Corona-Proteste Frankreichs Juden entsetzt über Gelben Stern bei Demos
Als "Judenstern" half das Zwangskennzeichen im Nazi-Regime maßgeblich bei der Separierung und Ermordung europäischer Juden. Nun wird er auch bei Protesten gegen die Impfpflicht in Frankreich oft getragen.
Der Rat der jüdischen Institutionen Frankreichs (Crif) hat sich entsetzt über die Nutzung des Gelben Sterns bei den jüngsten Protesten gegen die Corona-Maßnahmen gezeigt. Er sei "schockiert und empört über die Umdeutung und Verfälschung der Symbole der Judenverfolgung während des Zweiten Weltkriegs", erklärte der Rat am Mittwochabend in Paris. Im Parlament kam es unterdessen zu erregten Debatten über die Impf- und Testpflicht.
Bei Demonstrationen und in Online-Netzwerken gebe es zahlreiche Darstellungen von nicht Geimpften, die mit Holocaust-Opfern gleichgestellt würden, kritisierte der Crif.
Demonstration mit mehr als 100.000 Menschen
Am Samstag hatten in ganz Frankreich nach Polizeiangaben mehr als 110.000 Menschen gegen die geplante Impfpflicht für das Gesundheits- und Pflegepersonal sowie den Gesundheitspass als Nachweis eines Negativ-Tests für nicht Geimpfte demonstriert. Dabei erschallte der Ruf "Nein zur Gesundheits-Diktatur".
"Der Vergleich zwischen dem Gesundheitspass und dem Gelben Stern ist eine schändliche Instrumentalisierung der Geschichte", betonte der Crif. Seit Mittwoch ist der Pass erstmals in Museen, Kinos oder anderen Kultureinrichtungen Pflicht. Ab August soll er auch in Restaurants, Cafés oder Fernzügen gelten.
Mehr als 1.000 Änderungsanträge gegen Beschluss
Die Regierung in Paris will die gesetzliche Grundlage für die Impfpflicht und den Gesundheitspass noch diese Woche im Schnellverfahren durchs Parlament bringen. Bei der einzigen Lesung in der Nationalversammlung lagen mehr als tausend Änderungsanträge vor. Am Donnerstag wurde erneut mit kontroversen Debatten zwischen Befürwortern und Gegnern gerechnet.
Die französische Datenschutzbehörde CNIL und die Bürgerrechtsbeauftragte Claire Hédon warnen vor einer zu massiven Einschränkung der Freiheitsrechte. Umstritten sind unter anderem die hohen Geldbußen von bis zu 1.500 Euro bei Verstößen gegen die Corona-Testpflicht.
Die Regierung will damit die massiv gestiegenen Infektionszahlen eindämmen. Am Mittwoch wurden binnen eines Tages mehr als 21.000 Neuinfektionen in Frankreich gemessen, der höchste Stand seit Mai. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf rund 90 pro 100.000 Einwohner.
- Nachrichtenagentur AFP