Klimagipfel in Ägypten Provoziert er Sunak? Johnson erwägt wohl Gipfelteilnahme
Der neue Premierminister Rishi Sunak wurde für seine Absage für den Weltklimagipfel deutlich kritisiert. Jetzt soll ein anderer Brite teilnehmen: Boris Johnson.
Der noch amtierende britische Präsident der Weltklimakonferenz, Alok Sharma, hat den neuen Premierminister Rishi Sunak wegen dessen Absage für den nächsten Klimagipfel COP27 kritisiert. "Ich bin sehr enttäuscht, dass der Premierminister nicht fährt", sagte Sharma der Sonntagszeitung "Sunday Times". Sunak begründet sein Fernbleiben mit "drängenden innenpolitischen Fragen". Bei dem Gipfel, der am nächsten Wochenende in Ägypten beginnt, werden zahlreiche andere Staats- und Regierungschefs erwartet.
Sharma äußerte Verständnis dafür, dass sich der neue Premierminister der Konservativen nach der Amtsübernahme am Dienstag um viele Themen kümmern müsse. Mit seinem Fernbleiben riskiere Sunak jedoch eine britische Führungsposition bei Umweltfragen. Der vorige Gipfel fand im schottischen Glasgow statt. Sharma saß als COP-Präsident mit Ministerrang im konservativen Kabinett, verlor diesen Platz nach dem erneuten Regierungswechsel in London aber.
Johnson soll Teilnahme am Weltklimagipfel planen
Die Präsidentschaft des Weltklimagipfels geht zu Beginn des Treffens in Scharm el Scheich von Großbritannien an Gastgeber Ägypten über. Sharma soll Berichten zufolge trotzdem für das Vereinigte Königreich die Verhandlungen führen.
Interesse an einer Teilnahme zeigt nun aber offenbar auch einer von Sunaks Vorgängern: Boris Johnson. Dem britischen "Guardian" zufolge erwägt er, zum COP zu reisen. Das Kabinettsbüro, das für die Planung des Klimagipfels zuständig ist, sagte der Zeitung jedoch, es könne nicht direkt antworten, ob Johnson an der Veranstaltung teilnehme. Der britische "Observer" meldete, Johnson wolle durch seine Teilnahme an der COP27 seine Solidarität mit der Klimabewegung zeigen.
"Explosive Wirkung"
Es blieb zunächst unklar, ob der Ex-Premier plane, als Teil der offiziellen Delegation der britischen Regierung, als Gast der neuen ägyptischen COP-Präsidentschaft oder als Gast einer Nichtregierungsorganisation (NGO) aufzutreten. Tatsächlich könnte Johnsons Erscheinen aber als implizite Kritik an Sunak und als Provokation gewertet werden. Sollte Johnson in Scharm el Scheich aufschlagen, hätte das eine "explosive Wirkung" für die neue Regierung in der Downing Street 10, schrieb etwa der "Guardian".
Sunak hatte sich zwar kurz nach der Übernahme der Geschäfte für den Klimaschutz ausgesprochen, aber dem Gipfel wenig später eine Absage erteilt. Kritik gab es dafür auch aus den eigenen Reihen. Nadine Dorries, Abgeordnete der Tories und eine Vertraute Johnsons, twitterte etwa: "Der Premierminister macht einen Fehler, wenn er nicht hinfährt."
- Nachrichtenagentur dpa
- theguardian.com: "No 10 alarm as Boris Johnson plans to attend Cop27 climate summit" (englisch)
- twitter.com: Tweet von @NadineDorries