Handelsstreit mit Trump EU kündigt Vergeltung für neue US-Zölle an

Ein großer Handelskonflikt zwischen den USA und der Europäischen Union bahnt sich an. Dafür zahlen müssen wahrscheinlich die Verbraucher.
Die EU hat eine entschiedene Reaktion auf die an diesem Mittwoch in Kraft getretenen US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte angekündigt.
Handelsstreit mit Trump: EU kündigt Reaktion auf neue US-Zölle für Stahl und Aluminium an
Wie die zuständige Europäische Kommission am Morgen mitteilte, sollen in einem ersten Schritt von April an wieder EU-Extrazölle auf die Einfuhr amerikanischer Produkte wie Bourbon-Whiskey, Jeans, Motorräder, Boote und Erdnussbutter fällig werden. Weitere Gegenmaßnahmen auf die US-Zölle würden dann nach Abstimmung mit den EU-Mitgliedstaaten Mitte April folgen, hieß es.
US-Präsident Donald Trump hat US-Zölle auf alle Stahl- und Aluminiumimporte in Höhe von 25 Prozent eingeführt. Auch bisher geltende Ausnahmen für Waren aus Ländern der Europäischen Union und anderen Staaten werden laut einer Anordnung des Republikaners von Februar, die nun gilt, ausgesetzt. Trump argumentiert, exzessive Stahl- und Aluminiumimporte bedrohten die nationale Sicherheit der USA. Außerdem wirft er China vor, den weltweiten Markt mit billigem Metall zu fluten.
Handelsstreit mit Trump: Kanada als Hauptquelle für Stahl und Aluminium
Jüngsten Daten zufolge wird rund ein Viertel des von der Industrie in den USA verwendeten Stahls importiert. Bei Aluminium liegt der Wert bei mehr als 40 Prozent. Bei Sekundäraluminium, das aus recyceltem Material stammt, ist der Wert noch einmal deutlich höher.
Die USA beziehen ihren Stahl nach Angaben des Branchenverbands American Iron and Steel Institute für das Jahr 2024 vor allem aus Kanada, Brasilien und Mexiko. Auch Deutschland und China rangieren demnach in den Top Ten der Herkunftsländer von Stahlimporten. Zudem stammt das meiste Aluminium, das von den USA importiert wird, aus Kanada.
EU-Reaktion auf neue US-Zölle: US-Warenexporte im Wert von 26 Milliarden Euro betroffen
Die EU wird die Auswirkungen der neuen Zölle zu spüren bekommen. Rund zehn Prozent aller Stahl- und 15 Prozent aller Aluminiumimporte der USA kommen jüngsten Daten zufolge aus der EU. Beim Branchenverband Wirtschaftsvereinigung Stahl hieß es, die USA seien der wichtigste Absatzmarkt für die europäische Stahlindustrie.
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Nach Angaben der EU-Kommission treffen die neuen US-Zölle in Höhe von 25 Prozent Exporte der EU im Gesamtwert von 26 Milliarden Euro, was in etwa fünf Prozent der gesamten Warenexporte der EU in die USA entspricht. "Basierend auf den aktuellen Importströmen wird dies dazu führen, dass US-Importeure bis zu sechs Milliarden Euro an zusätzlichen Importzöllen zahlen müssen", hieß es.
Neue US-Zölle: Gegenmaßnahmen der EU sollen Ausgleich bringen
Die EU-Gegenmaßnahmen sollen dies nun ausgleichen. Nach Kommissionsangaben wären US-Warenexporte im Wert von 26 Milliarden Euro von den geplanten EU-Reaktionen betroffen. Im ersten Schritt soll es um Waren im Wert von etwa 8 Milliarden Euro gehen, im zweiten dann um Waren im Wert von etwa 18 Milliarden Euro.
"Die Europäische Union muss handeln, um Verbraucher und Unternehmen zu schützen", erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Zusammenhang mit den neuen US-Zöllen der Trump-Regierung. Die Gegenmaßnahmen, die man ergreife, seien stark, aber verhältnismäßig.
Die deutsche Spitzenpolitikerin kritisierte die Zollentscheidung von US-Präsident Donald Trump scharf. "Diese Zölle stören die Lieferketten. Sie schaffen Unsicherheit für die Wirtschaft. Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Die Preise werden steigen – in Europa und in den Vereinigten Staaten", sagte sie.
Neue US-Zölle: EU sieht Spielraum für Verhandlungen
Zugleich betonte von der Leyen, dass sie weiter bereit sei, mit der US-Regierung an einer Verhandlungslösung zu arbeiten. "Wir sind fest davon überzeugt, dass es in einer Welt voller geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten nicht in unserem gemeinsamen Interesse ist, unsere Volkswirtschaften mit Zöllen zu belasten", sagte sie. Sie habe Handelskommissar Maroš Šefčovič damit beauftragt, seine Gespräche mit den Vereinigten Staaten wieder aufzunehmen, um bessere Lösungen zu erarbeiten.
Die britische Regierung hat sich "enttäuscht" über die US-Einfuhrzölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte gezeigt. Sofortige Gegenmaßnahmen würden aber nicht eingeführt, erklärte der britische Handelsminister Jonathan Reynolds. "Wir konzentrieren uns auf einen pragmatischen Ansatz und handeln rasch ein umfassenderes Wirtschaftsabkommen mit den USA aus, um zusätzliche Zölle zu beseitigen."
Er wolle weiterhin "eng und produktiv mit den USA zusammenarbeiten", erklärte Reynolds weiter. "Wir werden alle Optionen auf dem Tisch haben und nicht zögern, im nationalen Interesse zu reagieren."
US-Zölle: Trumps Schlingerkurs löst Kurssturz aus
Die neuen Zölle wecken böse Erinnerung an einen Handelskonflikt zwischen der EU und den USA während Trumps erster Amtszeit. Als Trump damals Zölle auf europäische Stahl- und Aluminiumimporte eingeführt hatte, reagierte die EU mit Vergeltungszöllen auf US-Produkte wie Jeans, Bourbon-Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter. Während der Amtszeit von Joe Biden wurde ein Stillhalteabkommen geschlossen, das die Zölle entschärfte.
Nach seiner Wiederwahl geht Trump nun aber wieder auf Konfrontationskurs. Er hat auch angekündigt, auf Autos und andere Waren aus der EU neue Zölle verhängen zu wollen. Dabei fährt der US-Präsident jedoch einen Schlingerkurs und nahm immer wieder Zölle zurück. In den vergangenen Tagen machte sich das bereits an der Wall Street bemerkbar, die Aktienkurse fielen stark.
Ein Importzoll ist eine Abgabe, die an der Grenze auf Waren erhoben wird, die aus dem Ausland eingeführt werden. In der Regel zahlt sie das importierende Unternehmen. Fachleute halten Zölle für eine riskante Strategie, um einen Handelskonflikt auszutragen, weil dies vor allem die Verbraucherpreise ansteigen lässt und damit die Normalbürger am meisten trifft. Auch die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Unternehmen, die auf ausländische Waren angewiesen sind, kann unter den Zöllen wegen der höheren Produktionskosten leiden.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa