Gut geschmiert Motorräder richtig einmotten
Stuttgart (dpa/tmn) - Wer nicht zwingend auf sein Motorrad angewiesen ist, etwa aus beruflichen Gründen, gönnt ihm in den kommenden Monaten einen Winterschlaf. "Allerdings ist es nicht allein damit getan, das Motorrad in der Garage abzustellen oder - im Freien - mit einer Plane abzudecken", sagt Michael Lenzen. Zunächst einmal sei nun eine Grundreinigung Pflicht. "Wer glaubt darauf verzichten zu können, muss spätestens im Frühjahr mit Rostbefall rechnen, da Schmutz Feuchtigkeit bindet und so Korrosion begünstigt", mahnt der 1. Vorsitzende des Bundesverbandes der Motorradfahrer.
Er empfiehlt für die Wäsche eine professionelle Waschbox, warnt aber vor dem unsachgemäßen Einsatz eines Hochdruckreinigers. "Man sollte immer genügend Abstand zur Maschine halten und den Strahl auf gar keinen Fall auf Reifen, Radlager oder elektrische Bauteile richten, da sonst massive Schäden drohen". Hans-Joachim Kirchvogel rät daher grundsätzlich zur Handwäsche, natürlich nur dort, wo es erlaubt ist.
"Etwaige kleine Lackschäden oder sonstige Beschädigungen, etwa am Rahmen, fallen dann schneller ins Auge und können noch vor der Winterpause behoben werden", so der Motorradexperte des Auto Club Europa (ACE). Bevor mit dem Konservieren der nächste Schritt folgen kann, müsse die Maschine vollständig trocken sein.
Nach dem Reinigen folgt das Konservieren
"Lackierte und verchromte Teile sollten nun mit Fahrzeugpolitur und Wachs behandelt werden, Korrosionsschutz garantiert zudem ein spezielles Öl", so Lenzen. Allerdings dürfe dieses Öl nicht auf Bremsen oder Kunststoffteile gelangen. "Graphit-Öl wiederum hält die Schlösser leichtgängig, ein dafür ausgewiesenes Pflegemittel Gummi- und Kunststoffteile geschmeidig", so der Motorrad-Funktionär.
"Ebenfalls Schmiermittel gönnen sollte man den Bowdenzügen und der Kette, sofern die Maschine über eine solche verfügt. Und auch den Luftfilter sollte man reinigen oder ersetzen", ergänzt Kirchvogel.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Ölwechsel?
Dann gilt es, sich den Füllständen der verschiedenen Flüssigkeiten zu widmen. In Sachen Motoröl gebe es hier zwei Meinungen, so der Fachmann vom ACE. "Während die eine Fraktion einen Ölwechsel vor der Winterruhe für überflüssig hält und argumentiert, dass es Verschwendung sei, frisches Öl einzufüllen und das Motorrad dann sechs Monate stehen zu lassen, setzt die andere auf einen Ölwechsel zur Winterpause". Er selbst ziehe die zweite Option vor, sagt Kirchvogel, damit die Maschine sofort bereit sei, wenn im Frühjahr die ersten Sonnenstrahlen locken.
"Kontrolliert werden sollten auch Kühlwasser, beziehungsweise Kühlflüssigkeit und der entsprechende Frostschutz sowie die Bremsflüssigkeit", so Lenzen. In Sachen Kraftstoff dagegen komme es auf die Machart des Tanks an. "Bei einem Blechtank ist sinnvoll, diesen komplett zu füllen, um Rost zu verhindern", rät er. "Anders sieht es bei einem Kunststofftank aus. Der sollte möglichst entleert werden, weil sonst Kraftstoffbestandteile durch den Kunststoff diffundieren können." Fahrer älterer Maschinen, bei denen die Kraftstoffzufuhr noch nicht durch eine Einspritzpumpe geregelt wird, sollten den Vergaser leeren, rät Kirchvogel. Das soll verhindern, dass die Düsen durch die Verdunstung des Kraftstoffes verharzen.
Winterschlaf ohne Risiko: Mit mehr Reifendruck oder aufgebockt
"Man sollte den Reifendruck um circa 0,2 bis 0,5 bar über den vom Hersteller genannten Wert erhöhen", erklärt Kirchvogel. "Denn je weniger Aufstandsfläche die Reifen haben, desto geringer ist die Gefahr eines Standplattens." Noch besser: Die Maschine so aufzubocken, dass beide Räder entlastet seien. "Der Zubehörhandel bietet für nahezu alle Motorrad-Typen entsprechende Montageständer an, die das garantieren", weiß der Mann vom ACE.
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Vor der Winterpause: Fahrerausstattung checken und pflegen
Ist die Maschine eingemottet, freuen sich auch Helm, Kombi und Co. über Aufmerksamkeit. "Den Helm sollte man auf Beschädigungen hin untersuchen, dann mit milder Seifenlauge abwaschen und Fliegenreste aus den Lüftungen entfernen", rät Michael Lenzen vom Bundesverband der Motorradfahrer. Das Innenfutter des Helms lasse sich oftmals komplett herausnehmen und waschen. Auch die Textilkombi solle man waschen und anschließend wieder imprägnieren, während sich die Lederkombi über eine Reinigung mit Leder- oder Kernseife und anschließendes Einfetten respektive Imprägnieren freuen.