Autotest Der Porsche Targa ist ein Cabrio für Unentschlossene
Berlin (dpa-infocom) - Ungeschützt im Fahrtwind oder vom schönen Wetter völlig abgeschottet - wie man es auch dreht und wendet: Sowohl Cabrios als auch Coupés haben gravierende Nachteile.
Das haben die Autohersteller längst erkannt und deshalb die sogenannten Cabrio-Coupés entwickelt: Autos wie der Mercedes SLC oder der BMW 4er haben dafür ein Klappdach aus Kunststoff bekommen und versuchen so das Beste aus zwei Welten zu vereinen.
Das kann man machen, führt aber in der Regel zu unglücklichen Proportionen und zu Abzügen bei der Praxistauglichkeit. Denn der hintere Übergang wird wegen des sperrigen Dachs meist zu groß und der Kofferraum zu klein. Kein Wunder, dass viele dieser Fahrzeuge bereits wieder vom Markt verschwunden sind. Wie es anders geht, zeigt Porsche - und das schon seit den 1960ern. Denn da haben die Schwaben den 911 zum ersten Mal als Targa angeboten.
Damals eigentlich nur eine Notlösung, um trotz der strengen US-Vorschriften auch für Amerika eine offene Version des Sportwagens verkaufen zu können, ist daraus wegen des charakteristischen Bügels über der Kabine ein Designobjekt und Kultmodell geworden, das längst genauso viele Kunden findet wie das klassische Cabrio. Deshalb lässt sich Porsche auch bei der aktuellen Generation des 911 nicht lange bitten, und reicht nun zu Preisen ab 128.486 Euro als dritte Karosserievariante wieder einen Targa nach.
Gebügelt, gelüftet und unter der Haube
Dafür kombinieren die Autobauer ein mit Stoff verkleidetes Festverdeck über der ersten Reihe mit einer Glaskuppel über dem Heck und lassen dazwischen einen silbern lackierten Bügel stehen, der das Urmodell aus den Sechzigern zitiert. Bei schlechtem Wetter oder niedrigen Temperaturen geht es damit im Targa lichter zu als in jeder anderen Version des 911, und besser nach hinten schauen kann man auch. Und sobald es draußen nach Frischluft-Vergnügen aussieht, kann man auf Knopfdruck die vordere Hälfte öffnen und so Luft und Licht hereinlassen, ohne dass starker Wind eindringt oder die Sonne auf einen nieder brennt.
Musste man für diese Transformation beim ersten Targa noch aussteigen und von Hand das Dachelement ausbauen, erledigt das jetzt eine ausgeklügelte Mechanik. Sie hebt den gläsernen Heckdeckel an, lässt das Vorderteil darunter verschwinden und schließt die Kuppel danach wieder. Der automatisierte Vorgang sieht zwar spektakulär aus, hat aber einen Haken: Öffnen und schließen dauert doppelt so lange wie beim normalen Cabrio und funktioniert nur im Stand statt bis Tempo 50.
Unter dem Blech ein Elfer wie alle
Zwar leistet sich der Targa einen eigenen Aufbau, bleibt beim Antrieb aber der Familie treu: Es gibt den Targa4 und Targa 4S immer mit Allrad, nur auf ausdrücklichen Wunsch als Handschalter und immer mit einem drei Liter großen Boxer-Motor. Der leistet im Grundmodell 283 kW/385 PS und kommt auf 450 Nm und geht im Targa 4S mit 331 kW/450 PS und 530 Nm zu Werke. Das reicht für einen Sprint vom 0 auf 100 km/h in bestenfalls 3,6 Sekunden und bei Vollgas für 304 km/h. Doch so beeindruckend diese Werte sind, ist es weniger das Tempo, das den Elfer ausmacht. Vielmehr ist es die präzise und trotzdem ungeheuer leidenschaftliche Art, auf die er dabei bewegt werden kann. Und mit offenem Dach fühlt sich das alles gleich noch eine Spur intensiver an. So kann man es mit genauso viel Spaß sogar etwas langsamer angehen lassen. Nur zu langsam mag es der Targa nicht. Denn ausgerechnet beim gemächlichen Bummel mit 70 bis 90 km/h staut sich bei offenem Dach die Luft mit einem unangenehmen Wummern unter der Glaskuppel.
Fazit: Das Beste aus beiden Welten und trotzdem keine leichte Entscheidung
Viel Licht an kalten Tagen und wohl dosierte Winde gegen die Sommerhitze - für Pragmatiker vereint der Targa wohl das Beste aus Coupé und Cabrio. Porsche hilft damit all jenen 911-Kunden, die sich nicht für eine der beiden Grundvarianten entscheiden können. Zumal es bei der Fahrdynamik keine Unterschiede gibt und man für die Standzeit während der Verdeck-Betätigung mit einem schmucken Spektakel entlohnt wird. Wenig Einfluss auf die Wahl dürfte jedoch der Preis haben. Denn der Targa kostet auf den Cent genauso viel wie das Cabrio.
Datenblatt: Porsche 911 Targa 4S
Motor und Antrieb | Sechszylinder-Boxer-Turbo-Benzindirekteinspritzer |
Hubraum: | 2981 ccm |
Max. Leistung: | 331 kW/450 PS bei 5700 U/min |
Max. Drehmoment: | 530 Nm bei 2300 bis 5000 U/min |
Antrieb: | Allradantrieb |
Getriebe: | 8-Gang-Doppelkupplung |
Maße und Gewichte | |
Länge: | 4519 mm |
Breite: | 1852 mm |
Höhe: | 1301 mm |
Radstand: | 2450 mm |
Leergewicht: | 1675 kg |
Zuladung: | 410 kg |
Kofferraumvolumen: | 132 Liter |
Fahrdaten: | |
Höchstgeschwindigkeit: | 304 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h: | 3,6 s |
Durchschnittsverbrauch: | 9,9 Liter/100 km |
Reichweite: | 670 km |
CO2-Emission: | 227 g/km |
Kraftstoff: | Super |
Schadstoffklasse: | Eu6d |
Energieeffizienzklasse: | k.A. |
Kosten: | |
Basispreis des Porsche 911 Targa 4: | 128.486 Euro |
Grundpreis des Porsche 911 Targa 4S: | 140.327 Euro |
Typklassen: | k.A. |
Kfz-Steuer: | 324 Euro/Jahr |
Wichtige Serienausstattung: | |
Sicherheit: | Sechs Airbags, Notbremsassistent, Nässe-Fahrprogramm, LED-Scheinwerfer |
Komfort: | Klimaautomatik, Touchscreen-Navigation, digitale Instrumente, elektrisches Verdeck |
Spritspartechnik: | Start-Stopp-Automatik |
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke