Analyse zeigt Wandel bei Raketenproduktion Warnung vor chinesischem Atomschlag gegen Taiwan
Der US-Militärgeheimdienst DIA warnt in einer neuen Analyse vor der wachsenden nuklearen Stärke Chinas. Bestimmte Raketen bereiten besonders Grund zur Sorge.
Der amerikanische Militärgeheimdienst DIA hat in einer Analyse vor dem Umbau der chinesischen Atomstreitkräfte gewarnt. In dem Dokument "Nuclear Challenges 2024" geht es um die wachsenden atomaren Fähigkeiten strategischer Konkurrenten und regionaler Rivalen der USA, insbesondere von China, Russland, Nordkorea und dem Iran. Das Papier analysiert deren nukleare Programme, technische Entwicklungen und Bedrohungen, die durch moderne Waffensysteme entstehen.
Peking habe frühere Schätzungen aus dem Jahr 2018 weit übertroffen und verfüge derzeit über mehr als 500 einsatzfähige Nuklearsprengköpfe in seinem Arsenal, so der DIA. "Wir schätzen, dass China bis 2030 über mehr als 1.000 einsatzbereite Nuklearsprengköpfe verfügen wird, von denen die meisten auf Raketen zum Einsatz kommen werden, die das Festland der USA erreichen können", heißt in dem Dokument.
China setzt zunehmend auf Mittelstrecken-Ziele
Offenbar strebe China auch einen Wandel bei der Taktik an: Zunehmend baue man Sprengköpfe mit geringerer Sprengkraft – offenbar, um diese auch nahe der Heimat einsetzen zu können. So stocke China seine Bestände an Trägersystemen für den Nahbereich auf, etwa der ballistischen Mittelstreckenrakete DF-26. Das offensichtliche Ziel: Taiwan.
Deshalb warnen die Geheimdienstler auch: "Peking würde wahrscheinlich auch den Einsatz seiner Atomstreitkräfte in Erwägung ziehen, wenn eine konventionelle militärische Niederlage in Taiwan das Überleben des Regimes ernsthaft bedrohen würde", so die Analyse.
China betrachtet Taiwan als Teil der Volksrepublik, während sich Taiwan selbst als unabhängigen Staat sieht. Seit Jahren übt Peking Druck auf Taipeh aus, zuletzt durch massive Militärmanöver. Immer wieder kommen Dutzende chinesische Kampfjets bei Überflügen dem taiwanesischen Luftraum nahe. Die USA unterstützen Taiwan militärisch. Fraglich ist, ob sie bei einem Einmarsch Chinas auf die Insel auch selbst in den Krieg eingreifen würden.
Vorbereitung auf regionale Konflikte?
Die Raketenstreitkräfte der chinesischen Volksbefreiungsarmee (PLA Rocket Force) erweitern nach Angaben des US-Geheimdienstes ihr Arsenal an DF-26-Mittelstreckenraketen (IRBMs), die sowohl konventionelle als auch nukleare Präzisionsschläge gegen Bodenziele sowie konventionelle Angriffe gegen Marineziele durchführen können.
Diese Raketen können von Fahrzeugen aus abgeschossen werden. "China hat zudem zwei weitere JIN-Klasse-U-Boote des Typs 094 in Dienst gestellt, womit die Gesamtzahl auf sechs nuklearbetriebene ballistische Raketen-U-Boote steigt. Dies ermöglicht die Fähigkeit zu kontinuierlichen Abschreckungspatrouillen in Friedenszeiten", so der Bericht.
Die Entwicklung von Waffen mit kürzerer Reichweite könnte bedeuten, dass sich China nicht nur auf Angriffe aus den USA und Europa vorbereitet, sondern auch mit regionalen Konflikten rechnet. Dazu könnte eine Eskalation mit Vietnam und den Philippinen zählen. Die chinesische Regierung streitet sich mit den beiden Staaten um Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer. Immer wieder kommt es auch hier zu Vorfällen: Chinesische Marineschiffe und Fischerboote stören vietnamesische und philippinische Schiffe. Es kam in der Vergangenheit auch zu Begegnungen von chinesischen Kampfjets mit amerikanischen Aufklärungsflugzeugen.
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Analysten: China will gleichauf mit Russland und den USA sein
Die Analysten gehen davon aus, dass China eine militärische Gleichstellung mit den Vereinigten Staaten und Russland anstrebe. Man wolle bis Mitte des Jahrhunderts über ein "Weltklasse"-Militär zu verfügen. Die PLA hat etwa 300 Silos für Interkontinentalraketen (ICBMs) mit festen Treibstoffen ausgebaut. Es gebe Hinweise, dass China Konzepte für einen "Frühwarn-Gegenangriff" entwickelt, um Atomraketen abzufeuern, bevor ein feindlicher Angriff einschlägt.
Neben Abschussrampen auf dem Land und von U-Booten wird auch die Luftwaffe ausgebaut, was atomare Kampffähigkeiten betrifft. Der H-6N-Bomber ist in der Lage, nukleare Marschflugkörper zu tragen und in der Luft betankt zu werden. China entwickelt nach Erkenntnissen des US-Geheimdienstes auch einen strategischen Tarnkappenbomber (H-20), der zukünftige nukleare Fähigkeiten ergänzen wird.
- dia.mil: "NUCLEAR CHALLENGES" (englisch)
- Eigene Recherchen