Ausbreitung des Coronavirus Geisterflüge wegen EU-Regeln? Brüssel will handeln
Wer seine Start- und Landerechte in Zukunft behalten will, muss wie geplant fliegen – so sieht es das EU-Recht vor. Eine britische Fluglinie beklagt sich. Brüssel will nun rasch reagieren.
Wie die britische Fluggesellschaft Virgin Atlantic beklagen sich derzeit mehrere Airlines über eine EU-Regelung, die sie nach eigenen Angaben zu Geisterflügen zwingt – zu Flügen beinahe ohne Passagiere. Die Nachfrage im Luftverkehr ist mit dem sich verschlimmernden Ausbruch des Coronavirus stark zurückgegangen. Fluggesellschaften strichen daher viele Flüge. Trotzdem müssen die Maschinen aber oft abheben, weil ihnen sonst ein teilweiser Verlust der Start- und Landerechte drohe, klagt Virgin. Die EU-Kommission hat nun angekündigt, gegenzusteuern.
Zum Hintergrund: Fluggesellschaften müssen ihre Start- und Landerechte an großen Verkehrsflughäfen während eines Flugplans zu 80 Prozent tatsächlich nutzen, um die gleichen Slots in der folgenden Saison zu behalten. So schreiben es die Regelungen der EU vor. Virgin-Atlantic-Geschäftsführer Shai Weiss rief die EU-Kommission auf, diese Regelungen "für den ganzen Sommer dringend zu lockern".
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte am Dienstag einen raschen neuen Gesetzesvorschlag an. "Wir wollen es für Airlines einfacher machen, ihre Flughafen-Slots zu behalten", sagte sie in Brüssel. Der Coronavirus-Ausbruch habe große Auswirkungen auf die europäische und die internationale Luftfahrtindustrie. Die Situation verschlechtere sich täglich, und weiterer Rückgang sei zu erwarten. Vorübergehenden müssten das Europaparlament und die EU-Staaten noch verhandeln.
Bei Flügen von und nach China und Hongkong waren die Slot-Koordinatoren der EU schon übereingekommen, dass die Unternehmen in Bezug auf die Start- und Landerechte "höhere Gewalt" geltend machen und ihre Slots unter bestimmten Bedingungen behalten können. Bei Flügen zu anderen Zielen wertet die Kommission ihren Angaben zufolge derzeit alle vorhandenen Daten über die Auswirkungen von Covid-19 auf die Branche aus.
- Nachrichtenagentur dpa, AFP