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Iran: Mitglied der Revolutionsgarden erschossen, bekannte Schauspieler frei


Proteste im Iran
Mitglied der iranischen Revolutionsgarden erschossen

Von dpa, afp, t-online, csi

Aktualisiert am 06.01.2023Lesedauer: 4 Min.
imago images 196797953Vergrößern des Bildes
Demonstranten in Istanbul: Auch in anderen Ländern gehen Menschen gegen die iranische Führung auf die Straße. (Quelle: Onur Dogman/imago-images-bilder)

Ein Mitglied der Eliteeinheit wurde in der Nähe seines Wohnsitzes erschossen. Kurz nach ihrer Freilassung zeigt sich eine Schauspielerin wieder ohne Kopftuch.

Im Iran ist staatlichen Medien zufolge ein Angehöriger der mächtigen Revolutionsgarden erschossen worden. Der Mann sei in der Nähe seines Wohnsitzes am Dienstagabend in der Hauptstadt Teheran getötet worden, hieß es in einer Polizeimitteilung, die am Mittwoch von der staatlichen Nachrichtenagentur Irna zitiert wurde. Er soll "von vier Kugeln vor seinem Haus" getroffen worden sein, nachdem er "von Unbekannten ins Visier genommen worden war".

Laut Irna ermittle die Polizei weiter zu dem Vorfall. Rund um den Tatort seien "Hinweise auf Einbrüche" festgestellt worden. Das Exilmedium "Iran International" mit Sitz in London berichtet am Donnerstag hingegen, dass der Mann von den Revolutionsgarden selbst getötet worden sein soll – der genannte Grund: dass er Demonstranten gegenüber "nachsichtig" gewesen sei. Das will das Medium aus mehreren Quellen erfahren haben. Ein Mann habe die Schüsse abgegeben und sei dann auf einem Motorrad geflüchtet. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht.

Chamenei: "Wir alle haben Schwächen"

Die islamische Republik Iran wird seit September von regierungskritischen Protesten erschüttert, die das Regime gewaltsam niederschlagen lässt. Hunderte Demonstranten sind in den vergangenen Monaten gestorben, Tausende inhaftiert. In Haft werden einige Menschen verschiedenen Berichten aus dem Land zufolge gefoltert, auch sexualisierte Gewalt soll gegen die Inhaftierten eingesetzt werden.

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In den zurückliegenden Monaten waren auch mehrere Mitglieder der Revolutionsgarden, der Eliteeinheit des Landes, getötet worden. Ausgelöst vom Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini im Polizeigewahrsam stürzte Teheran in die schwerste politische Krise seit Jahrzehnten. Die 22-Jährige war vor mehr als drei Monaten wegen eines Verstoßes gegen die im Iran geltenden islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden.

Kopftuchzwang soll durch andere Methoden verfolgt werden

Inzwischen sind immer mehr Frauen in Irans Metropolen in der Öffentlichkeit ohne Kopftuch zu sehen. Während die sogenannte Sittenpolizei, die auch Amini festgenommen hatte, fast vollständig von den Straßen verschwunden ist, soll der Kopftuchzwang durch andere Methoden wie etwa Videoüberwachung verfolgt werden.

Das Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei versucht unterdessen, mit Worten die Lage zu deeskalieren: "Schlecht sitzende Kopftücher" seien nach Worten des religiösen Führers nicht "entgegen von Religion und Revolution". "Schlecht oder locker sitzende Kopftücher sind nicht richtig. Aber es bedeutet nicht, dass wir sie entgegen von Religion und Revolution betrachten sollten", wurde Chamenei am Mittwoch von Irna zitiert. "Wir alle haben Schwächen, die wir beheben müssen, und alles, was wir beheben können, wird besser." Nach der Islamischen Revolution 1979 wurden im Iran strenge islamische Kleidungsvorschriften eingeführt, die auch kontrolliert werden.

Teheran droht nach Karikaturen in französischer Zeitschrift

Von Chamenei waren am Mittwoch in der französischen Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" Karikaturen veröffentlicht worden. Das Außenministerium bezeichnete diese als Reaktion in einer Mitteilung als "beleidigend und unangemessen". Der französische Botschafter wurde einbestellt, schrieb die Nachrichtenagentur Tasnim auf Twitter.

Immer wieder verspottet "Charlie Hebdo" iranische Politiker. Das Magazin wurde deshalb bereits von der Islamischen Republik auf eine Sanktionsliste gesetzt. "Wir lassen nicht zu, dass die französische Regierung über das Ziel hinausschießt", hieß es der Mitteilung des Ministeriums.

Bei den am Mittwoch veröffentlichten Karikaturen handelt es sich um Einsendungen seines Wettbewerbs #MullahsGetOut. "Wir wollten den Kampf der Iraner für ihre Freiheit unterstützen, indem wir ihren vorsintflutlichen religiösen Anführer lächerlich machen und ihn in den Mülleimer der Geschichte werfen." Eine der ausgewählten Zeichnungen zeigt Chamenei, wie er sich an einem Strick in einem See aus Blut vor dem Ertrinken zu retten versucht.

Die neue Ausgabe von "Charlie Hebdo" hat ebenfalls eine Karikatur zum Iran auf dem Titel, der auf der Webseite der Zeitschrift zu sehen ist. Abgebildet ist eine nackte Frau, die auf dem Rücken liegt. Männer mit langen Gewändern, Bärten und Turban laufen hintereinander in ihre Vagina. Dazu der Spruch: "Mullahs geht zurück, wo ihr herkommt!"

Schauspielerin auf Kaution wieder frei

Derweil ist die bekannte iranische Schauspielerin Taraneh Alidoosti nach mehr als zwei Wochen Haft aus dem berüchtigten Ewin-Gefängnis auf Kaution freigelassen worden. Dies berichtete die reformorientierte Zeitung "Shargh". Alidoosti war Mitte Dezember im Zusammenhang mit den landesweiten Protesten im Iran verhaftet worden. Sie hatte sich zuvor mit der Frauenbewegung solidarisiert und auf Instagram ein inzwischen gelöschtes Bild ohne das im Iran obligatorische Kopftuch veröffentlicht.

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Der Schauspielerin wurden nach ihrer Verhaftung "Verbreitung von Falschinformationen und Unterstützung von konterrevolutionären Kreisen" vorgeworfen. Bilder in sozialen Medien sollen zeigen, wie Alidoosti kurz nach ihrer Freilassung sich wieder ohne ein Kopftuch in der Öffentlichkeit zeigte.

Die 38-Jährige zählt zu den erfolgreichsten Schauspielerinnen Irans. Zu Alidoostis bekanntesten Filmen gehören unter anderem die Dramen "The Salesman" sowie "Alles über Elly", beide unter der Regie des zweifachen Oscar-Gewinners Asghar Farhadi. Im vergangenen Jahr feierte sie bei den Filmfestspielen in Cannes die Premiere ihres neuesten Films "Leila's Brothers". Die öffentliche Vorführung des Films in den iranischen Kinos wurde vom Kultusministerium verboten.

Verwendete Quellen
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