Newsblog zu den Protesten im Iran Aktivisten melden mindestens 50 Tote
Nach dem Tod einer 22-Jährigen sind Hunderttausende im Iran auf den Straßen. Es wird für und gegen Religionsregeln demonstriert. Alle Infos im Newsblog.
Inhaltsverzeichnis
- Musk aktiviert Starlink-Internet für Iraner
- Aktivisten melden mindestens 50 Tote
- Wieso auch Exil-Iraner gegen das Ayatollah-Regime demonstrieren
- USA wollen Internetzugang im Iran erleichtern
- Iranische Journalistin Hamedi in Haft
- Tausende demonstrieren im Iran für das Tragen von Kopftüchern
- Iranischer Prinz im Exil feuert Demonstranten an
- Großes Bild des Religionsführers in Teheran verbrannt
Der Iran erlebt gegenwärtig eine selten dagewesene Protestwelle. Frauen zünden in dem seit der Revolution von 1979 islamistisch regierten Land öffentlich ihre Kopftücher an, Hunderttausende sind im ganzen Land auf der Straße. Die Regierung des erzkonservativen Präsidenten Ebrahim Raisi gerät zunehmend unter Druck.
Entzündet hatten sich die Proteste an dem Tod der 22-jährigen Iranerin Mahsa Amini. Die junge Frau wurde vor gut einer Woche von der Sittenpolizei wegen eines Verstoßes gegen die strenge islamische Kleiderordnung festgenommen. Was genau nach ihrer Festnahme geschah, ist unklar. Fest steht: Sie fiel ins Koma und starb vergangenen Freitag in einem Krankenhaus. Kritiker werfen der Moralpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben. Die Polizei weist das zurück und spricht von einem Herzinfarkt.
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Musk aktiviert Starlink-Internet für Iraner
3.15 Uhr: Tesla-Chef und SpaceX-CEO Elon Musk wird seinen Starlink-Satelliten-Breitbanddienst für die Menschen im Iran aktivieren. Dies schrieb Musk am Freitag auf Twitter. Zuvor hatte US-Außenminister Antony Blinken angekündigt, die USA hätten Maßnahmen ergriffen, um den freien Zugang zum Internet im Iran zu verbessern und einen freien Informationsfluss zu ermöglichen.
Nach Angaben des US-Finanzministeriums will die US-Regierung den Internetzugang für Iraner trotz bestehender Sanktionen ausbauen. Musk hatte am Montag mitgeteilt, er wolle eine Ausnahme von den Iran-Sanktionen für seinen Starlink-Service beantragen. Es ist noch unklar, ob er nun weiterhin eine Sondergenehmigung braucht.
Freitag, 23. September
Aktivisten melden mindestens 50 Tote
19.59 Uhr: Bei der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste im Iran nach dem Tod von Mahsa Amini sind nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten bislang mindestens 50 Menschen getötet worden. Zuletzt seien sechs Menschen am Donnerstagabend in Reswanschahr in der nordiranischen Provinz Gilan von Sicherheitskräften erschossen worden, teilte die Organisation Iran Human Rights (IHR) mit Sitz in Oslo am Freitag mit. Tausende Gegendemonstranten gingen am Freitag für das Tragen von Kopftüchern auf die Straße.
Auch aus den nordiranischen Ortschaften Babol und Amol seien Todesfälle gemeldet worden. "Die internationale Gemeinschaft muss der iranischen Bevölkerung gegen eines der repressivsten Regime unserer Zeit beistehen", forderte IHR-Leiter Mahmood Amiry-Moghaddam. Die iranischen Behörden geben die Zahl der Toten offiziell mit 17 an, darunter seien fünf Sicherheitskräfte. Im Staatsfernsehens war zuletzt von mindestens 26 getöteten Menschen die Rede.
Wieso auch Exil-Iraner gegen das Ayatollah-Regime demonstrieren
18.24 Uhr: Nach dem Tod von Mahsa Amini demonstrieren auch in Deutschland Menschen. Was soll ihr Protest erreichen? Mehr dazu lesen Sie hier.
USA wollen Internetzugang im Iran erleichtern
17.44 Uhr: Angesichts der Proteste im Iran lockern die USA Exportbeschränkungen, um Iranern den Zugang zum Internet und zu Software zu erleichtern. Dies werde Technologiekonzernen ermöglichen, das Internet-Angebot für Iraner auszuweiten, erklärte US-Vizefinanzminister Wally Adeyemo am Freitag. Das umfasst unter anderem den Zugang zu Software – darunter Anti-Viren-Programmen – und zu Videokonferenz-Diensten.
"Während mutige Iraner auf die Straße gehen, um nach dem Tod von Mahsa Amini zu protestieren, verstärken die USA ihre Unterstützung für den freien Informationsfluss für das iranische Volk", erklärte Adeyemo. "Mit diesen Änderungen helfen wir den Iranern, besser ausgerüstet zu sein gegen die Bemühungen der (iranischen) Regierung, sie zu überwachen und zu zensieren."
Die iranischen Behörden hatten als Reaktion auf die Proteste nach dem Tod der 22-jährigen Amini den Zugang zum Internet eingeschränkt und Online-Netzwerke blockiert, zuletzt auch die Plattform Instagram. Das US-Finanzministerium erklärte nun, der Iran wolle die Welt daran hindern, "das brutale Vorgehen gegen friedliche Demonstranten zu sehen".
Iranische Journalistin Hamedi in Haft
16.24 Uhr: Weil sie den Fall um die im Polizeigewahrsam verstorbene Iranerin Mahsa Amini als eine der Ersten bekannt gemacht hatte, ist die Journalistin Nilufar Hamedi in der Hauptstadt Teheran inhaftiert worden. Am Donnerstag wurde die Journalistin der Reformzeitung "Shargh" verhaftet. Wie die Zeitung berichtete, wurden neben Hamedi auch zwei weitere Reporter, eine Fotografin und ein politscher Aktivist im Zusammenhang mit den Protesten verhaftet. Sie sollen sich im berüchtigten Ewin-Gefängnis in Teheran befinden.
Der bereits mehrfach inhaftierte Aktivist Madschid Tawakoli wurde in der Nacht zum Freitag festgenommen, wie sein Bruder im Onlinedienst Twitter schrieb. Die Nichtregierungsorganisation Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) forderte die Freilassung aller Journalisten, die wegen der Berichterstattung über den Fall Amini im Iran festgenommen wurden.
Tausende demonstrieren im Iran für das Tragen von Kopftüchern
16.17 Uhr: Tausende Menschen haben im Iran für das Tragen von Kopftüchern demonstriert. Sie seien nach den Freitagsgebeten durch die Hauptstadt Teheran gezogen und damit einem Aufruf der Behörden gefolgt, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Irna. Auf Schildern dankten die Teilnehmer den Sicherheitskräften und verurteilten Frauen, die ihre Kopftücher verbrannt hatten.
Regierungstreue fordern Todesstrafe für Demonstranten
16.08 Uhr: Im Iran haben regierungstreue Demonstranten am Freitag die Todesstrafe für die Verantwortlichen der Proteste der vergangenen Tage gefordert. "Angreifer des Korans müssen hingerichtet werden", rief die Menge bei einem Aufmarsch, über den im staatlichen Fernsehen berichtet wurde. Regimekritische Demonstranten, die nach dem Tod der 22-Jährigen Mahsa Amini seit einer Woche gegen die Staatsmacht protestieren, wurden als "Israels Soldaten" bezeichnet. Die Armee kündigte ein hartes Vorgehen gegen Regierungskritiker an.
"Unterstützt nicht unsere Mörder"
14:11 Uhr: Vor wenigen Tagen starb eine 22-Jährige, offenbar durch Polizeigewalt im Iran. Die Demonstranten fordern nun eindringlich eine "Revolution der Frauen". Mehr dazu lesen Sie hier.
- Eigene Recherchen
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters