

"Die Leute an der Universität veränderten ihn"

Osama bin Laden war in den 1980er Jahren nach Afghanistan gegangen und hatte dort gegen die damaligen russischen Besatzer gekämpft. Später gründete er das Terrornetzwerk Al-Kaida. Nach 9/11 tauchte er unter. 2011 spürte ein US-Spezialkommando den damals 54-Jährigen im pakistanischen Abbottabad auf und tötete ihn.

Bin Ladens Mutter, die Mitte 70 ist, beschreibe ihren Sohn weiter als Mann, der ihr geliebter Sohn sei, aber seinen Weg verloren habe. Bin Laden war 1957 in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad als erstes Kind einer reichen Bauunternehmerfamilie geboren worden und hatte in seinen 20ern Wirtschaft in Dschidda studiert. Dort sei er auch radikalisiert worden, sagt seine Mutter.

Mutter macht Umfeld verantwortlich

"Die Leute an der Universität veränderten ihn. Er war ein sehr gutes Kind, bis er einige Leute traf, die ihm ziemlich das Gehirn gewaschen haben". Auf die Frage, ob sie niemals den Verdacht hatte, ihr Sohn könne Dschihadist werden, sagte sie: "Das ist mir nie in den Sinn gekommen."

In einer Interviewpause, in der Alia Ghanem den Raum verließ, sagte Osamas Halbbruder Ahmad dem "Guardian", seine Mutter weigere sich bis heute, dem Sohn Schuld zu geben und mache stattdessen das Umfeld verantwortlich. "Sie kennt nur die Seite des guten Jungen(...), sie hat niemals die Seite des Dschihadisten gesehen."

Sohn von bin Laden vermutlich auch in Al-Kaida aktiv

Die weit verzweigte Unternehmerfamilie war nach den Anschlägen von 2001 teils mit Reiseverboten belegt worden, es liefen Ermittlungen. Danach habe man gedacht, es sei alles überstanden, sagte Hassan, ein weiterer Sohn. "Doch dann erfuhr ich, dass Hamza (Osamas jüngster Sohn) gesagt hat, er werde seinen Vater rächen". Der 29-Jährige wird in Afghanistan vermutet. Dort, so berichtet der "Guardian" weiter, scheint es, als folge er unter der Regie des neuen Al-Kaida-Chefs Aiman Al-Sawahiri dem Weg seines Vaters.

Die in Paris lebende Halbschwester Bin Ladens stritt in einer E-Mail an die britische Zeitung vehement ab, dass ihre Mutter das Interview freiwillig gegeben hat. Sie sei dazu gedrängt worden, sagte Fatima Al-Attas. Alia Ghanem, so schreibt der "Guardian" dagegen, habe darauf bestanden; sie sei glücklich, sprechen zu können. Der Reporter des "Guardian" deutete diese Spannungen in der Familie als Zeichen dafür, wie kompliziert deren Status in dem Königreich heute sei.

Verwendete Quellen
  • dpa
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