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Wegen Korruptionsverdachts: Vize des EU-Parlaments abgesetzt – Wer ist Eva Kaili?


Vize des EU-Parlaments freigestellt
Eva Kaili: Damals war sie noch "Die Weitsichtige"

Von dpa, afp, lw

Aktualisiert am 12.12.2022Lesedauer: 3 Min.
Eva Kaili: Die heute 44-Jährige war eine der Jüngsten, die je ins griechische Parlament gewählt wurde.Vergrößern des Bildes
Eva Kaili: Die heute 44-Jährige war eine der Jüngsten, die je ins griechische Parlament gewählt wurden. (Quelle: EUC/ROPI/imago-images-bilder)

Wegen Korruptionsverdachts wurde die Vizepräsidentin des EU-Parlaments suspendiert. Aber wer ist die Frau, die nun für Schlagzeilen sorgt?

Im Ausland sagte der Name Eva Kaili den meisten Leuten bislang nichts. Aber zu Hause in Griechenland und in der Europa-Szene ist die Vizepräsidentin des Europaparlaments durchaus bekannt. Die heute 44-Jährige war eine der Jüngsten, die je ins griechische Parlament gewählt wurden. Der "Spiegel" lobte sie bereits 2011 als "Die Weitsichtige". Die Brüssel-Kenner von "Politico" nahmen sie einst auf eine Liste der EU-Abgeordneten mit dem größten Einfluss.

Seit diesem Wochenende kennen ihren Namen nun aber auch Leute, die nicht so viel mit Griechenland oder Europa zu tun haben. Die belgische Justiz ließ Eva Kaili unter dem Verdacht festnehmen, dass sie sich vom Golfstaat Katar bestechen ließ, dem Gastgeber der laufenden Fußball-WM. Obwohl selbstverständlich auch für die Europaabgeordnete die Unschuldsvermutung gilt, ist die Empörung groß. Hier lesen Sie mehr dazu.

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Wer ist Eva Kaili?

Eva Kailis Karriere begann in ihrer Heimatstadt Thessaloniki, der zweitgrößten Stadt Griechenlands. Im Alter von 20 Jahren wurde die damalige Architekturstudentin 1998 Stadträtin. Nach ihrem Abschluss in Architektur studierte sie internationale und europäische Beziehungen und absolvierte eine Ausbildung zur Journalistin.

Ab 2004 wurde Kaili ein vertrautes Gesicht für viele Griechen. Sie begann, die Nachrichten bei Mega zu moderieren, einem der großen privaten Fernsehsender des Landes. 2007 wechselte sie dann in die obere Etage der nationalen Politik: Kaili, damals 29 Jahre alt, wurde ins Nationalparlament von Athen gewählt. Sie war die jüngste Abgeordnete der Pasok-Partei.

Kaili sollte Beziehungen zur arabischen Halbinsel ausbauen

Die Zeit in der Nationalversammlung war 2012 aber vorbei. Ausgebremst wurde sie von Pasok-Chef Evangelos Venizelos, der aus demselben Wahlkreis kam und dort selbst kandidierte. Daraufhin orientierte sich Kaili neu: 2014 folgte der Wechsel ins EU-Parlament. Dort machte sie sich in Wissenschaftsfragen einen Namen. Sie engagierte sich auch bei den Themen Migration und Kinderschutz. Bei der Europawahl 2019 konnte sie ihr Mandat verteidigen.

Im Januar 2022 schaffte Kaili dann den Aufstieg in die Leitungsebene des EU-Parlaments: Im ersten Wahlgang wurde sie zu einer von 14 Vizepräsidentinnen und -präsidenten des Europäischen Parlaments gewählt.

Kaili war Teil der Delegation, welche die Beziehungen der Europäischen Union zur arabischen Halbinsel ausbauen sollte. Deshalb war sie kurz vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft ins Gastgeberland Katar gereist – das wegen der Menschenrechtslage im Land und seines Umgangs mit Gastarbeitern auf den WM-Baustellen seit Jahren massiv in der Kritik steht. Kurz nach Beginn des Turniers, am 22. November, sagte Kaili im Europäischen Parlament dann, die WM sei "ein konkreter Beweis dafür, wie Sportdiplomatie zu einer historischen Transformation eines Landes führen kann, dessen Reformen die arabische Welt inspiriert haben".

Querkopf innerhalb der Partei

In ihrem Heimatland galt Eva Kaili seit Jahren als Querkopf innerhalb der Pasok. Immer wieder ging sie auf Distanz zur Parteilinie der Sozialisten. Als die Regierung in Athen den jahrelangen Namensstreit mit dem Nachbarstaat beilegte, der seither Nordmazedonien heißt, schrieb sie im Kurzbotschaftendienst Twitter von einem "irreparablen Schaden für die Geschichte, Mazedonien und die Griechen" – und vertrat so die Linie der konservativen Partei Nea Dimokratia (ND).

Laut Brüsseler Staatsanwaltschaft geht es bei den Korruptionsermittlungen um den Verdacht, dass Katar mit beträchtlichen Geldsummen und Geschenken versucht hat, Entscheidungen des EU-Parlaments zu beeinflussen. Hier lesen Sie die wichtigsten Fragen und Antworten zu den Ermittlungen.

Privat ist Kaili Medienberichten zufolge mit dem italienischen Politikberater Francesco Giorgi liiert, der am Freitag ebenfalls festgenommen wurde.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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