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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Exklusive Umfrage Verlassen die Briten bis Herbst die EU? Das denken die Deutschen
Die Briten und die EU können sich nicht trennen. Der Austrittstermin ist auf Herbst verschoben. Doch die Deutschen sind skeptisch, ob es bis dahin klappt mit dem Brexit. Das zeigt eine exklusive Umfrage.
Erst sollte es der 29. März sein, dann der 12. April – und nun wird der 31. Oktober angepeilt: Der Brexit-Stichtag ist vergangene Woche zum zweiten Mal verschoben worden. Die britischen Politiker können sich nicht auf einen geordneten Weg aus der Europäischen Union einigen. Und einen harten Brexit, einen Austritt ohne Abkommen mit der EU, fürchten die meisten Politiker in Großbritannien und in Brüssel.
Also gibt es jetzt noch einmal mehr Zeit, damit sich die Briten einigen können. Wenn sie das schneller schaffen, könnten sie auch schon vor dem 31. Oktober austreten, das sieht die neue Regelung mit der EU ausdrücklich vor.
Doch die Mehrheit der Deutschen glaubt nicht, dass die Briten die EU bis zum 31. Oktober verlassen haben werden. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für t-online.de. Rund 64 Prozent sind demnach skeptisch, dass der Austritt bis dahin gelingt. Rund 21 Prozent glauben hingegen, dass die Briten sich einigen und bis zum Stichtag austreten werden. 14 Prozent sind in der Frage unentschieden.
Die Erwartung, dass es auch mit der neuen Frist schwierig werden könnte, zieht sich dabei mehrheitlich durch die Anhängerschaft aller Parteien. Die Anhänger der Grünen sind mit rund 71 Prozent am skeptischsten. Bei den AfD-Anhängern ist die Skepsis mit rund 51 Prozent am geringsten – aber eben trotzdem mehrheitlich verbreitet.
Das von Theresa May mit der EU verhandelte Austrittsabkommen ist schon drei Mal im Parlament durchgefallen. Eine Nachverhandlung über das Abkommen selbst schließt die EU aus. Nur an der politischen Erklärung, die die weiteren Beziehungen Großbritanniens zur EU skizziert, könnte noch etwas verändert werden.
Damit es im Parlament doch noch eine Mehrheit geben kann, verhandeln Regierung und Opposition seit Tagen über einen Kompromiss. Bislang haben sich Premierministerin May mit ihren Torys und Jeremy Corbyn mit seiner Labour-Partei aber nicht wesentlich angenähert. Vize-Premierminister David Lidington sagte der BBC, er hoffe, nach dem Ende der Osterpause des Parlaments am 23. April eine Bilanz der Gespräche vorlegen zu können.
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Doch die beiden großen Parteien sind weiterhin auch intern tief zerstritten. Führende Labour-Politiker forderten von Corbyn zuletzt erneut, ein neues Referendum über einen Brexit-Deal abzuhalten. Andernfalls könnte die Partei eine ganze Generation junger, proeuropäischer Wähler verlieren, sagte der Vorsitzende der Labour-Fraktion im Europaparlament, Richard Corbett, dem "Guardian". Ausgang: offen.
Zur Methodik:
In die Umfrage flossen die Antworten von 5.047 bevölkerungsrepräsentativ ausgewählten Menschen ein, die zwischen dem 11. und dem 15. April 2019 online gefragt wurden: "Wird Großbritannien Ihrer Meinung nach die Europäische Union bis zum 31. Oktober 2019 verlassen haben?". Der statistische Fehler für die Gesamtergebnisse beträgt 2,5 Prozentpunkte; für Teilgruppen kann er davon abweichen.
- Exklusive Umfrage von Civey für t-online.de
- Mit Material von dpa und AFP