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Auto: Warum Chinas Macht über Fahrzeuge nicht zu bremsen ist – Drei Gründe


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Das Rennen um Platz eins
Drei Gründe: Warum Chinas Auto-Macht nicht zu bremsen ist


Aktualisiert am 06.09.2019Lesedauer: 4 Min.
Fließband des Herstellers BBA: China ist mit Abstand der wichtigste Automarkt der Welt.Vergrößern des Bildes
Fließband des Herstellers BBA: China ist mit Abstand der wichtigste Automarkt der Welt. (Quelle: Xinhua/imago-images-bilder)
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Jeder dritte Neuwagen weltweit wird an einen Chinesen verkauft. Dieser Mega-Markt allein macht Chinas Autoindustrie aber nicht zur Gefahr für unsere Autobauer – es sind drei ganz andere Gründe.

Fast 24 Millionen der weltweit 83 Millionen Autos wurden 2018 in China verkauft – knapp jedes dritte also. Der riesige Markt wirft ebenso riesige Gewinne ab – auch für BMW, Daimler und den VW-Konzern, die dort ein Drittel ihrer Autos an den Kunden bringen.

Chinas Automarkt in schwerer Krise

Was passiert, wenn der größte Pkw-Markt der Welt einbricht, kann sich jeder denken. Und genau das ist gerade der Fall. In diesem Jahr kaufen die Chinesen nur noch 20,7 Millionen Autos, im kommenden Jahr wird die Zahl nochmals sinken. Frühestens für das Jahr 2021 wird eine Entspannung erwartet.

Und doch ist dieser Einbruch noch das kleinere Übel. Ein viel größeres Problem schildern Analysten des Beratungsunternehmens Boston Consulting in einer neuen Studie, über die zuerst das "Handelsblatt" berichtete.

Chinesen revolutionieren ihr Verkehrssystem

Denn China reiße das Lenkrad derzeit radikal um. Es steuere sein Verkehrssystem konsequent in Richtung Zukunft. Eine Zukunft der E-Autos, des autonomen Fahrens und der modernen Mobilitätsdienste – Technologiebereiche, in denen deutsche Unternehmen noch im ersten Gang fahren. Der Richtungswechsel kommt mit Vollgas, mit klugen Konzepten – und mit mächtiger Unterstützung für die heimischen Unternehmen.

Den ausländischen Herstellern bleibt da nur der Standstreifen. Mit Design, Motoren, Verarbeitung – traditionelle Tugenden des deutschen Autobaus – lässt sich künftig nicht mehr so stark punkten wie bisher.

Das ist in Deutschland nicht anders, wie eine aktuelle Umfrage des IT-Branchenverbands Bitkom zeigt: Vernetzung und moderne Assistenten sind Autokäufern demnach wichtiger als Motorleistung, Marke und Design. Und nur noch jeder dritte Autokäufer (38 Prozent) sagt, das Auto sei für ihn ein Statussymbol.

Nun können sich die Autobauer diesem Wandel anpassen oder sie lassen es eben bleiben. In China sieht das etwas anders aus. Dort macht man es den ausländischen Herstellern einerseits zunehmend einfacher, ihre Autos zu fertigen und zu verkaufen. Was die alles entscheidenden Zukunftstechnologien angeht, sieht Boston Consulting aber "beachtliche neue Hemmnisse" für ausländische Konzerne.

So heißt es in der Studie: "China verfolgt eine sehr durchdachte Industriepolitik und verständlicherweise liegt der Regierung der nachhaltige Erfolg von heimischen Playern sehr am Herzen."

Diese Hemmnisse erläutern die Autoren an drei Beispielen.

Grund 1: Kooperation als einzige Chance

Ohne hochauflösende 3D-Karten sind selbst die intelligentesten Roboterautos komplett orientrierungslos. Da ist sich die Branche weitgehend einig. Wer Chinas endlose Straßen aber auf exakten Karten wiedergeben will, braucht dafür eine Lizenz – und genau diese Lizenz hat bislang kein ausländisches Unternehmen erteilt bekommen. Damit ist klar: Der einheimische Markt für autonome Autos bleibt in den Händen chinesischer Hersteller. Wer mitmischen will, muss kooperieren – und die Spielregeln befolgen.

Grund 2: Gesättigte Märkte

Wer hier mitspielen will, darf aber auch nicht zu spät kommen. Ein gutes Beispiel dafür sind Mitfahrdienste, auch in China mit seinen 1,4 Milliarden Einwohnern ein riesiges Geschäft – gerade in den Mega-Cities wie Chongqing (29 Millionen Einwohner), Shanghai (23 Millionen) oder Peking (20 Millionen). Deren Einwohner trennen sich zunehmend wieder vom eigenen Auto und steigen um auf Mitfahrt-Anbieter.

So groß wie der Markt ist, so winzig sind wiederum die Eintritts-Chancen. Denn der Markt wird beinahe komplett von einem Unternehmen bestimmt: Didi Chuxing (2012 gegründet, 9.000 Mitarbeiter, 31 Millionen Fahrer). Das Unternehmen bringt es auf 550 Millionen Nutzer, neun von zehn On-demand-Fahrten in China werden von Didi abgewickelt. Anderen bleibt da kaum eine Chance. Selbst Uber (USA), der bekannteste Anbieter der Welt, musste das einsehen. Im August 2016 wurde Uber China von Didi übernommen – die Amerikaner hatten kapituliert. Ein neuer ernstzunehmender Herausforderer ist nicht in Sicht, der einheimische Anbieter wird auf lange Sicht allein den Markt beherrschen.

Grund 3: Hohe Innovationskraft

Die Staatsführung hat erkannt, dass die schmutzige Luft ein massives Problem geworden ist – und saubere Luft ein Zukunftsmarkt. Systematisch will sie deshalb den Straßenverkehr elektrifizieren. Dazu unterstützt sie die heimische Industrie entsprechend.

Schon 2025 (also in sechs Jahren) soll etwa jeder vierte Neuwagen in China ein E-Auto sein – 5,5 Millionen Stück pro Jahr. Und 80 Prozent davon sollen chinesische Fabrikate sein. Das verlangt Chinas Staatsführung.

Dass Chinas Autoindustrie dafür gerüstet ist, wird in der Branche schon seit Längerem kaum mehr angezweifelt. Und es wird durch eine neue Studie des deutschen Center of Automotive Management (CAM) einmal mehr bestätigt.

Demnach ist Tesla (USA) im Bereich der reinen E-Autos zwar bei der Innovationsstärke führend, allerdings gefolgt von den chinesischen Herstellern BYD und BAIC – und nicht etwa von den deutschen Marken. Ein Fazit der Untersuchung: Chinesische Firmen setzen die etablierten Hersteller "unter enormen Innovationsdruck".


Den deutschen Autobauern raten die Autoren von Boston Consulting zu engerer Zusammenarbeit mit chinesischen Start-ups, um sich im fernen Osten zu behaupten. Und allem Wandel, aller Digitalisierung zum Trotz: "Werte wie Qualität, Verlässlichkeit und stilvolles Design bleiben wichtig."

Verwendete Quellen
  • CAR Universität Duisburg-Essen
  • Center of Automotive Management (CAM)
  • Nachrichtenagentur SP-X
  • Statista
  • handelsblatt.com
  • Eigene Recherche
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