Suzuki V-Strom 1000 im Test Japanerin in der goldenen Mitte
In ferne Länder fahren, auf langen Autobahnetappen Kilometer fressen und hier und da auch mal eine Schotterpiste mitnehmen: Reiseenduros sind nach wie vor schwer angesagt, der Boom ungebrochen. Suzuki hat seit dieser Saison mit der neu aufgelegten V-Strom 1000 für all diejenigen eine interessante Alternative im Modellprogramm, denen die dicken Reisedampfer um 1200 Kubik zu schwer sind und die 800er-Klasse zu wenig Power hat. Eines schon mal vorweg: Die Japaner treffen mit der "Stromerin" die Goldene Mitte.
Suzuki wollte das Wettrüsten in Sachen Kubik und Pferdestärken bewusst nicht mitmachen, stattdessen eine leistungsstarke, relativ leichte und handliche Maschine entwickeln. Die Eckdaten lassen schon mal aufhorchen: 228 Kilogramm vollgetankt, 100 PS aus einem 1037 Kubik V2-Motor bei 103 Newtonmeter Drehmoment, die schon bei 4000 Umdrehungen anliegen. Satter Durchzug bereits auf den ersten Metern ist schon auf dem Datenblatt garantiert.
Suzuki V-Strom: markanter Auftritt
Doch nicht nur technisch, auch optisch grenzt sich die Suzuki ab. Die Maschine wirkt längst nicht so bullig wie der Marktführer BMW R 1200 GS oder eine Triumph Tiger Explorer, baut deutlich schmaler. Markant ist der vertikal angebrachte Frontscheinwerfer, auf Speichenräder haben die Entwickler zugunsten der Straßentauglichkeit verzichtet.
Doch genug der Theorie, die Suzuki will gefahren werden. Angenehm fühlt sich zunächst einmal die komfortable, aber nicht zu weiche Sitzbank an. Beim Druck auf dem Startknopf erwacht der V2 zum Leben. Wer jetzt ein standesgemäßes Bollern erwartet, wird ein wenig enttäuscht. Der Sound aus dem Zwei-in-Eins-Auspuff hätte ruhig kerniger sein können.
Wer dann aber mit der V-Strom losfährt, muss einfach begeistert sein. Die Maschine weckt viel Vertrauen, nach wenigen Metern hat man das Gefühl, nie ein anderes Motorrad gefahren zu haben. Draufsitzen, losfahren und sich wohlfühlen lautet das Motto. Lenker und Fußrasten sind dort, wo der Fahrer sie selbst angebracht hätte. Das Cockpit mit dem großen, runden Drehzahlmesser hat der Fahrer bestens im Blick.
Angenehm aufrechte Sitzposition
Die Sitzposition ist angenehm aufrecht, dabei aber nicht zu passiv. Der Kniewinkel auf der 850 Millimeter hohen Sitzbank fällt ebenfalls angenehm aus. Groß gewachsene Fahrer sollten aber doch eher zur hohen Variante aus dem Zubehörsortiment greifen.
Bei der Motorcharakteristik haben die Ingenieure ganze Arbeit geleistet. Das Aggregat schiebt beim kleinsten Dreh am Gasgriff wuchtig voran, verwöhnt mit reichlich Power im mittleren Drehzahlbereich. Vor allem auf kurvigen Landstraßen entfaltet der Motor seine Stärken. Selbst engste Passagen lassen sich dank des weitgespannten Drehzahlbandes im dritten oder vierten Gang durchfahren. Kettenschlagen? Das kennt die Suzuki nicht.
Wuselig wie eine 800er ist die Maschine beim Landstraßenräuber zwar nicht, doch das Motorrad lässt sich spielerisch von einer Kurve in die anderer dirigieren. Das Sechsganggetriebe flutscht dabei ohne zu hakeln. Und das voll einstellbare Fahrwerk lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, auch wenn es sehr sportlich zur Sache geht. So kann sich der Fahrer immer auf das Wesentliche konzentrieren: das Fahren.
Zweistufige Traktionskontrolle an Bord
Und wenn es doch einmal eng wird auf der Landstraße oder Autobahn, bringen einen die zweistufige Traktionskontrolle und die bissig zupackenden ABS-Bremsen wieder auf Kurs. Apropos Autobahn: Längere Etappen sind kein Problem, wobei bei höheren Drehzahlen beziehungsweise Geschwindigkeiten der Suzuki ein wenig die Puste ausgeht. Vorbildlich ist wiederum der Windschutz: Durch Drücken auf die Tourenscheibe lässt sich die Position während der Fahrt kinderleicht in der Neigung verstellen. Einfach und funktionell - so soll es sein.
Fazit Suzuki V-Strom
Mit der neuen V-Strom 1000 hat Suzuki nach langer Durststrecke endlich wieder ein tolles Motorrad auf die Räder gestellt. Sie hat von allem genug, aber von nichts zu viel. Sie taugt bestens für die lange Reise und als guter Kumpel im Alltag.
Wäre da nicht der Preis: 12.290 Euro Grundpreis sind für die V-Strom fällig. Greift man dann noch zu einigen sinnvollen Zubehörartikeln (Hauptständer, Handprotektoren usw.), ist man schnell bei 13.000 oder gar 14.000 Euro und nicht mehr weit entfernt vom Preis einer GS. Um den Käufer vollends zu überzeugen, hätte Suzuki hier noch schärfer kalkulieren müssen. Der Hersteller hat bereits reagiert und zumindest bis Ende September das Sondermodell V-Strom 1000 ABS "BIG" im Programm mit vielen Extras inklusive und deutlichem Preisvorteil gegenüber dem Basismodell.