Russischer Angriffskrieg Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage
Angesichts ständiger russischer Luftangriffe auf Charkiw fordert Präsident Selenskyj von den Verbündeten weitere Flugabwehrsysteme. Moskau gibt der Ukraine die Schuld für Drohnenangriffe auf das AKW Saporischschja. Der Überblick.
Die Ukraine unternimmt nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj "maximale Anstrengungen" für Schutz und Unterstützung der Großstadt Charkiw im Osten des Landes. Dies gelte sowohl für den zivilen als auch den militärischen Bereich, unterstrich Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache.
"Wir arbeiten mit unseren Partnern an der Stärkung des Luftverteidigungssystems, um den russischen Plänen für Charkiw zu begegnen." Nach Einschätzung der ukrainischen Aufklärung dürfte die nächste russische Großoffensive gegen Charkiw gerichtet sein.
Jüngste russische Angriffe gegen die Stadt haben dort schwere Zerstörungen angerichtet und unter anderem die Stromversorgung zum Erliegen gebracht. Die ukrainische Regierung habe gerade erst Vorschläge erhalten, den Stromausfall in Charkiw zu beenden und die schweren Schäden am gesamten Energienetz der Ukraine zu beheben. "Ich bin allen unseren Stromtechnikern und Reparaturteams dankbar", sagte Selenskyj. "Jeder, der das System, die Netze und die normale Versorgung der Menschen wiederherstellt, ist ein wirklich guter Arbeiter." Russische Präzisionsangriffe mit Marschflugkörpern und Raketen haben in den vergangenen Wochen das ukrainische Energienetzwerk schwer getroffen.
Stadt Saporischschja unter russischem Beschuss
Bei einem russischen Raketenangriff auf die südukrainische Großstadt Saporischschja kamen nach offiziellen Angaben mindestens drei Menschen ums Leben. Weitere acht Menschen wurden verletzt, als russische Raketen in einer nicht näher beschriebenen Industrieanlage einschlugen. Wie der örtliche Militärverwalter Iwan Fjodorow weiter auf Telegram mitteilte, wurden 14 Gebäude beschädigt, darunter auch eine Gesundheitseinrichtung. Die Angaben können bisher nicht unabhängig geprüft werden. Die Stadt Saporischschja liegt etwa 55 Kilometer nördlich des gleichnamigen Kernkraftwerks, das seit über zwei Jahren von russischen Truppen besetzt ist.
Schäden nach neuen russischen Drohnenangriffen in Ukraine
Nach russischen Drohnenangriffen berichteten Behörden in den südlichen Gebieten Odessa und Mykolajiw von Schäden. Im Gebiet Odessa beschädigten Trümmer einer abgeschossenen Drohne ein Objekt der Transportlogistik und eine Tankstelle, wie die Behörden mitteilten. Im Gebiet Mykolajiw sei durch abgeschossene Drohnenteile eine Elektroleitung beschädigt worden, wodurch in 14 Ortschaften der Strom ausgefallen sei. Verletzte habe es in den Fällen nicht gegeben. Insgesamt seien 17 von 24 Drohnen abgeschossen worden, teilte die Luftstreitkräfte in Kiew mit.
Moskau wirft Kiew Angriff auf Atomkraftwerk vor
Das russische Außenministerium schrieb indessen Kiew die volle Verantwortung für Drohnenangriffe auf eben dieses Atomkraftwerk zu. "Mit ihren kriminellen Handlungen macht die Ukraine, unterstützt von den USA und ihren westlichen Satelliten, deutlich, dass sie den Weg des nuklearen Terrors eingeschlagen hat", heißt es in einer Mitteilung des Außenamtes in Moskau. Laut Atombehörde IAEA war die nukleare Sicherheit nicht gefährdet. Die Schutzhülle des sechsten Reaktors sei dreimal getroffen worden, teilte IAEA-Chef Rafael Grossi im sozialen Netzwerk X (früher Twitter) am Sonntag mit.
"Aufgabe der Weltgemeinschaft und der internationalen Organisationen, allen voran der IAEA, ist es, Kiew die Möglichkeit zu nehmen, Terroranschläge auf Atomanlagen zu verüben", forderte das russische Außenministerium weiter. Moskaus UN-Botschafter Wassili Nebensja kündigte nach Angaben der Staatsagentur Tass an, den Vorfall bei einer der nächsten Sitzungen des Weltsicherheitsrates zur Sprache bringen zu wollen. Die Ukraine hat sich bisher nicht zu dem Vorfall geäußert.
Cameron will in USA für Freigabe von Ukraine-Hilfspaket werben
Bei einem Besuch in den USA will der britische Außenminister David Cameron für die Freigabe eines 60 Milliarden Dollar teuren US-Hilfspakets für die Ukraine werben. Cameron werde in einem Gespräch mit dem republikanischen Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Mike Johnson, warnen, dass die USA die Sicherheit des Westens gefährdeten, falls die Republikaner die vom Senat genehmigten Finanzhilfen weiter blockieren. Das berichtete die britische Zeitung "Telegraph".
In einem Gastbeitrag für das Blatt betonten Cameron und sein französischer Kollege Stéphane Séjourné, die Ukraine müsse den Krieg gegen Russland gewinnen. "Falls die Ukraine verliert, verlieren wir alle. Die Kosten dafür, die Ukraine jetzt nicht zu unterstützen, werden weitaus höher sein als die Kosten, (Kremlchef Wladimir) Putin abzuwehren."
Aus dem britischen Außenministerium hieß es laut "Telegraph", Cameron werde in Washington seine Mitteilung von voriger Woche bekräftigen. "Großbritannien hat dieses Jahr Geld für die Ukraine bereitgestellt. Das Gleiche gilt für die Europäische Union. Die USA müssen es auch tun", hatte der ehemalige Premierminister in sozialen Medien betont. "Es ist die amerikanische Sicherheit, es ist die europäische Sicherheit, es ist die Sicherheit Großbritanniens, die in der Ukraine auf dem Spiel steht, und sie brauchen unsere Hilfe."
- Nachrichtenagentur dpa