Gaza-Krieg "Letzte Chance": Demos in Israel für Geisel-Deal
In Kairo wird um die Vereinbarung einer Waffenruhe im Gazastreifen gerungen. In Tel Aviv machen Tausende Demonstranten Druck. Es könnte die letzte Chance für die Geiseln sein, fürchten viele.
Tausende Menschen haben in Tel Aviv und anderen Orten in Israel für ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln in der Gewalt der islamistischen Hamas demonstriert. Redner warfen bei der Kundgebung unter dem Motto "Du hättest sie retten können" dem Regierungschef Benjamin Netanjahu vor, durch immer neue Bedingungen einen Deal zu verhindern. Berittene Polizei stoppte den Demonstrationszug vor dem Verteidigungsministerium.
Hauptstreitpunkt bei Vermittlungsgesprächen der USA, Ägyptens und Katars in Kairo zwischen Israel und der islamistischen Hamas ist den Berichten zufolge die Frage, wie lange israelische Truppen im Gazastreifen vor allem im sogenannten Philadelphi-Korridor an der Grenze zu Ägypten stationiert bleiben dürfen.
Die Hamas hat nach israelischer Zählung noch 109 Geiseln in ihrer Gewalt. 36 davon wurden für tot erklärt, 73 gelten als noch am Leben, wie eine israelische Regierungssprecherin am Donnerstag mitgeteilt hatte. Insgesamt verschleppten palästinensische Terroristen am 7. Oktober vergangenen Jahres mehr als 250 Menschen aus Israel in das Küstengebiet.
"Es sieht so aus, als ob diese die letzte Chance ist. Entweder es gibt eine Vereinbarung oder eine Eskalation" der Gewalt, zitierte die Zeitung "Times of Israel" Einav Zangauker, die Mutter der Geisel Matan Zangauker.
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Die frühere Geisel Aviva Siegel, deren Mann noch in der Gewalt der Hamas ist, rief Netanjahu auf, Wort zu halten. "Du hast mir in die Augen gesehen und versprochen, Keith nach Hause zu bringen. Ich glaube nicht mehr an Worte - ich will Taten sehen", sagte sie bei der Demo.
Im Laufe einer einwöchigen Waffenruhe Ende November hatte die Hamas 105 Geiseln freigelassen. Im Gegenzug entließ Israel 240 palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen. Ob es zu einer weiteren Vereinbarung dieser Art kommen kann, ist offen.
Zwar reiste eine Hamas-Delegation nach Kairo. Die islamistische Organisation teilte jedoch zugleich mit, sie werde wie zuvor nicht direkt an den Gesprächen teilnehmen, sondern sich nur über deren Verlauf informieren lassen.
Der Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, und der Chef des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, Ronen Bar, waren bereits am Donnerstag in die ägyptische Hauptstadt gereist.
Netanjahu hatte seine eigenen Verhandler jedoch israelischen Medienberichten zufolge scharf angegriffen. "Sie zeigen Schwäche und suchen nur nach Wegen, um zu kapitulieren, während ich (...) nicht bereit bin, Forderungen nachzugeben, die die Sicherheit beeinträchtigen würden", wurde der von der "Times of Israel" zitiert.
- Nachrichtenagentur dpa