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Interview: Rennfahrerin Kleinschmidt gibt Tipps für die Motorradsaison


Interview
Rennfahrerin Kleinschmidt gibt Tipps für die Motorradsaison

Von dpa
19.03.2019Lesedauer: 3 Min.
Rennfahrerin Jutta Kleinschmidt hat in ihrer aktiven Zeit unter anderem die Damen-Wertung der Rallye Dakar auf dem Motorrad gewonnen.Vergrößern des Bildes
Rennfahrerin Jutta Kleinschmidt hat in ihrer aktiven Zeit unter anderem die Damen-Wertung der Rallye Dakar auf dem Motorrad gewonnen. (Quelle: Britta Pedersen./dpa)

Berlin (dpa/tmn) - Um sicher in die neue Motorradsaison zu starten, ist einiges zu beachten. Jutta Kleinschmidt gibt im Interview viele Tipps.

Die Rennfahrerin hat in ihrer aktiven Zeit unter anderem die Damen-Wertung der Rallye Dakar auf dem Motorrad gewonnen. Und als bislang einzige Frau siegte sie mit dem Auto 2001 auch in der Gesamtwertung der legendären Langstrecken- und Wüstenrallye.

Welche Tipps können Sie geben, wenn die Maschinen wieder aus der Garage geholt werden?

Jutta Kleinschmidt : Auf keinen Fall einfach nach der Winterpause rausholen und losfahren. Das kann nicht nur der Maschine schaden, sondern im schlimmsten Fall lebensgefährlich sein. Wenn es nach dem Winter mit dem Motorrad wieder auf die Straße gehen soll, ist ein gründlicher Check des Motorrads wichtig.

Es kann beispielsweise über Winter Standschäden erlitten haben. Man muss auf jeden Fall die Reifen prüfen. Das Gummi kann alt werden, das Profil vielleicht nicht mehr so gut sein. Vor allem den Luftdruck sollte man immer prüfen. Wenn ein Auto oder Motorrad lange steht, verlieren die Reifen an Luftdruck.

Öl und Bremsflüssigkeit sollten geprüft und gegebenenfalls ersetzt werden. Auch die Bremsen, Lenkfreiheit, Elektrik und die Stoßdämpfer sollten man prüfen, wie auch die Kettenspannung, falls vorhanden. Eine kleine Grundüberholung ist in jedem Fall sinnvoll. Wer das nicht sicher selber kann, sollte eine Werkstatt damit beauftragen.

Die Maschine ist soweit startklar, was ist noch zu beachten?

Kleinschmidt: Dann geht es an die eigene Ausrüstung. Der Helm ist extrem wichtig. Das Visier sollte sauber sein und keine Kratzer haben. Nach etwa sieben bis acht Jahren sollte man schon mal an einen neuen Helm denken. Er ist die Lebensversicherung für den Kopf. Aber auch die Bekleidung und die Protektoren. Egal, ob Lederkombi oder Goretex-Anzug, es ist immer gut, alles noch mal durchzuchecken. Die Protektoren können mit dem Alter schon mal vom Material her nachlassen. Dann gewährleisten sie keine ausreichende Sicherheit mehr. Da sollte man sich gegebenenfalls die eine oder andere Neuanschaffung leisten.

Wenn wir unser Material, also Motorrad und Ausrüstung gecheckt haben, kann’s dann los gehen?

Kleinschmidt: Nicht unbedingt, denn ganz wichtig ist die eigene Fitness. Motorradfahren ist für den Körper eine physisch größere Herausforderung als Autofahren. Man braucht mehr Kraft, da man beim Motorradfahren den Körper viel einsetzt. Ein Konditionstraining ist empfehlenswert, das man vor dem Start in die Saison regelmäßig durchführen sollte, idealerweise sogar über den Winter durchzieht.

Im Motorsport braucht man vor allem, Rücken-, Beine- und Armmuskulatur. Grundsätzlich ist auch Dehnen wichtig, damit man beweglich bleibt. Übrigens, das kann man auch gut mit dem Partner/der Partnerin gemeinsam machen. Denn auch ein fitter, beweglicher Beifahrer ist ein besserer Sozius.

Motorradfahren ist nicht so sicher wie Autofahren, zumindest in der Hinsicht, dass man nicht diesen Schutzraum der Karosserie um sich herum hat. Es kann schon mal zu einem Sturz kommen, und wer fit und beweglich ist, hat einfach ein geringeres Verletzungsrisiko.

Gibt es spezielle Übungen, die Sie empfehlen könnten?

Kleinschmidt: Allgemeine Fitness, regelmäßiges Joggen oder Radfahren, wenn nicht draußen, dann auch auf einem Crosstrainer oder im Fitnesscenter. Dazu sind auch Dehnungsübungen wichtig, das sind schon mal gute Ansätze. Grundsätzlich würde ich sogar jedem ein Fahrtraining empfehlen. Notfalls können das auch Fahrübungen auf einem Parkplatz sein. Noch besser aber ist ein richtiges Motorradtraining.

Dabei geht es aber nicht nur um die körperliche Kondition, richtig?

Kleinschmidt: Genau, zur körperlichen Fitness gehört die Konzentration. Und die ist beim Motorradfahren extrem wichtig, denn ein kleiner Fehler oder eine Unaufmerksamkeit können fatale Folgen haben. Wer körperlich fit ist, wird in der Regel nicht so schnell müde und kann sich anhaltend länger konzentrieren. Entscheidend sind nämlich - im Rennsport wie auch auf der Straße - schnelle Reaktion und das antizipierende, das vorausschauende Fahren.

Viel mehr noch als beim Autofahren, denn auch wenn ich die Vorfahrt hatte, wenn ich als Motorradfahrer in einen Unfall verwickelt werde, hilft mir das leider nicht wirklich. Deswegen: Aufmerksam sein. Ich gehe da mal von mir selbst aus: Selbst wenn ich auf einer Hauptstraße fahre, und jemanden aus einer Seitenstraße ankommen sehe, rechne ich immer damit, dass er mich vielleicht nicht sieht und mir die Vorfahrt nimmt. So bereite ich mich direkt gedanklich darauf vor, was ich tun kann, um einen Unfall zu vermeiden. Ein Motorrad wird viel schneller übersehen als ein Auto. Deswegen vorausschauend fahren, damit man schneller reagieren kann.

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