"Mehr Agenten als Polizisten" Journalist wechselt aus Angst vor russischen Agenten Wohnort
Christo Grosew enthüllte schon mehrfach Geschichten, die im Kreml wohl weniger gut ankamen. Jetzt kann der Journalist nicht mehr an seinen Wohnort.
Der bekannte bulgarische Investigativjournalist Christo Grosew hat aus Sicherheitsgründen seine Wahlheimat Wien verlassen. Das berichtet die österreichische Wochenzeitung "Falter". Demnach habe der Journalist anonyme Hinweise erhalten, dass der russische Geheimdienst in Wien möglicherweise hinter ihm her sei: "Ich vermute, dass es in der Stadt mehr russische Agenten, Spitzel und Handlanger gibt als Polizisten", sagte Grosew der Zeitung.
Der Journalist lebte seit 20 Jahren in Wien und stand laut dem Bericht aufgrund seiner Enthüllungen unter Polizeischutz. Im vergangenen Dezember wurde er vom russischen Innenministerium zur Fahndung ausgeschrieben. Daraufhin habe Grosew Warnungen aus Sicherheitskreisen erhalten, weswegen er von einer Reise aus den USA bisher nicht nach Österreich zurückgekehrt ist.
Grosew ist Chef der Rechercheplattform Bellingcat und hat bereits zahlreiche ausführliche Recherchen gegen den russischen Machtapparat veröffentlicht: Unter anderem enthüllte er 2018, dass der russische Militärgeheimdienst GRU den Ex-Agenten Sergej Skripal mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet hatte. Ebenso deckte Grosew die Identität des Täters im sogenannten Tiergartenmord auf und enthüllte, dass der russische Inlandsgeheimdienst FSB für die Vergiftung von Kremlkritiker Alexej Nawalny verantwortlich war.
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