Fiat Strada Pick-up mit charmantem Wohlfühlfaktor
Ein Pick-up im deutschen Stadtverkehr. Ist das einfach nur unsinnig oder kann das gutgehen? Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht - und einige hundert Kilometer mit dem Fiat Strada Lumberjack runtergerissen.
Fiat Strada Lumberjack: exotischer Name
Etwas irritierend: Warum nennt man ein Fahrzeug, dass auch für raues Terrain gedacht ist "Strada" (Straße)? Um ein bisschen Lifestyle wehen zu lassen, hat sich Fiat mit dem Outdoor-Ausstatter Lumberjack zusammengeschlossen. Heißt: Bisschen Beplankung, Schriftzüge ("Adventure") und Teillederausstattung. Ein bisschen Straße, ein bisschen Adventure eben.
Kein Pick-up-Monster
Der erste Eindruck: So groß ist er (zum Glück) ja gar nicht. Und in der Tat: Mit 4,45 Meter Länge und 1,70 Metern Breite ist er doch um einiges entfernt von den bekannten US-Fullsize-Pick-ups wie zum Beispiel dem Ford F-150. Angenehm fällt die erhöhte Sitzposition des gut 1250 Kilo schweren Wagens auf, die insbesondere bei längeren Etappen eine ordentliche Portion Souveränität aufkommen lässt.
Wie in den 90er Jahren
Innen hat sich der Italo-Pick-up den Charme der neunziger Jahre bewahrt. Graues - immerhin nicht gräuliches - Plastik, klobige Drehregler für die Klimatisierung und klotzige Tasten für die Einheit, die man heute Infotainment nennen würde. So etwas hieß einmal "Radio-/CD-Kombination". "Robust und zweckmäßig" nennt Fiat diese Ausstattung. Ein nettes Gimmick sind die Rundinstrumente auf dem Armaturenbrett, die Kompass und Neigungsmesser darstellen.
Dieselmotor ist kräftig...
Eine Überraschung im doppelten positiven Sinne ist der Vierzylinder-Diesel. Der 1,3 Liter große JTD Multijet treibt den Fronttriebler deutlich forscher an, als es die 95 PS und 200 Newtonmeter auf dem Datenblatt vermuten lassen. Selbst auf Autobahnen muss niemand Angst haben, sich hinter LKW einreihen zu müssen.
...und sparsam zugleich
Überraschung Nummer zwei in Sachen Motor: Das Aggregat ist selbst mit fünf Gängen sparsamer als vermutet. Nach 800 Kilometern flossen im Schnitt nur gut fünfeinhalb Liter Diesel durch die Leitungen - obwohl der Lumberjack-Strada naturgemäß alles andere als ein guter cw-Wert-Perfomer ist.
Einparken für Fortgeschrittene
Negative Überraschung: Einparken mit dem Strada erfordert Mut, Geduld und Augenmaß. Die Länge des Fahrzeuges lässt sich mit einem Blick nach hinten kaum abschätzen, Parksensoren waren nicht vorhanden. Also erst einmal vorsichtig ein Stück rein in die Parklücke, Leerlauf rein, aussteigen und mal hinten nachschauen, wie viel Platz bis zur nächsten Stoßstange noch ist. Und dann erst behutsam zurücksetzen. Immerhin ist der Wendekreis mit 10,7 Metern moderat.
Der Fiat ist auch ein Nutzfahrzeug
Ansonsten trumpft der Fiat mit viel Nutzwertigkeit auf. Die Ladeklappe ist bis zu 300 Kilo belastbar (Pritschenhöhe sind 51 Zentimeter). 665 Kilogramm Nutzlast (inklusive Fahrer) sollten ebenfalls ausreichen, um die 0,8 Kubikmeter fassende Pritsche zu befüllen.
Kaum Konkurrenten
Was dennoch für den Lumberjack spricht. Das Fahrzeug ist hierzulande nahezu konkurrenzlos. Mitsubishi L200, Mazda BT-50, Nissan Navara oder VW Amarok sind deutlich größer und dementsprechend teurer. Ab 17.400 Euro ist der Strada Adventure (der Basis für die "Lumberjack-Ausstattung ist) zu bekommen.