Migration Krise in Venezuela: Kolumbien verschärft Grenzkontrollen
Cúcuta (dpa) - Die verschärften Kontrollen an Kolumbiens Grenze haben zu ersten langen Warteschlangen für Menschen aus dem krisengeplagten Venezuela geführt. Auf Fotos waren am Freitag (Ortszeit) auf einer Grenzbrücke zahlreiche Menschen zu sehen, die auf eine Einreise nach Kolumbien warteten.
Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos hatte am Donnerstag für die Grenzstadt Cúcuta schärfere Einreisevorschriften verkündet, um die Migration aus Venezuela wieder unter Kontrolle zu bekommen. Der Zuzug hält seit Monaten an, mehr als eine halbe Million Venezolaner leben bereits in Kolumbien.
Die Beamten prüften seit Freitag sehr genau die Papiere der Venezolaner, die nach Kolumbien einreisen wollten. Auf der Webseite des kolumbianischen Außenministeriums hieß es dazu, die Migration von Venezolanern müsse kontrolliert, reguliert und innerhalb geltenden Rechts erfolgen. Rund 3000 Beamte seien im Einsatz, um die Lage zu kontrollieren, berichteten Medien.
Das kolumbianische Außenministerium wies zudem darauf hin, dass keine Passierscheine - die sogenannten Tarjetas de Movilidad Fronteriza - mehr ausgestellt werden. Die Behörden hätten unter anderem einen Missbrauch dieser Papiere festgestellt, hieß es auf der Internetseite. Die bisher ausgegebenen Scheine seien keine Ausweispapiere und berechtigten auch nur zu einem Aufenthalt in Kolumbien von bis zu sieben aufeinanderfolgenden Tagen, betonte das Ministerium. Mehr als 1,6 Millionen Venezolaner besitzen demnach einen solchen Passierschein.
Die Grenzbrücke Simón Bolívar, auf der sich am Freitag die Wartenden drängten, verbindet den venezolanischen Bundesstaat Táchira mit dem kolumbianischen Department Norte de Santander. Jeden Tag überqueren an der Brücke bis zu 37 000 Menschen die Grenze. Neben Auswanderungswilligen strömten bisher täglich Tausende nach Kolumbien, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen und nach Venezuela zurückzukehren.
In der Stadt Villa del Rosario in Norte de Santander richtete die kolumbianische Regierung kürzlich ein Aufnahmezentrum für Migranten aus Venezuela ein. Unterstützung bekommt sie dabei vom Roten Kreuz und der Internationalen Organisation für Migration (IOM).
Wegen des Devisenmangels und der Hyperinflation kann Venezuela kaum noch Nahrungsmittel, Medikamente oder Dinge des täglichen Bedarfs einführen. Zu dem Mangel an Lebensmittel kommt eine politische Krise, die sich unter dem seit 2013 regierenden Präsidenten Nicolás Maduro zugespitzt hat. Der republikanische US-Senator Marco Rubio ermutigte am Freitag das Militär des Landes, sich gegen Maduro aufzulehnen. "Die Welt würde die Streitkräfte von Venezuela unterstützen, sollten diese das Volk schützen und die Demokratie wiederherstellen, indem sie einen Diktator entfernen", schrieb er auf Twitter. Rubio gehört zu denjenigen Stimmen, denen US-Präsident Donald Trump im Zusammenhang mit Venezuela mit am meisten Gehör schenkt.
"Die Soldaten essen aus den Mülleimern und ihre Familien hungern in Venezuela, während Maduro und seine Freunde wie Könige leben und humanitäre Hilfe blockieren", schrieb Rubio weiter. Die Regierung in Washington besteht öffentlich aber darauf, dass ein Wandel in Venezuela auf friedlichem Wege verlaufe. Das betonte auch der Unterstaatssekretär im US-Außenministerium, Francisco Palmieri, am Freitag in einem Treffen mit Journalisten, bei der er auf Rubios Worte angesprochen wurde.
Venezuela hat weltweit die größten Ölreserven, doch Misswirtschaft und der Verfall des Ölpreises hatten das Land in eine tiefe Krise gestürzt. Immer mehr Menschen hungern.