Täter planten gewaltige Attacke Terror von Barcelona war nur der Plan B
Eigentlich planten die Verdächtigen nach Ansicht der Ermittler einen noch viel größeren Anschlag. Doch eine unbeabsichtigte Explosion machte ihnen einen Strich durch die Rechnung.
Die Terroranschläge mit Autos in Barcelona und dem Ort Cambrils waren nach Erkenntnissen der Ermittler nur der Plan B der Attentäter. Sie hätten in einem Haus in Alcanar, 200 Kilometer südlich von Barcelona, Gasflaschen für einen möglicherweise noch viel verheerenderen Anschlag gehortet, sagte Josep Lluis Trapero von der katalanischen Polizei am Freitag. Als das Haus Mittwochnacht durch eine unbeabsichtigte Explosion des Gases zerstört wurde, seien sie mit den Autos nach Barcelona und Cambrils gefahren.
Terrorfahrer soll tot sein
Den Transporter, der auf den Ramblas in Barcelona Passanten niedergemäht und 13 von ihnen getötet hatte, soll spanischen Medienberichten zufolge ein 17-Jähriger gelenkt haben. Er sei wenige Stunden später gemeinsam mit vier Komplizen bei der zweiten Auto-Attacke in der Kleinstadt Cambrils erschossen worden, berichtete die Zeitung "El Pais". Die Polizei wollte das zunächst nicht bestätigen.
Die fünf Angreifer fuhren in Cambrils mit einem anderen Auto Passanten nieder. Eine Frau starb, fünf weitere Menschen wurden verletzt. Bei einem Schusswechsel mit der Polizei wurden alle fünf Männer erschossen, vier von ihnen von einem einzelnen Beamten. Die getöteten Verdächtigen trugen Attrappen von Sprengstoffgürteln am Körper und waren mit Äxten und Messern bewaffnet.
"Wir sprechen über eine große Gruppe"
Der katalanische Innenminister Joaquim Forn sagte dem Radiosender RAC1, man habe es offensichtlich mit einer sehr umfangreichen Terrorzelle zu tun. "Wir sprechen nicht über eine Gruppe mit ein oder zwei Leuten, sondern über eine große Gruppe." Sie planten nach Ansicht der Ermittler bereits seit geraumer Zeit einen Anschlag. Bei der Explosion in ihrem Haus in Alcanar kam ebenfalls eine Person ums Leben.
Von den vier Verdächtigen, die bis Freitag festgenommen wurden, war bisher keiner wegen mutmaßlicher terroristischer Aktivitäten im Visier der Ermittler gewesen. Es handle sich um drei Marokkaner und einen Spanier, teilte die Polizei mit. Drei wurden in dem Ort Ripoll festgenommen, einer in Alcanar.
IS reklamiert Terrorattacke für sich
Die Terrormiliz IS reklamierte den Anschlag in Barcelona für sich. Er sei eine Reaktion auf Aufrufe der Terrormiliz an ihre Anhänger, Länder anzugreifen, die in der internationalen Koalition gegen die Extremisten in Syrien und Irak kämpfen, hieß es in einer Erklärung.
Der spanische König Felipe und Ministerpräsident Mariano Rajoy hielten gemeinsam mit Tausenden Menschen eine Schweigeminute für die Opfer der Terroranschläge in Barcelona und Cambrils ab. Danach applaudierten die Teilnehmer der Zeremonie auf der Plaça de Catalunya und riefen "Ich habe keine Angst".
13 Deutsche unter den Verletzten
Unter den Todesopfern des Terroranschlags in Barcelona waren zwei Italiener, ein Amerikaner und eine Frau aus Belgien. Die Nationalität der übrigen Opfer war zunächst nicht bekannt. 13 Deutsche erlitten bei dem Anschlag in Barcelona Verletzungen, wie das Auswärtige Amt erklärte. Sprecher Martin Schäfer sagte, einige hätten schwere Verletzungen erlitten und kämpften um ihr Leben. Medienberichte, wonach auch Deutsche getötet worden seien, könne er nicht bestätigen. Auszuschließen sei es nicht.
Die Zahl der Opfer könnte noch weiter steigen. 17 der mehr als 100 Verletzten in Barcelona waren am Freitag noch in kritischem Zustand.