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Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage


Russische Invasion
Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Von dpa
Aktualisiert am 09.01.2024Lesedauer: 4 Min.
Krywyj RihVergrößern des Bildes
Russland hat die Ukraine zum wiederholten Mal binnen weniger Tage heftig bombardiert. (Quelle: -/Ukrainian Emergency Service via AP/dpa/dpa-bilder)
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Seit Tagen bombardiert Russland die Ukraine wieder besonders heftig. Mit internationaler Hilfe will Kiew auch Regionen besser schützen, deren Luftverteidigung derzeit noch nicht ausreicht. Der Überblick.

Die Ukraine will die jüngsten schweren Angriffe Russlands eigenen Angaben zufolge nicht unbeantwortet lassen. "Der Terrorstaat wird definitiv unsere Antwort spüren", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. In den Gebieten Charkiw, Saporischschja, Chmelnyzkyj sowie in seiner Heimatregion Krywyj Rih seien insgesamt vier Menschen getötet und 45 weitere verletzt worden.

Zudem seien die Verhandlungen mit internationalen Partnern in den kommenden Wochen auf die Stärkung der ukrainischen Luftverteidigung ausgerichtet, sagte Selenskyj. "Viele Schritte werden unternommen, und ich bin zuversichtlich, dass wir in der Lage sein werden, unseren Staat zu stärken. Unser Luftverteidigungssystem. Unsere Arbeit mit Partnern an Drohnen."

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Russland hatte die Ukraine am Montagmorgen zum wiederholten Mal binnen weniger Tage mit Dutzenden Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen bombardiert. Von den insgesamt knapp 60 Geschossen konnten allerdings weniger abgefangen werden als üblich - unter anderem, weil Landesteile bombardiert wurden, die nicht so gut geschützt sind wie die Hauptstadt Kiew. Diese ist mit aus dem Westen gelieferten Luftabwehrsystemen ausgestattet. Die Ukraine verteidigt sich seit fast zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg.

Russland sieht sich auf dem Schlachtfeld zurück in der Initiative

Das russische Militär will im Jahr 2023 nach eigenen Angaben die Initiative auf dem Schlachtfeld in der Ukraine zurückerobert haben. "Im vergangenen Jahr haben die Verluste des Gegners 215.000 Soldaten und 28.000 Einheiten überschritten", sagte Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu bei einer Militärbesprechung. Entlang der gesamten Front habe sich Russland die strategische Initiative gesichert, fügte er hinzu. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Zahlen allerdings nicht.

Die ukrainische Führung wiederum beziffert die Gesamtverluste der russischen Armee nach fast zwei Jahren Krieg auf inzwischen mehr als 365.000. Offiziell macht keine der beiden Kriegsparteien Angaben zu den eigenen Verlusten. Die Zahlen zu den angeblichen Ausfällen der Gegenseite gelten beiderseits als überhöht.

Tote und Verletzte nach Drohnenangriffen in Westrussland

Bei Drohnenangriffen auf verschiedene strategische Ziele in Westrussland wurden nach Behördenangaben eine Frau getötet und drei weitere Menschen verletzt. In der Ortschaft Gornal sei eine Einwohnerin durch Splitterverletzungen nach einem Drohneneinschlag ums Leben gekommen, teilt der Gouverneur der Region Kursk, Roman Starowoit, auf seinem Telegram-Kanal mit. Ziel der Attacke war laut Medienberichten der militärisch genutzte Flughafen der Region. Im benachbarten Gebiet Orjol wurde eine Ölanlage getroffen. Moskau macht Kiew für die Angriffe verantwortlich.

Scholz ruft EU zu stärkerer Unterstützung der Ukraine auf

Bundeskanzler Olaf Scholz rief derweil die anderen EU-Staaten dazu auf, die Ukraine in diesem Jahr stärker zu unterstützen. "Die bisher von der Mehrzahl der EU-Mitgliedstaaten geplanten Waffenlieferungen für die Ukraine sind jedenfalls zu gering", sagte der SPD-Politiker nach einem Treffen mit Luxemburgs Premierminister Luc Frieden in Berlin. "Ich rufe deshalb die Verbündeten in der Europäischen Union auf, ihre Anstrengungen zugunsten der Ukraine ebenfalls zu verstärken."

Vereinte Nationen brauchen Milliarden für Ukraine-Hilfe

Wegen des russischen Angriffskrieges sind in der Ukraine UN-Schätzungen zufolge in diesem Jahr 40 Prozent der Bevölkerung oder mehr als 14,6 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Das UN-Nothilfebüro (OCHA) braucht dafür 3,1 Milliarden Dollar (2,8 Mrd Euro) und bittet um Spenden, wie ein OCHA-Sprecher in Genf sagte. Das ist weniger als für 2023, als OCHA 3,95 Milliarden Dollar für die Ukraine veranschlagt hatte. Von der Summe kamen aber nach der OCHA-Statistik bislang nur rund 64 Prozent zusammen.

Spendenaufrufe werden den Angaben zufolge immer weniger gedeckt. Die Vereinten Nationen hätten daher weltweit einen neuen Fokus nur noch auf die Menschen gerichtet, die in allergrößter Not sind, und Programme gekürzt, sagte der Sprecher. Deshalb seien manche Spendenaufrufe in diesem Jahr kleiner als in vorangegangenen Jahren.

Medien: Explosion an Bahnstrecke nahe russischem Öldepot

Unweit eines russischen Öldepots hat sich Medien zufolge eine Explosion an einer Eisenbahnstrecke ereignet. Diese sei in der Stadt Nischni Tagil am Ural durch einen Sprengsatz ausgelöst worden, berichteten mehrere Online-Portale. Unabhängig überprüfen ließ sich das zunächst nicht. Die Behörden in Nischni Tagil räumten laut der Agentur Interfax jedoch ein, dass sich "irgendein Knall" ereignet habe. Verletzte und Schäden soll es demnach nicht gegeben haben. Im Zuge von Russlands Krieg gegen die Ukraine kommt es im größten Land der Erde immer wieder zu Sabotageakten gegen militärische oder für das Militär wichtige Infrastruktur.

Unterdessen meldete die russische Grenzregion Belgorod erneut Beschuss durch die ukrainische Armee. Ersten Erkenntnissen zufolge seien drei Menschen verletzt worden, schrieb Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow auf Telegram. Unabhängig überprüft werden konnte das zunächst nicht.

Ukraine: 15 Millionen Tonnen Güter über See exportiert

Trotz des russischen Angriffskriegs hat die Ukraine eigenen Angaben zufolge in den letzten fünf Monaten des Jahres 2023 knapp 15 Millionen Tonnen Waren verschiedener Art über das Schwarze Meer exportiert. "Davon sind zehn Millionen Tonnen Produkte unserer Landwirte", teilte Infrastrukturminister Olexander Kubrakow mit.

Seit dem vergangenen August hat Kiew eigenständig einen Korridor für die sichere Passage von Handelsschiffen ausgewiesen. Zwar griff Russland seitdem wiederholt Hafenanlagen mit Raketen und Drohnen an. Doch bislang hält die ukrainische Armee russische Schiffe erfolgreich mit Seedrohnen und Antischiffsraketen auf Distanz. Die ukrainischen Exportmengen liegen jedoch immer noch weit unter denen vor Beginn der großangelegten russischen Invasion am 24. Februar 2022.

Ukraine vermutet 19.500 verschleppte Kinder in Russland

Die Ukraine geht von mehr als 19.500 Kindern aus, die im Krieg illegal nach Russland verschleppt worden sind. Das sagte der Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak. "Russland hat im Laufe seines Krieges gegen die Ukraine schreckliche Verbrechen begangen, doch die Deportation und gewaltsame Entführung von Kindern, unseren Schutzbedürftigsten, zählt zu den grausamsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit seit dem Zweiten Weltkrieg", sagte Jermak einer Mitteilung zufolge. Die genannte Zahl stützt sich auf UN-Angaben.

Briten: Russland hat einmal mehr Probleme bei Flugabwehr

Das britische Verteidigungsministerium sieht weiterhin Schwachstellen bei der russischen Flugabwehr. Die Ukraine hatte vergangene Woche russische Ziele auf der annektierten Halbinsel Krim angegriffen und nach eigenen Angaben einen Kommandopunkt am Flughafen Saky zerstört. Moskau hatte dagegen angegeben, mehrere Marschflugkörper abgeschossen zu haben.

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Diese Angriffe haben höchstwahrscheinlich die russische Flugabwehr in der Region beeinträchtigt, wie die Briten mitteilten. Als Reaktion darauf habe Russland am Montag eine Reihe von Raketenangriffen auf die Ukraine verübt.

"Das zeigt einmal mehr, wie ineffektiv die russische Flugabwehr beim Schutz wichtiger Orte trotz besserer Vorbereitung ist", schrieb das Ministerium bei X (früher Twitter). Das Ausmaß der russischen Reaktion sei wahrscheinlich ein Hinweis darauf, wie erfolgreich die Aktionen der ukrainischen Streitkräfte gewesen seien.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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