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Deutsche Erfinder entwickeln Alternative zum Windrad


Innovativer Ökostrom
Eine Alternative zum Windrad naht

t-online, WWF-Redaktion

Aktualisiert am 07.04.2022Lesedauer: 3 Min.
Eine Münchner Firma bastelt an der neuen Generation des Ökostroms: Ihre Aluminium-Drachen sollen helfen, den Turbo in der Energiewende einzulegen.Vergrößern des Bildes
Eine Münchner Firma bastelt an der neuen Generation des Ökostroms: Ihre Aluminium-Drachen sollen helfen, den Turbo in der Energiewende einzulegen. (Quelle: Kitekraft)
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Mit fliegenden Drachen will eine deutsche Firma die Energiewende beschleunigen. Ihre Erfindung soll überall dort Strom produzieren, wo herkömmliche Windkraftanlagen keine Option sind.

Über einer abgelegenen Insel kreist ein Schwarm riesiger Drachen. Sie sind angebunden, die Leinen leiten ihre Energie ins Stromnetz weiter. Was klingt wie die Anfangsszene eines Fantasy-Films, ist in Wirklichkeit die Geschäftsidee des Münchner Start-ups Kitekraft.

Mit fliegenden Windkraftanlagen hoffen die Firmengründer, die Welt der Windenergie zu revolutionieren. Noch feilen sie an Prototypen, doch schon bald wollen sie ihre Drachen zu Tausenden in den Himmel schicken – überall dort, wo herkömmliche Windräder nur schwer einsetzbar sind.

"Wir brauchen 90 bis 95 Prozent weniger Material und können auch große Megawatt-Systeme bauen. Der Kite fliegt höher, wo stärkere Winde wehen, und letztlich haben wir dadurch auch geringere Stromgestehungskosten bei großen Anlagen", sagt Florian Bauer, einer der Gründer von Kitekraft.

Sein Team geht davon aus, dass ihre Drachen die Kosten für Windkraft um bis zu 50 Prozent reduzieren können. Sie sehen die Fluggeräte zwar vor allem als Ergänzung der bisher üblichen Windräder. Die Drachen haben den etablierten Anlagen aber auch viel voraus.

Friedliche Drachenschwärme, die grünen Strom zur Erde schicken: Das ist nur eine von zwölf Geschichten, in denen der WWF von der machbaren Zukunft einer voll gelungenen Energiewende erzählt. Lesen Sie hier, was die Zukunft erneuerbarer Energien noch bereithält – und wie wir künftig wohnen und reisen werden.

Da für die fliegenden Windturbinen keine Türme nötig sind, sinken Materialbedarf und -kosten – und damit auch die CO2-Emissionen – nach Angaben von Kitekraft um bis zu 90 Prozent. Auch die Natur bleibt an den Einsatzorten der Drachen nahezu unberührt.

Verglichen mit anderen Anlagen zur Energiegewinnung ist die Bodenversiegelung bei Windkraftanlagen zwar bereits gering. Doch die Winddrachen kommen laut ihren Erfindern sogar ganz ohne Betonsockel aus.

Ihre relativ kompakte Größe ermöglicht außerdem den Transport in standardisierten Containern. Extra lange Lkw, wie sie für den Transport großer Rotorblätter gebraucht werden, sind nicht nötig.

Kosten für grüne Energie: Windkraftanlagen und Solarzellen sind heute oft schon die günstigste Art, Energie zu erzeugen. In Zukunft werden die Preise für Ökostrom noch weiter sinken, sagen Experten wie das Fraunhofer ISE. Das liegt vor allem an den sinkenden Preisen für Solarmodule, aber mittelfristig auch an Innovationen wie den Stromdrachen.

So können die Drachen auch an schwer erreichbaren Orten aufgestellt werden – beispielsweise auf abgelegenen Bauernhöfen, in den Bergen oder an Küstenabschnitten, die nur über nicht asphaltierte Straßen erreichbar sind, und können so die großen Windenergieanlagen ergänzen.

Aus kleinen Drachen werden große Helfer

Bisher haben die Prototypen eine Spannweite von 2,40 Metern und können aktuell 10 Kilowatt (kW) Strom erzeugen. Das entspricht der Energie, die man für 10 Ladungen Wäsche oder 100 Stunden am PC benötigt.

Sobald das Konzept ausgereift ist, sollen aber auch größere Drachen gebaut werden. Bei 20 Metern Spannweite könnten sie schon 500 kW ins Netz einspeisen – genug, um rund 350 Haushalte mit Strom zu versorgen. Langfristig sind noch größere Modelle denkbar. Doch auch die kleineren Vorläufer muss man erstmal in die Luft bekommen.

Eine Mischung aus Drachen und Drohnen

Bevor die Drachen ihre Runden drehen können, brauchen sie etwas Starthilfe: Wie Drohnen sind sie mit motorisierten Propellern ausgestattet, die sie in Position bringen. Ist die Flughöhe erreicht ist, werden die Motoren zu Generatoren.

Die insgesamt acht Propeller funktionieren dann wie kleine Windräder und erzeugen Strom, während der Drachen an einem langen Seil Achten fliegt. Je höher er dabei unterwegs ist, desto besser ist die Windausbeute – und desto weniger bemerkt man das Fluggerät von unten.

Bis die Alu-Drachen aus München zum regulären Teil der Stromversorgung werden, dürften noch einige Jahre vergehen. Aber eines kann man in den Werkstätten und auf dem Testgelände deutlich spüren: Die Zukunft hat schon begonnen.

Zu schön, um nicht wahr zu werden: Der WWF entwirft mit seiner neuen Kampagne "WWF Zukunft" die Vision einer voll gelungenen Energiewende. Was wird sich ändern, wenn wir Strom und Wärme nur noch aus erneuerbaren Quellen beziehen, die Verkehrswende gelingt und die Wirtschaft klimafreundlich arbeitet? Und vor allem: Wie verändert sich mein eigenes Leben? Sinkende Strompreise, mehr Gesundheit und Sicherheit sowie neue Jobs sind möglich, wenn wir heute schon für die Zukunft anpacken. Mehr unter zukunft.wwf.de.

Dieser Artikel ist im Rahmen einer redaktionellen Kooperation mit dem WWF Deutschland entstanden.

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