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Italien-Wahl: War es das endgültig für Silvio Berlusconi?


Italien im Nach-Wahl-Chaos
War es das endgültig für Silvio Berlusconi?

afp, ap, dpa, rtr, job

06.03.2018Lesedauer: 3 Min.
Silvio Berlusconi: Der mehrfache frühere Regierungschef hat bei der Wahl in Italien auf die große Comeback-Chance gehofft.Vergrößern des Bildes
Silvio Berlusconi: Der mehrfache frühere Regierungschef hat bei der Wahl in Italien auf die große Comeback-Chance gehofft. (Quelle: Angelo Carconi/ANSA/ap-bilder)

Italien hat gewählt, und ein alter Bekannter war wieder mittendrin: Silvio Berlusconi. Und das trotz Amtsverbot. Ist mit dem "Bunga Bunga"-Politiker wieder zu rechnen?

Und da ist er plötzlich wieder: Silvio Berlusconi. 81 Jahre ist der Politiker und Medienunternehmer inzwischen alt. Seit 1994 war er vier Mal Ministerpräsident Italiens. International bekannt wurde er durch sein großes Selbstbewusstsein, die „Bunga Bunga“-Sexskandale, jahrelange Kämpfe mit der Justiz und peinliche Ausrutscher auf dem internationalen Parkett.

Sieben Jahre ist es her, seit er 2011 als Ministerpräsident zurückgetreten ist – und politisch abgeschrieben war, längst nicht zum ersten Mal. Gerade hatte er Italien an den Rand des Staatsbankrotts geführt, die Europäische Union war in heller Aufregung. Seitdem gerät Berlusconi zumindest im Ausland eigentlich nur noch in die Schlagzeilen, wenn es mal wieder Neues von den diversen Gerichtsverfahren gibt, die gegen ihn laufen.

Sozialstunden im Altenheim

So wie zuletzt 2015, als er ein letztes Mal zum Dienst in einem Altenheim nahe Mailand antreten musste. Berlusconi hatte dort Sozialdienst leisten müssen. 2013 war er rechtskräftig wegen Steuerbetrugs mit seinem Konzern Mediaset zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Die Haft musste er wegen seines Alters nicht antreten, den Sozialdienst schon.

Bei dieser Wahl wollte Berlusconi in Italien nun aber wieder Schlagzeilen mit Politik schreiben. Er konnte zwar nicht selbst für das Amt des Regierungschefs kandidieren – weil er wegen Steuerbetrugs verurteilt wurde, darf er bis 2019 keine politischen Ämter halten. Aber den Wahlkampf seiner Partei Forza Italia hat er trotzdem dominiert.

"Berlusconi Presidente" auf den Plakaten

Er sah sich im Wahlkampf als Strippenzieher für die nächste Regierung. „Ich rieche den Duft des Sieges bei den nächsten Wahlen“, schrieb er damals auf Facebook. „Immer mehr Italiener bitten mich (...), die Dinge zu ändern, die in unserem Land nicht funktionieren.“ Auf Plakate der Partei ließ er den Schriftzug „Berlusconi Presidente“ drucken. Von seinem alten Image versuchte er sich zu lösen und sich stattdessen als weiser Mann zu vermarkten.

In Europa versuchte er sich etwas zu rehabilitieren, reiste nach Brüssel und sprach dort mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Zum Spitzenkandidaten seiner Partei bei der Wahl machte er einen Politiker mit internationalem Ruf: den EU-Parlamentspräsidenten Antonio Tajani, der ein langjähriger Weggefährte und Vertrauter Berlusconis ist. Berlusconi, der ewige Überlebende.

Ernüchterndes Wahlergebnis für seine Forza Italia

Doch mit dem Ergebnis seines Comeback-Versuchs bei dieser Wahl dürfte Berlusconi gar nicht zufrieden sein. Berlusconi, der Mailänder, der seine steile Karriere als singender Entertainer auf Kreuzfahrtschiffen begann, Jura studierte und es schließlich als Unternehmer zu einem Milliardenvermögen brachte. Berlusconi, der seit 1994 fast unangefochten als Frontmann des rechten Lagers galt.

Diesmal hat seine Partei Forza Italia aber nur weniger als 14 Prozent der Stimmen bekommen. Innerhalb des Mitte-Rechts-Bündnisses, das die Partei unter anderem mit der rechtspopulistischen Lega bildet, ist sie damit deutlich nur zweitstärkste Kraft – hinter ebenjener Lega. Das hatten die wenigsten erwartet. Und wer die meisten Stimmen bekommt, so haben sie es zuvor abgesprochen, soll auch eine Regierung führen, sofern es dazu überhaupt kommt. Denn mit circa 37 Prozent hat das Mitte-Rechts-Bündnis dafür allein keine Mehrheit.

War es das nun endgültig für ihn?

Beobachter glauben deshalb auch, dass die Zeiten des "ewigen Überlebenden" Berlusconi nun endgültig abgelaufen sind – wie der 81-Jährige noch im Wahllokal in Mailand auf dem nackten Oberkörper einer Aktivistin zu lesen bekam. Bei Berlusconi, sagte der Politologe und Italien-Kenner Roman Maruhn im Deutschlandfunk, könne man nun auf alle Fälle sagen, „dass diese politische Karriere jetzt dann tatsächlich langsam zum Ende kommt“. Nur abgeschrieben, das wurde Silvio Berlusconi schon oft.

Verwendete Quellen
  • dpa, AFP, Reuters, AP
  • Eigene Recherchen
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