Russische Invasion Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage
Nach der ins Stocken geratenen Gegenoffensive will die Ukraine ihre Verteidigungsanlagen massiv ausbauen. Das Land ist schwer gezeichnet. Die News im Überblick.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den forcierten Bau von Schutzräumen und Festungsanlagen entlang aller Frontabschnitte angekündigt. "Die Priorität ist offensichtlich", sagte er in seiner täglichen Videoansprache.
Mit dem Verteidigungsminister und führenden Militärs sei über die Errichtung solcher Anlagen diskutiert worden. Zuletzt hatte eine Reihe von Beobachtern die ukrainische Gegenoffensive für gescheitert erklärt. Die Betonung des Festungsbaus gilt als ein Indiz dafür, dass die Führung in Kiew sich nun auf die Verteidigung konzentriert.
Erneuter Luftalarm in der Ukraine
In der Nacht gab es erneut Luftalarm in der Ukraine. Die ukrainischen Streitkräfte warnten vor Angriffen russischer Drohnen, die von der Krim aus in Bewegung gesetzt worden seien. Im Gebiet Cherson seien durch eine russische Drohne zwei Menschen verletzt worden, berichtete die "Ukrainska Pravda".
Derweil teilte die Vorsitzende des Parlamentsausschusses für regionale Entwicklung und Stadtplanung in Kiew, Olena Schuliak, mit, durch die seit mehr als 21 Monaten andauernde russische Invasion seien in der Ukraine bereits mehr als 170.000 Gebäude beschädigt oder zerstört worden. Das berichtete die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform am frühen Morgen. Darunter sollen auch mehr als 20.000 Wohnhäuser sein.
Durch die russischen Angriffe wurden mehr als 3500 Bildungseinrichtungen, 420 große und mittlere Unternehmen getroffen, wie Schuliak in einem Blog der Agentur weiter schrieb. Zudem seien Flughäfen und zivile Flugplätze, 344 Brücken und Übergänge sowie 25.000 Straßen von Zerstörungen betroffen.
Die Ukraine wird in dem russischen Angriffskrieg, den Moskau am 24. Februar 2022 begonnen hatte, immer wieder mit Raketen- und Drohnenattacken überzogen. Dabei gibt es oft schwere Zerstörungen, Tote und Verletzte.
London: Russland baut unbemannte Kamikaze-Schiffe für Krieg
Russland arbeitet indes nach britischen Angaben verstärkt am Bau von unbemannten Kamikaze-Schiffen für den Einsatz im Angriffskrieg gegen die Ukraine. Jüngst habe der Chef der Rüstungsfirma KMZ, Michail Danilenko, angekündigt, dass Drohnenboote im Rahmen der "militärischen Spezialoperation", wie der Krieg in Russland genannt wird, getestet werden sollen, um 2024 dann eine Serienproduktion aufzunehmen, teilte das britische Verteidigungsministerium am Freitag mit. Die Boote könnten bis zu 600 Kilogramm Munition transportieren, sagte Danilenko demnach.
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Die Ukraine hatte wiederholt unbemannte Schiffe, die mit Sprengstoff beladenen Schnellbooten ähneln, gegen russische Ziele im Schwarzen Meer oder in den Häfen der annektierten Halbinsel Krim eingesetzt. Die Waffe habe sich in den Händen der ukrainischen Streitkräfte zu einer Schlüsselfähigkeit im maritimen Bereich entwickelt, hieß es in London.
Mehr als 21 Monate nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine zeigte sich Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu zum Wintereinbruch zudem zufrieden mit dem derzeitigen Frontgeschehen gezeigt. "Unsere Soldaten (...) nehmen eine vorteilhaftere Position ein und erweitern die Kontrollzonen in alle Richtungen", sagte Schoigu. Auch westliche Waffenlieferungen an die Ukraine könnten die Lage auf dem Schlachtfeld nicht wesentlich verändern, behauptete er.
Selenskyj fordert mehr Sicherheit für Schulen
Neben den umkämpften Gebieten an der Front forderte Selenskyj auch mehr Sicherheit an Schulen. Dort müssten Schutzräume gebaut werden. Er berichtete in dem Zusammenhang vom Besuch in einer Schule in der ostukrainischen Millionenstadt Charkiw, die in den Räumlichkeiten der U-Bahn untergebracht sei. Selenskyj sprach von einem gelungenen Projekt, weil die U-Bahn sicher sei vor russischen Angriffen.
Seit Beginn seines Angriffskriegs attackiert Russland auch immer wieder mit Drohnen, Marschflugkörpern und Raketen zivile Ziele im Hinterland der Ukraine. Vor allem Objekte der Energieversorgung sind im Visier, um den Ukrainern in der kalten Jahreszeit die Strom-, Wasser- und Wärmeversorgung zu nehmen und sie kriegsmüde zu machen.
Lettland unterzeichnet Kaufvertrag für deutsche Flugabwehr
Lettland unterzeichnete am Donnerstag einen Vertrag über den Kauf des deutschen Mittelstrecken-Luftabwehrsystems Iris-T im Wert von rund 600 Millionen Euro. Demnach wird das baltische EU- und Nato-Land vom Hersteller Diehl Defence die notwendige Ausrüstung erhalten, um das Waffensystem effektiv betreiben zu können. Die Auslieferung solle im Jahr 2026 beginnen, teilte das Verteidigungsministerium in Riga mit. Lettland hatte den Kauf von Iris-T gemeinsam mit dem benachbarten Estland vereinbart.
Die Luftverteidigung gilt als eine Schwachstelle der baltischen Staaten. Estland und Lettland grenzen an Russland, Lettland auch an dessen engen Verbündeten Belarus. Die beiden Ostseestaaten betrachten den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine als direkte Gefahr für ihre Sicherheit. Sie haben ihre Militärausgaben bereits massiv aufgestockt und rüsten ihre Streitkräfte auf.
Bericht: Schule in Russland lässt Kinder Granatenteile basteln
Schüler einer Schule in der russischen Teilrepublik Tatarstan basteln Medienberichten zufolge im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft Teile von Artilleriegranaten für Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine.
"Was auf den ersten Blick wie ein Kinderspielzeug aussieht, erfüllt eine sehr wichtige Funktion ... die Stabilisatoren helfen der Granate, direkt ins Ziel zu fliegen, ohne dass sie in der Luft kippt", berichtete die Korrespondentin des Lokalfernsehens über den Unterricht. Landesweit berichtete auch die unabhängige "Moscow Times" über den Fall.
Lawrow wirft Blinken und Borrell "Feigheit" vor
Russlands Außenminister Sergej Lawrow nutzte den Abschluss des OSZE-Jahrestreffens für Kritik an seinen westlichen Kollegen. Lawrow warf ihnen "Feigheit" vor, weil sie direkten Gesprächen mit der russischen Seite zum Krieg in der Ukraine aus dem Weg gegangen seien.
Sowohl US-Außenminister Antony Blinken als auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell seien bereits abgereist, sagte Lawrow bei einer Pressekonferenz zu den Ergebnissen des Gipfels der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) im nordmazedonischen Skopje.
"Sie glauben wahrscheinlich, dass sie damit ihre Absicht unterstreichen, Russland zu isolieren. Aber ich finde, dass sie einfach feige sind, sie haben Angst vor jedem ehrlichen Gespräch mit Fakten", sagte Lawrow. Tatsächlich waren Blinken und Borrell am Mittwoch auf Einladung der nordmazedonischen Gastgeber nach Skopje gekommen. Blinken etwa reiste dann aber weiter nach Israel, wo die Lage aufgrund des Gaza-Kriegs derzeit äußerst angespannt ist.
- Nachrichtenagentur dpa