Aus Protest Grabeskirche in Jerusalem unbefristet geschlossen

Sie gilt als heiligste Stätte des Christentums: Kirchenvertreter haben nun die Schließung der Grabeskirche verkündet. Sie werfen der Regierung Israels eine gegen Christen gerichtete Kampagne vor.
In einem ungewöhnlichen Schritt haben Kirchenoberhäupter am Sonntag die unbefristete Schließung der Grabeskirche in Jerusalem angekündigt. Das Gotteshaus in der Altstadt ist ein Touristenmagnet.
In einem scharf formulierten gemeinsamen Schreiben der griechisch-orthodoxen und der armenischen Kirche sowie der Kustodie des Heiligen Landes war am Sonntag die Rede von einer "systematischen Kampagne gegen die Kirchen und die christliche Gemeinde im Heiligen Land". Das israelische Außenministerium wollte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern.
"Diskriminierendes und rassistisches Gesetz"
Der Protest wende sich gegen einen israelischen Gesetzesentwurf, der die staatliche Enteignung von Grundstücken der Kirche ermögliche, hieß es in dem Schreiben. Ein Ministerausschuss sollte am Sonntag über den Entwurf abstimmen, der noch im Parlament gebilligt werden muss, um in Kraft zu treten. In dem Kirchenschreiben war die Rede von einem "diskriminierenden und rassistischen Gesetz". Israels Vorgehen trete die "seit Jahrzehnten herrschenden sensiblen Beziehungen zwischen der christlichen Gemeinde und den Behörden mit Füßen".
Mit dem Schritt protestieren die Kirchen außerdem gegen die Verhängung städtischer Gebühren in Jerusalem, was nach ihrer Darstellung gegen den Status quo verstößt. Diese Aktionen erschienen als "Versuch, die christliche Präsenz in Jerusalem zu schwächen". Die Stadtverwaltung hat die Steuern damit gerechtfertigt, dass sie nicht Gebetshäuser, sondern Unternehmen in Kirchenbesitz wie Hotels oder Festsäle beträfen.
An dem Ort soll Jesus auferstanden sein
Eine renovierte Grabkapelle in der Grabeskirche steht an der Stelle, an der Jesus begraben worden und wieder auferstanden sein soll. Die Rechte an der Kirche sind auf sechs Konfessionen verteilt: Katholiken, orthodoxe Griechen, Armenier, Kopten, Syrer und Äthiopier. Die Kirche zählt zum Unesco-Welterbe.
- dpa