Bewiesen Wohin geklaute Fahrräder verschwinden
Das Fahrrad wurde geklaut – und nun? Wird es in fremde Städte gebracht, über Grenzen geschmuggelt? Oder steht es beim nächsten Händler? Forscher wissen es.
Amsterdam ist ein Paradies für Radfahrer: mehr Fahrräder als Einwohner, perfekt ausgebaute Radwege, unzählige Abstellplätze. Doch die Kehrseite des Fahrradtraums ist ein großes Problem: Mehr als 80.000 Fahrräder werden hier jährlich gestohlen. Was passiert mit den gestohlenen Rädern? Ein Forscherteam aus Amsterdam und den USA hat den Weg des Diebesguts verfolgt – mit erstaunlichen Ergebnissen.
Mit GPS-Trackern auf Spurensuche
Die Forscher des AMS-Instituts in Amsterdam und des MIT in Cambridge (USA) haben 100 gebrauchte Fahrräder mit GPS-Trackern ausgestattet. Die Räder wurden an beliebten Plätzen in der Stadt abgestellt und gesichert. Dann hieß es warten. Nicht lange: Innerhalb von sechs Monaten wurden 70 der 100 Räder gestohlen. Die Ortungsgeräte lieferten wertvolle Informationen über die Bewegungen der gestohlenen Räder.
Die Wege der gestohlenen Räder
Die meisten Diebstähle ereigneten sich nachts gegen drei Uhr, vor allem montags und mittwochs. Bei vielen gestohlenen Rädern waren bereits nach wenigen Fahrten Muster erkennbar. Die Forscher schlossen daraus, dass die Räder wieder im Alltagsverkehr eingesetzt wurden – oft von Menschen, die wahrscheinlich gar nicht wussten, dass sie ein gestohlenes Rad fuhren.
Interessant: Die meisten Fahrräder blieben im Zentrum von Amsterdam. Nur zwei Räder verließen die Stadtgrenze. Einige der gestohlenen Räder tauchten später in Second-Hand-Läden auf. Dort wurden die GPS-Tracker teilweise deaktiviert – offenbar ein Hinweis darauf, dass einige Händler über die Herkunft der Räder Bescheid wussten.
Hotspots des Fahrraddiebstahls
Nach wie vor sind Bahnhöfe, Einkaufsstraßen und belebte Plätze bevorzugte Ziele von Fahrraddieben. Besonders betroffen sind Großstädte, aber auch grenznahe Regionen. Experten vermuten, dass viele gestohlene Räder aus den Grenzregionen in Richtung Osteuropa transportiert werden.
Kann man Diebstahl verhindern?
Ein Schloss allein schreckt Diebe selten ab. Die Studie legt nahe: Ein GPS-Tracker kann helfen. Für rund 30 Euro lassen sich kleine Geräte unauffällig am Fahrrad anbringen, die per App den Standort ans Smartphone melden. So kann der Besitzer sein Rad leichter wiederfinden – vorausgesetzt, der Tracker wird nicht entdeckt und entfernt.
Wer sein Rad sucht, bleibt besser vor Ort
Die Amsterdamer Studie zeigt: Fahrräder bleiben meist in der Nähe des Diebstahlsortes. Wer sein Rad vermisst, sollte sich zunächst in der Umgebung umsehen – und einen Blick in die lokalen Second-Hand-Läden werfen. Mit etwas Glück und einem GPS-Tracker könnte die nächste Radtour schneller wieder möglich sein, als man denkt.
- journals.plos.org: "Tracking stolen bikes in Amsterdam" (Englisch)