Projekt gestartet Darum werden jetzt überall Teebeutel verbuddelt
Es ist nicht das erste Experiment dieser Art – und soll einen wichtigen Zweck erfüllen. Hierzulande werden künftig Tausende Teebeutel nicht in der Tasse, sondern in der Erde verweilen. Was ist der Grund?
An bis zu 9.000 Stellen in Deutschland werden seit Freitag, den 23. April, Teebeutel verbuddelt. Die genormten Beutel sollen für drei Monate im Erdreich verbleiben, wie die Organisatoren mitteilen. Die bei der anschließenden Analyse gesammelten Daten sollen demnach in nationale und internationale Forschungsprojekte zur nachhaltigen Bodennutzung einfließen.
An der Aktion beteiligen sich den Angaben zufolge interessierte Einzelpersonen, aber auch Familien und 300 Schulklassen. Die "Expedition Erdreich" wird vom BonaRes-Zentrum für Bodenforschung und vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle wissenschaftlich begleitet.
Teebeutel überprüfen Zustand der Böden
Das Herzstück der Aktion ist die sogenannte Tea-Bag-Index-Methode. Mit dem wissenschaftlich anerkannten Verfahren kann bestimmt werden, wie schnell Bodenorganismen Pflanzenreste abbauen. Dazu wird pflanzliches Material, in diesem Fall Grün- und Rooibos-Tee, gewogen, drei Monate lang im Boden vergraben und nach dem Ausgraben erneut gewogen.
Aus dem Gewichtsunterschied zwischen Start- und Endgewicht der Teebeutel lässt sich der Tea-Bag-Index berechnen. Dieser wird als Indikator für die biologische Aktivität im Boden genutzt. Da die Zersetzungsrate von zahlreichen Bodeneigenschaften abhänge, wird neben dem TBI unter anderem auch der pH-Wert und die Bodenart untersucht. Die Teilnehmenden können ihre Ergebnisse später mit denen anderer Aktionsteilnehmender auf einer Deutschlandkarte vergleichen.
Fruchtbare Böden werden immer wichtiger
"Die Gesundheit unserer Böden geht uns alle etwas an, denn unsere Böden sind unsere Lebensgrundlage", erklärt Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) zum Start der Aktion. Sie verwies auf deren Bedeutung für die Sicherung der Nahrungsmittelproduktion, für die Artenvielfalt oder den Klimaschutz.
"Mit dem Wandel hin zu einer biobasierten Wirtschaft, der Bioökonomie, werden gesunde und fruchtbare Böden immer wichtiger", erklärt Karliczek. Es sei entscheidend, wie die Böden geschützt und nachhaltig genutzt werden können. Dabei helfe die "Expedition Erdreich". "Die Teilnehmenden lernen den Boden vor der eigenen Haustür besser kennen", so die Ministerin. Gleichzeitig unterstützten sie die Wissenschaft durch ihre Datenerhebung dabei, den Zustand unserer Böden umfangreich zu erfassen und zu bewerten.
Nicht nur Teebeutel wurden verbuddelt
Ein ähnliches Experiment hat Anfang des Monats in der Schweiz begonnen. Dort verschickt eine staatliche Forschungsstelle 2.000 Baumwollunterhosen an Gartenbesitzer und Bauern zur Untersuchung der Bodenqualität. Die Studienteilnehmer erhalten jeweils zwei Stück, die im Boden vergraben werden. Danach wird untersucht, wie stark die Textilien von winzigen Lebewesen zersetzt wurden.
- Nachrichtenagenturen AFP, dpa