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THG-Prämie: So machen Sie mit einem E-Auto Kasse


THG-Prämie
So verdienen Sie Geld mit Ihrem E-Auto

Von dpa, ccn

Aktualisiert am 02.10.2023Lesedauer: 4 Min.
Lukrativ: Halter eines Elektroautos können mit einem CO2-Zertifikat mehr als 400 Euro im Jahr verdienen.Vergrößern des Bildes
Lukrativ: Halter eines Elektroautos können mit einem CO2-Zertifikat mehr als 400 Euro im Jahr verdienen. (Quelle: Christoph Dernbach/dpa)

Wer nach "Treibhausgasminderungsquote" oder "THG-Quote" sucht, stößt auf Anzeigen, die E-Auto-Besitzern Prämien von über 300 Euro im Jahr versprechen. Was steckt dahinter?

Ein E-Auto fahren und dabei Geld verdienen: Das ist seit Anfang 2022 mit der THG-Quote möglich. Was Sie über die Quote wissen müssen.

Kurz erklärt: Das ist die THG-Quote

Mit der Treibhausgasquote (kurz THG) will der Gesetzgeber schädliche Gase im Straßenverkehr reduzieren. Dazu sollen E-Autos und umweltfreundlichere Kraftstoffe attraktiver werden, und das funktioniert mit einem Rechentrick: Mineralölfirmen müssen CO2 einsparen und können dafür eine Quote an emissionsarmen Kraftstoffen auf den Markt bringen.

Da die Quoten nicht erfüllt werden können, kommen Elektroautofahrer ins Spiel: Sie leisten mit ihren bei der Fahrt emissionsfreien Autos einen Beitrag zum Klimaschutz. Deshalb können sie die CO2-Einsparung ihrer Autos zertifizieren. Diese können sie an die quotenpflichtigen Firmen verkaufen, die damit ihr Soll erfüllen.

Für welche Fahrzeuge gelten die Prämien?

Man muss ein Auto mit reinem Batterieantrieb, einen größeren Elektroroller oder ein S-Pedelec (ab 45 km/h) besitzen und einen Fahrzeugschein vorlegen können. Plug-in-Hybride sind ausgeschlossen, weil sie auch mit fossilem Kraftstoff betankt werden können.

Wer bezahlt diese Prämien?

Im Gegensatz zu den staatlichen Kaufprämien für E-Autos stammen die THG-Prämien nicht aus Steuermitteln, sondern von der Mineralölwirtschaft. Die THG-Quote verpflichtet nämlich Mineralölunternehmen dazu, ihren CO2-Ausstoß von Jahr zu Jahr zu senken. Und wenn sie das nicht aus eigener Kraft schaffen, müssen sie zahlen.

Um die Quote zu erfüllen, haben die Konzerne bislang vor allem dem herkömmlichen Sprit Biokraftstoff beigemischt – beim Benzin in Deutschland bis zu zehn Prozent (E10), beim Diesel bis zu sieben Prozent (B7).

Mit vorgeschriebenen jährlich steigenden Minderungsquoten fällt es Aral, Shell und Co. immer schwerer, nur mit dem Biosprit um Strafzahlungen herumzukommen. Ein Ausweg: Die Konzerne können Verschmutzungsrechte von sauberen Akteuren einkaufen, um die gesetzlichen Vorgaben zumindest auf dem Papier zu erfüllen. Die reichen die Kosten weiter: Bezahlen müssen am Ende diejenigen, die noch immer mit einem Verbrennungsmotor unterwegs sind.

Der Weg: Handel mit CO2-Zertifikaten

Der Handel mit CO2-Zertifikaten war bislang Unternehmen vorbehalten. In Deutschland profitierten vor allem Energieversorger von den Ausgleichszahlungen. Mit einem vergleichsweise hohen Anteil von erneuerbaren Energien im deutschen Strommix bleiben sie deutlich unter den erlaubten Verschmutzungsgrenzen und können eingespartes CO2 als Emissionszertifikat an die Mineralölkonzerne verkaufen. Seit Jahresbeginn 2022 dürfen in Deutschland auch Privatleute bei diesem Geschäft mitmischen.

Damit sich das Umweltbundesamt nicht mit unzähligen Einzelanträgen herumschlagen muss, kommen Zwischenhändler ins Spiel, die die Formulare zur CO2-Minderung bündeln und diese dann im Paket prüfen lassen, um sie dann auf dem Markt anzubieten.

Hier gibt es die Prämien

Neben den klassischen Stromversorgern und Mobilitätsanbietern sammeln rund 40 Start-up-Unternehmen wie Emobia, Klima-Quote.de oder Fairnergy die THG-Quoten ein und überweisen an die Halter eines E-Autos jeweils teils mehr als 400 Euro im Jahr pro Fahrzeug. Inzwischen bieten auch Vergleichsportale wie Verivox eine gute Übersicht über die verschiedenen Anbieter.

So finden Sie den richtigen Anbieter

Den passenden Anbieter wählt man am besten in Ruhe und mit kritischem Blick. Im Fokus: die Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Vorsicht ist laut Automobilclub ACE angebracht, wenn besonders lange Vertragsbindungen oder Festbeträge im Spiel sind. Denn es sei davon auszugehen, dass die Preise am Markt steigen. Dann profitierten hier nur die Anbieter.

Positiv seien Angebote zu sehen, die neben einer garantierten Mindestauszahlung einen zusätzlichen Gewinn bieten. Auch Händler, die die Höhe ihrer Provision transparent machen, bewertet der ACE als seriös.

Welche Zuschüsse gibt es und wer kann sie geltend machen?

Aktuell und voraussichtlich bis 2030 gibt es laut ACE Zuschüsse von bis zu 400 Euro. Geltend machen können diese Fahrzeughalter, die im Fahrzeugschein genannt sind. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Fahrzeug gekauft, geleast oder finanziert wurde. Es geht auch bei Gebrauchtwagen. Allerdings auch nur einmal im Jahr: Hat das der Vorbesitzer schon gemacht, geht es nicht noch einmal.

Es gibt generell zwei Erlösmodelle für den Autofahrer – Bestpreis oder Festpreis. Beim Bestpreis-Verkauf wird auf den Echtzeithandel auf dem Quotenmarkt gesetzt und zum bestmöglichen Tarif abgestoßen. Das können pro Tonne CO2 zwischen 150 und 580 Euro sein. Abzüglich der Provision bekommen Sie als Fahrer 240 bis 350 Euro pro Auto und Jahr.

Und die Steuern? Mittlerweile handelt es sich bei dem Geschäft mit den Quoten um eine steuerfreie Nebeneinkunft gemäß Paragraph 233 Nr. EStG.

THG-Prämie: Für Verbraucher positiv

Der ADAC begrüßt die Quotenregelung: "Aus Verbrauchersicht ist es positiv zu bewerten, dass mit der zusätzlichen Anrechenbarkeit von elektrischem Strom der Wettbewerb um kosteneffiziente Treibhausgasminderungen für Energie im Verkehrssektor gefördert wird", erklärte der Automobilclub, der selbst auch als THG-Dienstleister aktiv ist.

Klimaschutz profitiert wenig

Differenzierter sieht man die THG-Quote für Elektroautos bei Umweltschutzverbänden. "Sie ist nicht schädlich, aber bringt den Klimaschutz leider viel zu wenig voran", sagt Tobias Austrup, Experte für Mobilität bei Greenpeace. "Rund 300 Euro sind ein zu mickriger Anreiz, um auf Elektromobilität umzusteigen." Die staatliche Kaufprämie sei allein 20-mal so groß. "Ich müsste dieses E-Auto also 20 Jahre lang fahren, um eine vergleichbare Förderung zu erhalten. Das bringt also nicht wahnsinnig viel."

Für einen schnellen Umbau der Mobilität fordert Greenpeace andere Instrumente. "Eine Neuzulassungssteuer für Autos mit hohem Spritverbrauch würde einen deutlichen Fortschritt bringen. Das zeigen etwa Erfahrungen aus den Niederlanden, wo gleich beim Kauf oder bei der Erstanmeldung eines besonders klimaschädlichen Verbrenners auch mal 20.000 Euro oder mehr fällig werden." Das habe die Autoflotte dort viel klimafreundlicher gemacht.

E-Auto-Fahrer sollten die Prämie mitnehmen

Mit der Regelung sollten eigentlich die Mineralölkonzerne motiviert werden, sich zu wandeln, sagt Austrup. "Die THG-Quote erzeugt diesen Transformationsdruck nicht. Es handelt sich eher um ein klassisches Freikaufen." Er rät trotz aller Bedenken jedem Elektroautofahrer, diese Prämie mitzunehmen. "Die Quote fällt sonst an den Staat zurück. Und der wird sie dann irgendwann versteigern. Die Mineralölkonzerne kommen also so oder so an diese Quote."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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