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Proteste in Russland: Polizei greift hart gegen Putin-Gegner durch


Am Geburtstag des Präsidenten
Polizei greift hart gegen Putin-Gegner durch

Von dpa, df

Aktualisiert am 07.10.2017Lesedauer: 2 Min.
In St. Petersburg führen Polizisten bei Anti-Putin-Protesten eine Frau mit einer blutenden Kopfwunde ab.Vergrößern des Bildes
In St. Petersburg führen Polizisten bei Anti-Putin-Protesten eine Frau mit einer blutenden Kopfwunde ab. (Quelle: Dmitri Lovetsky/dpa)
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Bei Großdemonstrationen zum Geburtstag von Kremlchef Wladimir Putin wurden in Russland zahlreiche Anhänger des Oppositionellen Alexej Nawalny festgenommen. In Putins Heimatstadt St. Petersburg griffen die Sicherheitskräfte bei der nicht genehmigten Kundgebung hart durch.

Dort wurden am Samstag mindestens 100 Menschen in Gewahrsam genommen, berichtete die Zeitung "Nowaja Gaseta". Das Portal OVD-Info zählte landesweit mehr als 260 Festnahmen. In Moskau blieb der Protest dagegen weitgehend friedlich. Bereits im Vorfeld gab es landesweit Dutzende Festnahmen.

Demonstrationen in zahlreichen Städten

Nawalny hatte in rund 80 Städten zu Protesten gegen die Staatsspitze und für freie und faire Wahlen aufgerufen. Lediglich in knapp 20 Orten wurden die Proteste zugelassen. Er selbst konnte nicht demonstrieren. Er sitzt seit Ende September wegen des mehrfachen Aufrufs zu nicht genehmigten Protesten für 20 Tage in Arrest.

Präsident Putin wurde am Samstag 65; er wurde am 7. Oktober 1952 in Leningrad - dem heutigen St. Petersburg - geboren. Seit 2000 ist er an der Macht. Zwischen 2008 und 2012 war Putin Regierungschef. Mehrere Staatschefs verbündeter Ex-Sowjetrepubliken gratulierten ihm und bekräftigten ihre enge Partnerschaft mit Russland.

"Russland ohne Putin!"

Es wird erwartet, dass Putin im März 2018 für eine weitere Amtszeit kandidiert. Nawalny will antreten, darf aber wegen einer Bewährungsstrafe in einem Unterschlagungsfall nicht.

"Russland ohne Putin!" und "Freiheit für Nawalny", skandierten die Demonstranten. Die Kundgebung in St. Petersburg galt als die größte. Beobachter sprachen von mehreren Tausend Teilnehmern, die unter dem Motto "Sa Nawalnogo" (Für Nawalny) zum Marsfeld kamen. Zunächst ließ die Polizei die Menge gewähren. Später zog eine große Gruppe weiter ins Zentrum. Die Polizei stoppte den Marsch, wie die Agentur Interfax meldete. Die "Nowaja Gaseta" berichtete auch von Verletzten.

Zusammenstöße in der Provinz

In Moskau endete die Kundgebung ohne ernste Zwischenfälle. Der Polizei zufolge gab es keine Festnahmen, Medien berichteten von vereinzelten Vorfällen. Einige Demonstranten hielten aufblasbare gelbe Enten in den Händen, ein Zeichen des Kampfes gegen Korruption, dem sich auch der 41-jährige Nawalny verschrieben hat.

Auch in mehreren Provinzstädten gab es OVD-Info zufolge Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten, unter anderem in Jekaterinburg am Uralgebirge und in Jaroslawl. In einigen Orten wie Nischni Nowgorod und Ufa endeten die Kundgebungen friedlich.

Kleinere Proteste als im Sommer

Dennoch blieb der Protest nach ersten Einschätzungen insgesamt kleiner als bei früheren Initiativen Nawalnys. Bereits im März und Juni hatte er Zehntausende Anhänger mobilisiert. Hunderte Menschen wurden festgenommen. Experten werteten dies als Zeichen, dass Nawalnys Aufrufe nicht mehr genügend Kraft haben.

Davon wollte Nawalnys enger Mitarbeiter in Moskau, Nikolai Ljaskin, nichts wissen. Er sagte dem kremlkritischen Internet-Sender Doschd mit Blick auf den ruhigen Ausgang in Moskau, dies sei eine der größten nicht genehmigten Aktionen gewesen, die ohne Festnahmen abgelaufen ist. Seine Erklärung: "Ich denke, die Behörden wollten nicht, dass an Putins Geburtstag 800 Leute festgenommen werden, die skandieren "Putin geh' in Rente"".

Dennoch gab es später Szenen der Gewalt aus St. Petersburg. Die Politologin Jekaterina Schulmann hatte dies vorab befürchtet. "Wenn sich die Behörden unsicher sind, tendieren sie zu einer Überreaktion", sagte sie. "Je näher die Präsidentenwahl rückt, desto nervöser sind die Behörden."

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